Damit schrieb der Dresdner «Tatort» Krimigeschichte: 2016 trat das erst von Anfang an weibliche Ermittlerinnen-Duo ihren Dienst an. Seither hatten starke Frauenfiguren sich in Dresden stets gegen den etwas überdrehten Chef Peter Schnabel (Martin Brambach) durchzusetzen – mit kühler, weiblicher Logik.
Das hat am Anfang mässig funktioniert, zuletzt aber immer besser. Doch mit der neuen Folge am Sonntag wird die DNA in Dresden nochmals komplett verändert: In die Fussstapfen von Karin Hanczewski, die bis vor kurzem Ermittlerin Karin Gorniak spielte, tritt Chef Schnabel selbst. Neben Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) muss der Kommissariatsleiter plötzlich solide Polizeiarbeit leisten, was den Krimi – das muss man leider sagen – nicht auf eine solide Basis stellt.
Am Thema, das hier in jeder Kameraeinstellung und jedem Dialog beinahe schulbuchmässig ein Spotlight erhält – den Umgang mit Heimkindern vor dem Hintergrund von Personalmangel und knappen Ressourcen – liegt es nicht. An Schnabel schon eher. Dem geht das Schicksal der Heimkinder näher als seiner Kollegin. Meist steht er apathisch daneben, als das Duo damit beauftragt wird, den Tod einer Heimbewohnerin aufzuklären. Überragend dagegen der 21-jährige Florian Geisselmann als explosiver Heimjunge Pascal. Ohne ihn hätte man fast vergessen, dass es neben dem Bemühen ein Bild der Gesellschaft zu beschreiben im «Tatort» auch noch um gutes Schauspiel geht.
«Tatort» - «Siebenschläfer». So, 20.05 Uhr, SRF 1. Drei Sterne.
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