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Zug

Passion für nordische Sprachen – Zuger Verein vergibt höchstdotiertes Übersetzer-Stipendium

Für seine einfühlsame Übersetzung von Hallgrímur Helgasons «Sechzig Kilo Sonntage» erhält Karl-Ludwig Wetzig das Zuger Übersetzer-Stipendium 2025. Der Anerkennungspreis geht an Christophe Fricker.
Der gewinner des Zuger Übersetzer-Stipendiums 2025 Karl-Ludwig Wetzig (links). Der Anerkennugspreis geht an Christophe Fricker.
Bild: Marcel Kaufmann

Interessierte aus Politik, Kultur und Wirtschaft nahmen am Sonntagvormittag an der musikalisch umrahmten Preisverleihung des Vereins Zuger Übersetzer im Casino teil. Nach der Begrüssung durch Präsidentin Sonja Hägeli sagte Stadtpräsident André Wicki zum Thema: «Die Übersetzer sind die Portiers zu den Welten der Bücher, ohne sie gäbe es nur Bücher in der Originalsprache.» Er dankte dem Verein, der alle zwei Jahre das höchstdotierteste Stipendium im deutschsprachigen Raum an Übersetzer vergibt. Wie Jurypräsident Georg Gerber erklärte, hatten sich für das 15. Zuger Übersetzer-Stipendium mehr Leute als vor zwei Jahren beworben. Der Preis von 50'000 Franken geht 2025 an Karl-Ludwig Wetzig aus Göttingen für die Übersetzung des Romans «Sechzig Kilo Sonntage» des isländischen Autors Hallgrimur Helgason.

Der Literaturwissenschaftler Heinrich Detering, Göttingen, sagte in der Laudatio, dass in Helgasons Romanen viel isländischer Humor stecke. Karl-Ludwig Wetzig habe mit viel unendlicher Geduld, Einfühlsamkeit und Aufmerksamkeit Helgasons schräge Kalauer und grosse Szenen ins Deutsche gebracht, dank ihm lerne man neue Welten kennen. «Und was immer man von Helgasons Scherzen hält, die Übersetzung ist gewitzt, sie ist brillant.» Der Roman «60 Kilo Sonntage» ist der letzte einer vielseitigen Trilogie, die Helgason weit über Island hinaus berühmt gemacht hat.

Ein Kenner der nordischen Sprachen

Karl-Ludwig Wetzig habe Germanistik, Skandinavistik und Geschichte in Bonn und Uppsala studiert, sei daneben auch Schriftsteller, das trage zur Sprachsensibilisierung seiner Übersetzungen wesentlich bei. So gebe es auch Wetzigs Literatur-Übersetzungen aus dem Isländischen, Dänischen, Finnlandschwedischen, Schwedischen und Norwegischen, sowie von bedeutenden Texten der altisländischen Sagaliteratur. «Die Kunst seiner Übersetzungen besteht darin, sich so in ihnen aufzulösen, als hätten die Dichter der Edda und die Schriftstellenden der Moderne auf Deutsch geschrieben. Vor allem ist er der wichtigste deutsche Übersetzer aus dem modernen Isländisch und einer der besten Kenner dieser reichen und vielstimmigen Literatur. Dafür vor allem wird er heute geehrt.»

Mit einem skurilen Dialog über einen Mann, der einen Termin für seine Einäscherung beantragen will, bringt Karl-Ludwig Wetzig ein Beispiel des Humors Helgasons – und das Publikum zum Schmunzeln. Die 60-Kilo-Serie sei keine einfache Literatur. Vor 20 Jahren habe er bereits einen Anerkennungspreis für eine Helgason-Übersetzung erhalten. «Das Preisgeld ist willkommen und eine Aufbesserung meiner Rente. Aber es ist vielmehr eine Anerkennung des Zuger Freundeskreises.»

Sein Faible für Skandinavien erklärt Wetzig im Gespräch mit der schönen Natur, die er während des Studiums in Schweden kennengelernt hatte. «Eigentlich wollte ich nie Übersetzer werden.» Aber durch interessante Angebote sei er auf die nordische Literatur aufmerksam geworden, den Autor Helgason habe er persönlich kennengelernt. Wie Wetzig sagt, gefalle es ihm, wenn er mit der Sprache spielen könne: «Helgasons Literatur mit den Wortspielen ist für mich ein gefundenes Fressen.»

Der zweite Preisträger

Den Zuger Anerkennungspreis über 15'000 Franken erhält Christophe Fricker (Bristol). Er übersetzt den Roman «The Golden Gate» von Vikram Seth. Fricker ist Lyriker und Essayist und zurzeit als Dozent für Übersetzung an der Universität Bristol tätig. «The Golden Gate» ist der Erstlingsroman des indischen Autors Vikram Seth aus dem Jahre 1986. Er ist in 594 sogenannten Puschkin -Strophen verfasst, das sind vierzehnzeilige metrisch strikte und durchweg gereimte Strophen, deren Form an das Sonett angelehnt ist.

Bei der Übergabe des Anerkennungspreises machte Georg Gerber ein grosses Kompliment über die formale Qualität der Übersetzung. Fricker dankte für die Anerkennung und sagte: «Oft höre ich die Frage: Gibt’s euch noch, macht eure Arbeit heute nicht die Maschine?» Er würde mit dem Übersetzen nicht aufhören, denn er wolle ein Sprachleben in guter Gesellschaft führen. «Die eigenständige Sichtbarkeit ist eine grosse Aufgabe, denn wie es unterschiedliche Menschen gibt, gibt es verschiedene Übersetzungen. Danke für all das, was der Preis ermöglicht.»

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