Ist die Witwe echt? Sind die Waffen echt? Sind die Tränen echt?, fragen sich die Münsteraner Spassbolzen Prof. Boerne und Frank Thiel, als die Witwe, die vor Gericht einen Prozess um eine über drei Millionen schwere Lebensversicherung gewonnen hat, ihren Anwalt aufgespiesst auf einer historischen Lanze in ihrem eigenen Wohnzimmer findet.
In der Schweiz ist geschätzt jeder zehnte Versicherungsfall ein Betrug. Selbstverletzungen, Amputationen und theatralische Auftritte, es gibt nichts, was nicht schon in irgendeiner Gerichtsakte drinstehen würde. Bei diesem Fall aus Münster dürfte das nicht anders sein.
Zunächst wirkt das alles wie ein grosser Pointenspass à la Münstler auf einen skurrilen Versicherungsbetrug. Die Wunderkammer mit den exotischen Gegenständen, die der tote Gatte, ein Weltenbummler, seiner Frau nach Hause gebracht hat, werden vom kultivierten Boerne schon bald als billige Souvenirshop-Imitate enttarnt. Doch aus der eher harmlosen Hochstapler-Story entwickelt sich bald ein dichter Psychothriller. Ist der angebliche Forschergeist von Ehemann noch am Leben? Und warum schweigt die Witwe beharrlich über den Tod des Anwalts, den sie der Polizei gemeldet hat?
Die Münsteraner, deren eigener Fernsehtod laut Gerüchteküche nicht mehr lange auf sich warten lassen soll, ermitteln erstaunlich diszipliniert und weniger zotenhaft wie auch schon. Ein originelles Drehbuch mit ein paar Durchhängern und einem Osterwunder in der Weihnachtszeit, was will man mehr?
«Tatort» aus Münster. «Man stirbt nur zweimal». Vier Sterne.
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