Ein terroristische Attacke beim «Tatort» Stuttgart. Man weiss nicht recht, ob man es angemessen finden soll, angesichts des jüngsten Terrors in Magdeburg oder New Orleans, sich als Fernsehzuschauer mit fiktionalem Terror unterhalten zu lassen. Doch auch jenseits dieser moralischen Bedenken hinterlässt die Folge «Verblendung» nicht nur bei näherer Betrachtung zwiespältige Gefühle.
Denn hier wird mit sehr viel belehrendem Zeigefinger gearbeitet (Drehbuch Katharina Adler und Rudi Gaul). Eine frühere Soldatin und Gebirgsjägerin fällt auf die Propaganda herein, die ein früherer RAF-Sympathisant und Friedensbewegter, der heute als rechtsextremer Terrorist im Gefängnis sitzt, per Buch und wirrem Liedgut verbreitet.
Kaum zu glauben, dass diese Frau (gespielt von Anna Schimrigk), zusammen mit nur einem Verbündeten, ein ganzes Kinopublikum, darunter ein Staatssekretär, ein Polizeipräsident, eine Journalistin, ein «rechtspopulistischer» Politiker und Kommissar Bootz (Felix Klare), in ihrer Gewalt hält. Und dabei die Nerven verliert, völlig ausflippt, den «Globalisten» den Kampf ansagt, zittert, eiskalt mordet und zwischendrin die Liedzeilen ihres einsitzenden Helden summt: «Sei das Leben, sei das Land».
Die Autoren streuen mit Wonne die politischen Modewörter unserer Zeit ein: der Staat droht «delegitimiert» zu werden. Was Staaten ihrerseits dazu beitragen, Menschen sehr wütend zu machen, ist kein Thema.
«Tatort» aus Stuttgart: «Verblendung». Sonntag, 19. Januar 2025, SRF 1, 20.05 Uhr.
Wir geben drei von fünf Sternen.
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