notifications
Tatort-Kolumne

No-Go Sexarbeit: Der Tatort aus Köln zeigt eindrücklich, wie Prostitution Narben auf der Seele hinterlässt

«Angst essen Seele auf», so der Titel eines Fassbinder-Films. «Prostitution essen Seele auf», so könnte der Titel des neuen Tatorts aus Köln auch lauten.
Tatort aus Köln: «Siebte Etage». Sonntag, 24. November 2024, ARD, 20.15 Uhr.
Bild: WDR Kommunikation/Redaktion Bild

Danke. Und: Wow. Hier räumt ein «Tatort» gründlich und gut mit der Illusion auf, dass Sex ohne Liebe der Seele nicht schadet und Prostitution ein Job wie jeder andere ist. Die Autoren Eva Zahn und Volker A. Zahn sowie Regisseur Hüseyin Tabak stellen sich über niemanden und schaffen so ein komplexes Bild von Sexarbeit.

Zudem sind die Schauspieler exzellent, allen voran Antonia Bill als Prostituierte Jasmin, die irgendwann den Satz flüstert: «Ich hab die Regeln geändert» – und man kann nachvollziehen, was sie meint.

Das Autorenpaar hat lange unter Prostituierten recherchiert, man merkt das der Kölner Folge «Siebte Etage» an. Gedreht wurde an einem Originalschauplatz, im siebten Stock eines Kölner Eroscenters. Im Lift trafen Filmcrew und echte Freier aufeinander. In der Fiktion des Krimis wird aus diesem siebten Stock der Haustechniker in den Tod gestossen.

Er bleibt nicht das einzige Opfer. In klugen Dialogen, nie ohne Wärme und Humor, doch mit klarem Blick auf die Abgründe einer Arbeit, die eigene Seele und Körper verkauft, sagt etwa Kommissar Ballauf (Klaus J. Behrendt) zur Prostituierten Tani: «Hey, der ist tot.» Tani: «Glaub mir, es gibt Schlimmeres.» Ballauf: «Versteh ich nicht.» Tani: «Wie auch.»

Und noch ein Dialog, weil sie alle so gelungen sind. Jasmin zu ihrem Stammfreier, es scheint hier sogar Liebe im Spiel: «Und grüss deine Tochter von mir.» Der Freier lacht nervös: «Der war gut.» Später wird er sagen: «Is ja nich ‹Pretty Woman› hier.» Kaum vorstellbar, dass irgendwer nach diesem «Tatort» noch denkt, Prostituierte nähmen keinen Schaden an ihrer Seele.

Tatort aus Köln: «Siebte Etage». Sonntag, 22. Juni 2025, SRF1, 20.05 Uhr.
Wir geben fünf von fünf Sternen .

Kommentare (0)