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Tatort-Kolumne

Sprechen wir hier von der Mafia? Nein, von der katholischen Kirche – die kommt in der 1.-Advents-Folge an den Pranger

Unschöne Bescherung zum 1. Advent: Der erste «Tatort» über den Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche ist nichts für schwache Nerven.
Der Retreat im Kloster wird für Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) zum Albtraum.
Bild: Kai Schulz/Ndr

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt – und der Pfarrer brennt am hellsten! An alle gläubigen Katholiken mit ungebrochener Loyalität zur Kirche: Schalten Sie am Sonntag besser um auf die Romanze beim ZDF. Da geht eine Klimaforscherin zwar auf eine heidnische (!) Wintersonnenwende-Party, aber das werden Sie trotzdem besser vertragen.

Zum ersten Mal überhaupt – allein schon das ist ein Skandal – thematisiert ein «Tatort» über den systemischen Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, der in der Schweiz seit 1950 in 1000 Fällen dokumentiert ist. Und er wird Geschichte schreiben, weil Regisseur Lars Kraume sich nicht die Finger verbrennt.

Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring), der nach dem Tod seiner Kollegin Julia Grosz in einem Kloster wieder Boden unter den Füssen zu gewinnen versucht, entgleitet der zaghaft erkämpfte Halt zum zweiten Mal, als in den Arbeitsräumen des in einem Wohnwagen verbrannten Pfarrers stapelweise Dias mit kinderpornografischem Material auftauchen.

Mit der örtlichen Kommissarin und überzeugten Katholikin Eve Pötte, Falkes neuer, offensichtlich wertkonservativen Kollegin, trifft Falke auf schweigsame Glaubensbrüder, auf Scham, falsche Loyalität und eine Rhetorik, welche die Vergebung der Sünden zum Freibrief für Verbrechen macht. Es geht um den ganzen Machtapparat Kirche mit all seinen perversen Täter-Opfer-Umkehrungen, die Falke mit Fäkalsprache anspricht. Eine Bescherung zum 1. Advent, die längst überfällig war.

«Tatort» –«Schweigen». SRF1. So, 20.05 Uhr.
Wir geben fünf von fünf Sternen . Zur Ausstrahlung wird eine Hörspielfassung veröffentlicht. Nachzuhören u. a. auf Spotify.

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