
In dicht besiedelten Gebieten wird es deutlich heisser als im Grünen. Dies, weil sich Asphalt und Beton im Verlauf des Tages aufheizen und die Wärme speichern. Das in den Luzerner Agglomerationsgemeinden durchgeführte Mitmach-Projekt «3-2-1-heiss!» ist dem sogenannten Hitzeinseleffekt nachgegangen. Die Resultate liegen nun vor und zeigen: Abends ist es an Standorten mit viel versiegelter Fläche im Schnitt um 5 Grad wärmer als bei der Messstation von Meteoschweiz auf der Luzerner Allmend.
Durchgeführt worden ist das Projekt vom 18. bis am 31. August in Adligenswil, Ebikon, Emmen, Horw, Kriens, Luzern, Malters und Meggen. Rund 100 Freiwillige und 220 Schulkinder haben an 102 Standorten die Temperatur erfasst, wie die Stadt Luzern mitteilt. «Die Deutlichkeit des Hitzeinseleffekts hat uns überrascht», sagt Mirjam Luder, Projektleiterin in der Abteilung Umweltschutz der Stadt Luzern. Die grossen Temperaturunterschiede waren nicht nur in Luzerns Innenstadt, sondern auch in den Zentren der weniger dicht besiedelten Agglogemeinden feststellbar.

Hinzu kommt: Während der Projektphase vom 18. bis am 31. August war es nicht besonders heiss. Gemäss Meteoschweiz-Daten gab es dann keinen Tag mit Temperaturen von über 30 Grad. «In einer Hitzeperiode wäre der Temperaturunterschied nochmals grösser ausgefallen», sagt Luder.
Zürich erwartet 41 Tropennächte
Dieser Hitzeinseleffekt wirke sich negativ auf die Aufenthalts- und die Schlafqualität in den betroffenen Gebieten aus. Das Problem wird sich in Zukunft aufgrund der Klimaerwärmung verstärken. Gemäss der neuen Klimaprognose des Bundes, die von einer weltweiten Erwärmung um 3 Grad ausgeht, sind für Luzern künftig 12 Tropennächte pro Jahr zu erwarten – also Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt. Das klingt zunächst nicht nach sehr viel, betrifft jedoch die Messstation Allmend, die sich im Grünen befindet, wo es nachts deutlich stärker abkühlt. In den Ortszentren dürften es deutlich mehr Tropennächte sein. Eine Schätzung liegt für Luzern diesbezüglich noch nicht vor. Für Zürich dagegen schon, dort werden in der Innenstadt 41 Tropennächte erwartet.
Problematisch seien nicht unbedingt einzelne Tropennächte, sondern Hitzeperioden, in denen es in dicht besiedelten Gebieten nachts gar nicht mehr richtig abkühlt, sagt Mirjam Luder. «Es fehlen dann Erholungstage, an denen man wieder durchatmen kann.» Grundsätzlich sei künftig mit einer Zunahme solcher Hitzeperioden, aber auch anderer Extremereignisse wie Starkregen zu rechnen.
Pflanzen haben psychologischen Effekt
Umso wichtiger sei es, in der Stadtplanung Grünstrukturen und eine gute Durchlüftung der Siedlungen zu berücksichtigen. Grünstrukturen haben einen tatsächlichen Kühleffekt auf die Temperatur. Und das Mitmach-Projekt habe noch eine weitere Erkenntnis gebracht: Auch kleine Grünstrukturen mit geringem Kühleffekt haben einen Einfluss, und zwar auf die gefühlte Temperatur. «Sobald Grünstrukturen zu sehen sind, fühlt sich die Temperatur angenehmer an, auch wenn diese gemäss Messwert hoch ist», sagt Luder. «Das zeigt: Es lohnt sich mit Blick auf die Aufenthaltsqualität immer, Grünflächen zu realisieren.»
Durchgeführt wurde das Projekt unter der Leitung von Catta, einem Start-up für Wissenschaftskommunikation. Insgesamt seien rund 2700 Messungen durchgeführt worden. Neben der effektiven Temperatur wurde dabei auch die gefühlte Temperatur festgehalten. Dabei habe sich weiter gezeigt, dass die Temperatur morgens eher unterschätzt, am Mittag und Nachmittag dagegen eher überschätzt wird.

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