Hätte mich jemand vor dem Stellenantritt des Frankfurter Teams gefragt, ob man mit Akten wälzen Spannung erzeugen könne, ich hätte ihm den Vogel gezeigt. Aber genau das tun Hamza Kulina (Edin Hasanovic) und Maryam Azadi (Melika Foroutan) in einem Kellerraum des Frankfurter Kommissariats. Die zwei gehören zur Abteilung für Altfälle und sind das erste Cold-Case-Team der «Tatort»-Geschichte. Diesen Sonntag ermitteln sie die Opfer eines verstorbenen Serienmörders.
Eigentlich erstaunlich, dass die «Tatort»-Macher nicht schon früher auf die Idee gekommen sind, solche Altfälle wie in den boomenden True-Crime-Podcasts episch auszuerzählen. Denn der Blick in die Vergangenheit lenkt den Blick auf die Opfer, auf die ungelebten Leben, auf die Trauer der Hinterbliebenen. Die Kommissare sind keine Rechtsvollstrecker, die mit einem vorhersehbaren Whodunit nerven, sie bringen als Heilsbringer Gewissheit. Wenn man die Geschichten der Toten mit Rückblenden und Filmmontagen so gut erzählt wie Regisseur Stefan Schaller es tut, bleibt keiner von ihnen eine Aktennotiz.
Edin Hasanovic und Melika Foroutan sind zwei hochtalentierte Schauspieler mit enorm viel Potenzial. Hasanovics Charakter Hamza Kulina ist ein Ermittler bosnischer Abstammung mit Kriegstrauma und einem Disziplinarverfahren am Hals. Foroutans Ermittlerin Maryam Azadi ist fokussiert, kompetent, nahezu perfekt, versteckt aber ein Geheimnis. Da sind viele Akten noch nicht aufgearbeitet. Ich freue mich auf diesen Aktenberg.
«Tatort» aus Frankfurt - «Dunkelheit». So, 20.05 Uhr, SRF1. Fünf Sterne.
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