Es ist sein vorletzter Fall. Doch schon jetzt merkt man, wie sehr das Herz nach ihm hungert. Nach Axel «Borowski» Milberg als Ganzem und nach ihm in Teilen: Nach seinem weichen, milden Gesicht, nach seiner Stimme, bei der man nie weiss: Ist dieser Grad an Einfühlung ein menschliches Talent - oder professionelle Hinterhältigkeit?
In «Borowki und das hungrige Herz» aus Kiel entwickelt nicht nur die Axel Milberg-Fangemeinde einen Hungerast nach einem, der uns bald abhandenkommen wird. Auch die Hauptpersonen hungern, nach Zuwendung, nach Liebe, nach Sex. Eben ist eine Steuerfachfrau aus Liebes-Hunger, oder was sie dafür hielt, in ihrer Wohnung elend und akustisch einvernehmlich verreckt, mit im Bett sechs weitere Liebesüchtige. Die Nachbarn haben mitgezählt. Ein Gangbang eben.
Die andere Süchtige, Nele, ihre Komplizin (Laura Balzer) ist noch einmal davongekommen. Und das wird ein Problem, nicht nur ihres. Denn bald hängt sich Nele Borowski an den Hals, und Milberg muss alle Talente aufbieten, um sie von Selbstmord und Schlimmerem abzuhalten. Das Drehbuch ist hier fantasievoll.
Der vorletzte Fall von Klaus Borowski entwickelt sich im Laufe der allzu langfädigen Geschichte zum emotionalen Duell zwischen dem Ermittler und der liebesüchtigen Nele. Dass die junge Balzer dabei mindestens das Format des älteren Milberg hat, macht den Kern des Krimis konsistent. Dass bis auf diesen aber allzu viel angespielt und nur wenig ausgearbeitet wird, mildert den Abschiedsschmerz. Beträchtlich sogar.
«Tatort- Borowski und das hungrige Herz». Sonntag, 20.05. SRF 1.
Wir geben drei von fünf Sternen.
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