Ach, hätten sie ihren Dienst doch so vernünftig quittiert, wie man sie in den letzten zehn Jahren als Frankfurter «Tatort»-Team ermitteln sah! Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) waren der Gegenpol zu allen Kommissariatsneurotikern. «Wir wollten ganz bewusst die Normalen sein», hatte Wolfram Koch dieser Zeitung einmal erklärt , im Wissen, dass so ein Normalo von einem exzentrischen Drehbuch auch mal «an den Rand geschoben» werde.
Das ist nun passiert. Im Fokus des letzten Falls steht ein Psychologe namens Tristan Grünfels (Matthias Brandt). Der Mann liebt die deutsche Romantik und hasst die Moderne. Die Tage verbringt er meditierend über Landschaftsbildern à la Caspar David Friedrich, anstatt sich um den kaputten Gefühlshaushalt seiner Familie zu kümmern.
Und wie soll es anders sein bei diesem typisch deutschen Exemplar eines Bildungsbürgers: Eine Parkbusse macht den sonst wohltemperierten Zeitgenossen zum Wutbürger. Mit einem Bilderrahmen erschlägt er eine Verkehrspolizistin – und ruiniert dann, angestiftet von Stimmen in seinem Kopf, sein ganzes Leben.
Es folgen quälend lange neunzig Minuten voller Schwermut und Selbstmitleid, alles zu schwülstigem Wagner-Sound. Auch Brix und Janneke finden in der aufkeimenden Liebe zueinander keine Erfüllung, schliesslich dekliniert man hier das ABC der deutschen Romantik durch. Hoffen wir, dass die Neuen – Melika Foroutan und Edin Hasanović – bei ihrem Stellenantritt 2025 mit dem Drehbuch mehr Glück haben.
Tatort aus Frankfurt – «Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh'n». Sonntag, 29. September, 20.05 Uhr, SRF1. Zwei Sterne.
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