Mit dem hastigen Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan im Sommer 2021 retteten die westlichen Demokratien nicht nur ihre Haut - sie verrieten auch ihre Werte. Insbesondere Deutschland tat wenig bis gar nichts um die lokalen Ordnungskräfte, die den Westen bei der Schaffung demokratischer Strukturen unterstützt hatten, vor den Taliban ins Ausland zu retten.
Der «Tatort» «Vier Leben» hat um dieses unrühmliche Kapitel deutscher Geschichte einen Politthriller konstruiert. Im Zentrum: ein Politiker, hingerichtet von einem Scharfschützen im Regierungsviertel Berlins. Und der Tote ist nur der Anfang eines Feldzuges, der wie Rache wirkt.
Ermittlerin Susanne Bonard (Corinna Harfouch) stellt mit Kommissar Karow (Mark Waschke) bald fest: Die Toten sassen bei der Flucht aus Kabul im selben Flieger. Hat die afghanische Juristin, eine Zurückgelassene, die nun für Gerechtigkeit kämpft, etwas damit zu tun?
Den meisten «Tatort»-Politthrillern mit internationaler Backstory sieht man das fehlende Budget an. Das ist hier nicht anders. Die Vorstellungen von geheimen Zirkeln der Macht, sie sind wenig originell.
Trotzdem mag der Film überraschen. Weil sich die sonst eher reservierten Profis des Understatements, Bonard und Karow, auch mal verletzlich geben. Und weil der Film von der fatalen Verwechslung von Werten mit Eigeninteressen erzählt. Ein kommunikativer Faux-pas, der in der Politik leider viel zu oft passiert und Rechtspopulisten in die Hände spielt.
«Tatort» aus Berlin - «Vier Leben». So, 20.05 Uhr. SRF 1. Drei Sterne.
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