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Formel 1 Academy

«Frauen können im Motorsport genauso viel erreichen wie Männer»: Wie es diese Zürcherin in die Formel 1 schaffen will

Tina Hausmann ist Rennfahrerin in der neugegründeten Formel-1-Academy. Am Wochenende fährt sie in Singapur um weitere Punkte und muss auf dem Heimflug wieder für die Gymi-Prüfungen lernen. Sie begründet, weshalb bisher so wenig Frauen den Durchbruch schafften.

Draussen herrschen noch sommerliche Temperaturen. Das hindert die Rennfahrerin Tina Hausmann aber nicht, mit zwei Pullovern an der prallen Sonne Gewichte zu heben. Danach geht es für sie in die Sauna. Wenn schon schwitzen, dann so richtig.

Der Grund für die Hitze-Trainings ist die optimale Vorbereitung auf ein Rennen an diesem Wochenende in Singapur. Tina Hausmann fährt als einzige Schweizerin seit dieser Saison in der Formel-1-Academy bei Prema Racing und repräsentiert Aston Martin.

Als die Zürcherin mit sieben Jahren in einer Autogarage einen Gokart entdeckte, wusste sie, dass dies ihre künftige Leidenschaft wird. «Es war wie eine magische Anziehung», sagt Tina Hausmann und witzelt: «Meine Eltern haben mich damals gar nicht mehr rausgebracht.» Obwohl niemand aus der Familie aus dem Rennsport kommt, unterstützten die Eltern das kleine Mädchen mit dem grossen Traum: Rennfahrerin werden.

Schon als kleines Kind wollte Tina Hausmann Rennfahrerin werden.
Bild: James Sutton/Getty Images

Sie lernt die Strecke mit Simulator auswendig

Tina Hausmann startete mit Gokart und fuhr schon bald Wettkämpfe bei internationalen Kartserien. 2023 debütierte sie in der Formel 4 und fuhr am ersten Rennwochenende überraschend auf das Podium. Schnell war ihr Talent erkannt.

Nun ist sie in der F1-Academy angelangt. «Ich bin jedes Rennwochenende am Lernen», sagt Hausmann. Die Resultate sind bis anhin noch durchzogen, doch die 17-Jährige ist zuversichtlich. «Diese Saison ist mein Lehrjahr», sagt sie. Nächstes Jahr will sie das Gelernte umsetzen.

Was ist die Formel-1-Academy?

Die Rennserie F1-Academy wurde 2023 gegründet und hat mit der ehemaligen Rennfahrerin Susie Wolff eine erfahrene Geschäftsführerin. Sie soll junge Fahrerinnen auf dem Weg in den professionellen Motorsport zu fördern. Pro Saison finden 14 Rennen statt. Die 15 Fahrerinnen dürfen maximal zwei Jahren in der F1-Academy fahren.

Hausmann fährt mit Boliden der Kategorie Formel 4.
Bild: Xavi Bonilla/Freshfocus

Von der F1-Academy hatte Tina Hausmann keine Vorstellungen und ist heute begeistert. Sie sagt: «Es ist unglaublich, an einem Formel-1-Wochenende zu fahren.» Anders als die Männer haben die Frauen nur ein 40-minütiges Training, ehe das Qualifying beginnt. Deshalb üben die Rennfahrerinnen mit dem Simulator. «Man muss die Strecke bereits auswendig kennen, obwohl man noch nie dort war», sagt sie.

Tina Hausmann fährt ihre Rennen am gleichen Wochenende wie die Männer.
Bild: zvg

Sogar Netflix verfilmt die Frauenrennserie

Hausmann findet, dass sich die Formel-1-Academy durchgesetzt hat. «Sie hat auch in der Zukunft viel Potenzial», ist sie sich sicher. Nun ist Netflix dafür zuständig, dass die Rennserie noch mehr Aufwind erhält. Der Streamingriese macht ähnlich wie bereits bei der Formel 1 mit «Drive to Survive» eine Serie über die Frauen.

«Diese wird grossen Einfluss auf uns haben», sagt Tina Hausmann. Aber nicht nur. Die Serie soll informieren, aber auch andere junge Mädchen inspirieren: «Viele wissen nicht, dass eine Frau ein Rennauto fahren kann.»

Seit die 17-Jährige in der Frauenrennserie ist, stieg auch ihr Bekanntheitsgrad. In den sozialen Medien zählt sie eine Viertelmillion Followers und damit ein paar Tausend mehr als Skistar Wendy Holdener. Auch in der Öffentlichkeit wird Hausmann oft erkannt.

Wenn Frauen einen Männersport erobern

Motorsport war bis anhin ein Männersport. 1975 fuhr Lella Lombardi als bisher einzige Frau einen Grand Prix in der Formel 1. Die letzte Frau, die an einem Formel-1-Training teilgenommen hat, ist Susie Wolff. Dass so wenig Frauen bisher Erfolge feiern konnten, begründet Hausmann so: «Weil es so wenige Frauen probiert haben, gibt es auch weniger, die es geschafft haben.»

Neben Hausammen haben es schon andere Schweizer Rennfahrerinnen wie Christina Surer, Rahel Frey oder Simona de Silvestro versucht. «Frauen können im Motorsport genauso viel erreichen wie Männer, wenn nicht sogar mehr», sagt Tina Hausmann. Für sie ist die Geschlechtertrennung irrelevant. «Es geht am Schluss darum, wer am schnellsten ist, egal welches Geschlecht.»

Die 17-Jährige ist sich sicher, dass die Frauen in Zukunft in der Formel 3, 2 und 1 viel sichtbarer sein werden. «Rennfahrerin kann ein Beruf sein», sagt sie. Es sei ein langer Weg, doch es lohne sich, Zeit und Energie zu investieren.

Die 17-Jährige besucht neben den Rennen das Gymnasium.
Bild: zvg

Der Terminplan der jungen Frau ist dicht. Zwischen Rennen und Trainings besucht Tina Hausmann das Gymnasium. Dies brauche viel Organisation, sagt sie und fügt hinzu: «Nach dem Rennwochenende in Singapur lerne ich im Flugzeug, weil ich am Montag in der Schule Prüfungen habe.» Solange die Noten stimmen, darf die 17-Jährige mal ein paar Tage fehlen.

In einem Dreivierteljahr ist sie fertig mit dem Gymnasium. Was danach kommt, weiss selbst Hausmann noch nicht genau. Zuerst steht für sie aber noch die wichtigste Prüfung an: den Führerschein zu machen. Denn sie flitzt zwar weltweit in schnellen Boliden herum, aber immer noch ohne Ausweis.

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