Und wieder ein «Tatort» aus dem Schwarzwald, der leider nicht in die Fussstapfen früherer Folgen treten kann, was den Mut zum Aussergewöhnlichen und zum freien Denken betrifft. Vielmehr springt einen hier der Zeitgeist und der politische Mainstream aus allen Richtungen an. Und das ist so durchsichtig, dass es der ohnehin schon etwas schwerfällig erzählten Story noch die letzte Spannung raubt.
Die Story: Ein junger Anwalt wird erschossen. Die Kommissare Tobler und Berg (Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner) vermuten den Täter schnell im Klientenkreis des Stiefvaters, ebenfalls Anwalt, und bekannt für die erfolgreiche Verteidigung rechtsradikaler Rocker und migrantischer Clans.
Der eigentlich grosse August Zirner verleiht diesem «altlinken» Charakter, der früher Kommunisten verteidigte und heute die migrantische Mafia, ein eigenartig blasses Gesicht. Vielleicht fühlte sich Zirner ja selbst mit dieser Art von Altlinken- und Migranten-Bashing nicht sehr wohl.
Währenddessen fährt Kommissar Berg im Traktor und mit selbstzufriedenem Blick übers geerbte Grundstück und gibt bei den Ermittlungen den schwäbischen Macho. Der Junganwalt, der wegen bester Absichten sterben musste, hinterlässt einen trauernden Ehemann. Dass Homosexuelle in Film und Fernsehen fast nur noch das Gute verkörpern, grenzt schon an positive Diskriminierung. «Ad Acta» ist alles in allem eine recht haarsträubende Geschichte, die das Recht auf Verteidigung in Frage stellt und zuletzt auch noch mit Selbstjustiz liebäugelt.
«Tatort» aus dem Schwarzwald: «Ad Acta». Sonntag, 22. September 2024, 20.10 Uhr, SRF 1. Wir geben zwei von fünf Sternen.
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