Während andere Fahrer der Formel 1 das freie Wochenende auf der Jacht in Monaco geniessen, könnte dies Max Verstappen eigentlich auch tun. Geld, Ruhm und Ehre hat er nach seinen vier Weltmeistertiteln längst. Doch der Niederländer lebt für den Motorsport. Anders als andere Fahrer.
Er fährt lieber an freien Wochenenden auf der Nordschleife in Deutschland ein Langstreckenrennen. Dort, wo man den Korken aus dem Champagner noch selbst herausnehmen muss, wo Benzin die Luft schwängert und man den Sport anfassen kann. Nur eines ist gleich wie in der Formel 1: Auch auf der Nordschleife steht Max Verstappen im Mittelpunkt. Denn der Niederländer siegt in seinem ersten GT3-Rennen und wird wenig später von tausenden Fans umzingelt.
Vor fünf Monaten sah dies noch anders aus. Damals fuhr Verstappen ein paar Testrunden mit dem Ferrari 296 GT3 des Aargauer Rennstall Emil Frey Racing auf dem Nürburgring. Dies jedoch unter dem Pseudonym Franz Hermann, da er möglichen Rummel vermeiden wollte. Nur die niederländische Flagge gab einen Hinweis auf den Weltmeister, der im Auto sass.
Beim F1-Champion wird keine Ausnahme gemacht
Auf der Spritztour knackte er sogar den Rundenrekord für Sportwagen dieser Klasse. Doch dies war erst der Anfang. Verstappen wollte mehr. So träumt der 28-Jährige davon, einmal ein 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring zu fahren. Doch zuerst wollte er bei der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) mitfahren. Dafür musste er jedoch einen Fahrlehrgang inklusive Theorieteil mit Prüfung absolvieren. Auch beim vierfachen Formel-1-Champion wird keine Ausnahme gemacht.
Zuerst musste er dem Leiter der Nürburgring-Fahrschule mit einem gedrosselten und mit Zusatzgewichten gepackten GT4-Boliden hinterherfahren. Einen Tag später waren 14 absolvierte Runden bei einem Rennen Pflicht, welche er ebenfalls für seine Lizenz benötigte. Erst dann war Verstappen berechtigt, bei der NLS mitzufahren.
Zwei Wochen später stieg er in den Emil-Frey-Ferrari und fuhr damit nach zwei Stunden Rennen über eine Minute Vorsprung auf seine Verfolger heraus. Sein Teamkollege Chris Lulham brachte den Sieg schliesslich ins Trockene. Wie Verstappen sagt, habe er schon tausende Stunden mit dem Simulator dort verbracht. «Die Nordschleife gehört zu meinen Lieblingsrennstrecken», sagt er.
Das Rennen fand nicht auf der üblichen Strecke des Nürburgrings statt, sondern auf der Nordschleife. Auf dieser sogenannten Grünen Hölle verunglückte Niki Lauda 1976 und überlebte trotz schwerer Brandverletzungen nur knapp.
Die Zusammenarbeit mit dem Aargauer Rennteam
Dass Verstappen das Rennauto vom Aargauer Team fährt, ist kein Zufall. Der Niederländer betreibt als Hobby sein eigenes Team namens «Verstappen.com Racing». Damit sein Kollege Thierry Vermeulen in die DTM einsteigen konnte, suchte er nach einem Rennstall und wurde in Safenwil fündig. Seit 2023 arbeiten die beiden Niederländer mit Emil Frey Racing zusammen. Verstappen ist zudem der Mentor von Vermeulen, dessen Vater gleichzeitig auch der Manager von Verstappen ist.
Für den 28-jährigen Verstappen ist es nicht der einzige Erfolg. Auch in der Formel 1 zeigt er momentan wieder allen, dass er zu den besten Fahrern der Geschichte gehört. Obwohl er mit seinem Red Bull nicht das beste Auto hat, fuhr er zuletzt in Monza und Baku zum Sieg. Doch trotz bisher vier Saisonsiegen führt er die Fahrerwertung nicht an.
Dort stehen weiterhin die beiden McLaren-Fahrer Oscar Piastri mit 324 Punkten und Lando Norris mit 299 Punkten vor ihm. Den Konstrukteurstitel könnte McLaren bereits dieses Wochenende in Singapur holen. Doch Max Verstappen ist um den Fahrer-Weltmeistertitel immer noch im Rennen. Mit 255 Punkten trennen ihn noch 69 Zähler vom Führenden.
Noch stehen sieben Rennen und drei Sprint-Rennen im diesjährigen Formel-1-Kalender. Beim kürzeren Sprint erhält der Sieger aber nur 8 und nicht 25 Punkte wie beim normalen Rennen. Der fünfte Weltmeistertitel ist für Verstappen zwar immer noch in Reichweite. Doch er ist darauf angewiesen, dass die beiden McLaren-Piloten einander weiter die Punkte wegnehmen.
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