Die Formel 1 soll weiblicher werden. So zumindest heisst es bei den Rennfahrerinnen. Auch Laura Villars vertritt diese Meinung. Die 28-jährige Westschweizerin und Rennfahrerin gab ihre Kandidatur als Präsidentin der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) – also dem Welt-Automobilverband – am Donnerstag bekannt.

Villars ist überzeugt, dass die FIA neue Energie und eine stärkere Verbindung zu ihren Klubs und den jungen Generationen brauche. «Anstatt auf Veränderungen zu warten, beschloss ich, Verantwortung zu übernehmen und zu kandidieren», sagt sie gegenüber CH Media.
Als Präsidentin möchte sie mehr Transparenz, Verantwortlichkeit und mehr im Dialog mit den verschiedenen Klubs stehen. «Ausserdem möchte ich die Nachhaltigkeit, die Rolle der Frauen im Motorsport und die Chancen für junge Führungskräfte stärken», so Villars. Bereits heute setzt sich die 28-Jährige für diese Themen ein.
Sie will die erste Präsidentin werden
Die Genferin begann ihre Rennkarriere mit 14 Jahren und fährt derzeit mit dem Virage-Team in der Ligier European Series. Zuvor nahm sie an weiteren Rennserien teil. Daneben studierte sie Business Management. Die Westschweizerin ist die erste Kandidatin der Geschichte und wäre die erste Frau an der Spitze des Welt-Automobilverbands. «Eine Frau als Präsidentin würde zeigen, dass der Motorsport wirklich für alle offen ist», sagt sie und ergänzt: «Diese Botschaft ist wichtig für die Zukunft des Sports.»

Auch der jetzige Inhaber Mohammed Ben Sulayem aus Dubai möchte erneut antreten. Er ist seit 2021 im Amt. Immer wieder steht der Emirati in Kritik. Im letzten Jahr forderte er die Fahrer etwa auf, weniger zu fluchen und führte harte Strafen gegen Verstösse ein. Weil der amtierende Weltmeister Max Verstappen 2024 in Baku über sein Auto fluchte («I knew the car was fucked» - auf gut Deutsch: Das Auto ist am Arsch) brummte ihm die FIA gemeinnützige Arbeit auf. Zudem büssten sie den Red-Bull-Piloten mit 10’000 Euro.
Die Formel-1-Fahrervereinigung Grand Prix Drivers’ Association (GPDA) wehrte sich dagegen: «Wir fordern den FIA-Präsidenten auf, auch seinen eigenen Ton und seine Sprache zu überdenken, wenn er mit unseren Mitgliedsfahrern oder über sie spricht, sei es in einem öffentlichen Forum oder anderswo.»

Ihre Chancen auf die Wahl sind klein
Neben dem amtierenden Präsidenten und dem ehemaligen Rennkommissar Tim Mayer ist die Schweizerin die dritte Kandidatin. «Ich weiss, dass ich die Aussenseiterin bin, aber ich glaube, viele Klubs wollen eine Erneuerung», sagt Villars weiter. Die Westschweizerin ist überzeugt, dass sie Unterstützung erhalte. «Ich bin auch eine Wettkämpferin – ich gehe nie in ein Rennen, ohne zu gewinnen wollen», sagt sie.
Alex Wurz ist ein ehemaliger österreichischer Formel-1-Fahrer und heutiger Präsident der Fahrervereinigung. Er hat die Kandidatur aus den Medien erfahren. Für Wurz sei dies ein später Zeitpunkt, um die Kandidatur bekanntzugeben. «Die FIA-Präsidentschaftswahl ist kein Wettbewerb, wo es um die Popularität geht», sagt er gegenüber CH Media. Doch er findet es einen mutigen und guten Schritt von ihr. «Der Motorsport ist bereit für eine Frau an der Spitze», so Wurz.

Die GPDA lädt jeweils die Kandidaten ein, wo die Fahrer zuhören und Fragen stellen können. «Man kann nur gewinnen, wenn man sich gut vorbereitet hat», findet der Präsident. Doch auch wenn Villars die einzige Frau neben den beiden Männern ist, wird sie es nicht leicht haben. «Es ist äussert schwierig, den jetzigen Präsidenten zu schlagen», sagt Wurz. Er sieht deshalb ihre Chancen sehr gering, dass sie gewählt wird und die nächsten vier Jahre die FIA präsidiert. Am 12. Dezember findet die Wahl in Taschkent in Usbekistan statt.
Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.