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Tatort-Kolumne

Sturmflut in Deutschland und ein Drama um die Klimajugend – der «Tatort» ist diese Woche in absoluter Topform

Die Episode aus der Hauptstadt von Schleswig-Holstein wird das Publikum spalten:  Wir sehen, wie sich Borowski durch moralische und ermittlungstechnische Probleme kämpft. Zwei Kommissare im Off.
Diese Frau wird gesucht!  Bloss, es scheint sie gar nicht zu geben. Borowski (Axel Milberg)  und Sahin (Almila Bagriacik) ermitteln sich ins Off.
Bild: MDR

Ein toter Ast, ein toter Vogel, an der Wasserkante ists morbide. Reale Katastrophenbilder machen den Fall für Borowski zum echten Hammerkrimi. Kurz vor Drehbeginn wurden Kiel und Hamburg von einer Sturmflut heimgesucht, nun sind die Zeugen der Zerstörung die anklagende, stumme Klammer des Films. Die Natur als Protagonistin hat ihren Weg in die Erzählung gefunden.

Gestorben wird vor den Füssen der Ermittler

Und die ist stockfinster. In «Borowski und das ewige Meer», den Kameramann Robert von Münchhofen mit seinen Naturbildern zum Glücksfall macht, herrscht Endzeitstimmung. Apokalypse in Bild und Ton, der Tod des Meeres wird poetisch durchdekliniert. Aus Verzweiflung über die Klimakatastrophe - und ein Bauprojekt an der Förde - gehen junge Menschen fast reihenweise ins Wasser, vollgepumpt mit K.o. -Tropfen, vor den Füssen der Ermittler sozusagen. Man scheint sich zum Suizid verabredet zu haben. Oder zur Selbsttötung nach Auftrag?

Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) stellen bald fest: Die Suche nach dem Anstifter scheitert an einem moralischen und ermittlungstechnischen Dilemma. Und so was das auf der Wache in Kiel noch nie: Der Gegner kann im juristischen und polizeilichen Sinne weder haft- noch fassbar gemacht werden. Was bleibt, ist Ohnmacht.

Eine Neue, nicht zu übersehen: Der Borowski-«Tatort» wird weiblich

Das fiese Gefühl verbindet die ältere Generation mit der Letzten Generation, die hier ihren Auftritt hat. Ohnmacht angesichts der Klimakatastrophe ist die Erfahrung unserer Zeit und der rote Faden eines Near-Future Thrillers.

Weiblich besetzt, dicht durch die impressionistische Kamera, dunkel gestimmt. Bis auf den neuen Fixstern, der nicht zu übersehen ist und viel verspricht, Paula Rinck (Thea Ehre), Datenforensikerin im Team Mila. Dieser «Borowski»-Krimi ist sowohl für seine Ästhetik als auch für die Dringlichkeit des Anliegens preiswürdig.

Tatort aus Kiel. 'Borowski und das ewige Meer'. So, 20.05, SRF 1.
Wir geben fünf Sterne .

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