notifications
Fussball

Tickets, Turnier, Trump: Wir beantworten Schweizer Nati-Fans die heissen WM-Fragen

Die Schweiz hat das WM-Ticket im Sack. Und weiss doch nicht, was genau sie im Sommer 2026 erwartet. Vieles ist offen, auch wegen Donald Trump. Dürfen wegen des US-Präsidenten gar nicht alle Teams mitmachen, die sich qualifiziert haben?

Zum sechsten Mal in Folge hat sich die Schweizer Fussball-Nati für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Nach Deutschland (2006), Südafrika (2010), Brasilien (2014), Russland (2018) und Katar (2022) reisen Xhaka und Co. im nächsten Sommer ans Dreiländer-Turnier in den USA, Mexiko und Kanada.

Jubel Spielern, Staff und Fans über die sechste Schweizer WM-Teilnahme in Folge: Was erwartet die Nati in den USA, Kanada und Mexiko?
Bild: Freshfocus

Wie geht es für die Nati nach der erfolgreichen Qualifikation weiter? Wo gibt es WM-Tickets zu kaufen? Und dürfen wirklich alle Länder, die sich für die WM qualifiziert haben, auch mitmachen? Antworten auf die heissen Fragen vor dem Mega-Turnier im Sommer 2026.

48 Teilnehmer - warum ist die Fussball-WM zum Jekami geworden?

1994 bestand das Teilnehmerfeld aus 24 Ländern. Bei der Rückkehr der Fussball-WM nach Nordamerika, 32 Jahre später werden es doppelt so viele sein: 48! Fast jedes vierte Fifa-Mitgliedsland wird in den USA, Mexiko und Nordamerika sein. Offiziell heisst es vom Weltverband, damit soll die Chancengleichheit für eine WM-Teilnahme erhöht werden. Vor allem dürften finanzielle Interessen dahinterstecken: Mehr Spiele bedeuten mehr TV- und Sponsoringeinnahmen für die Fifa.

Dürfen alle qualifizierten Teams mitmachen?

So blöd die Frage tönt - sie ist berechtigt: Die USA hat auf Geheiss von Präsident Donald Trump die Einreisebestimmungen verschärft. Beispiel: Seit Anfang Juni ist die Einreise für Menschen aus dem Iran in die USA verboten. Aber der Iran ist seit einem halben Jahr sportlich für die WM 2026 qualifiziert. Zwar heisst es von Behördenseite, es gebe Raum für Ausnahmen. Eine Garantie für die WM-Teilnahme ist das für die Iraner jedoch noch keine. Für die Gruppenauslosung jedenfalls ist der iranischen Delegation (Verbandspräsident, Trainer) die Einreise bislang verwehrt geblieben - Fifa-Boss Infantino höchstpersönlich verhandelt diesbezüglich hinter den Kulissen.

Der Iran hat sich als eines der ersten Teams für die WM 2026 qualifiziert. Dürfen die Spieler die Früchte ihres Erfolgs auch ernten?
Bild: Vahid Salemi

In welchem Modus wird gespielt?

Ursprünglich wollte die Fifa die Gruppenphase mit 16 Dreiergruppen durchführen, ist nach Protesten aber davon abgekommen. Nun wird in zwölf Vierergruppen gespielt. Neben den Gruppensiegern und -zweiten erreichen die besten acht Gruppendritten die Sechzehntelfinale. In den 38 Tagen vom 11. Juni bis 19. Juli 2026 finden 104 (!) Spiele statt. Zum Vergleich: 2022 in Katar waren es mit 32 Teilnehmern noch 64 Spiele.

Wohin gehen die 16 zusätzlichen WM-Tickets?

Vier Tickets erhält Afrika (9 statt 5 fixe WM-Teilnehmer), vier Asien (8 statt 4), drei Europa (16 statt 13), zwei Südamerika (6 statt 4), zwei Nord- und Mittelamerika (6 statt 4) und eines Ozeanien (1 statt 0). Zwei Plätze werden in internationalen Playoffs vergeben, für diese qualifiziert sich aus jedem Kontinentalverband ausser der Uefa ein Team.

Skeptischer Infantino-Blick: Die Unberechenbarkeit von US-Präsident Donald Trump dürfte beim Walliser Fifa-Bos in den kommenden Monaten für einige Schweissperlen sorgen.
Bild: Jacquelyn Martin

Welche Länder sind für die WM 2026 qualifiziert?

Bislang sind 42 von 48 Plätzen vergeben. Noch offen sind die vier europäischen WM-Teilnehmer aus den Uefa-Playoffs und die zwei aus den internationalen Playoffs. Beide Playoffs finden im März 2026 statt. Sicher an der WM dabei sind:

Gastgeber: Kanada, Mexiko, USA
AFC (Asien): Australien, IR Iran, Japan, Jordanien, Republik Korea, Katar, Saudi-Arabien, Usbekistan
CAF (Afrika): Algerien, Kap Verde, Elfenbeinküste, Ägypten, Ghana, Marokko, Senegal, Südafrika, Tunesien
CONCACAF (Nord- und Mittelamerika, Karibik): Curaçao, Haiti, Panama
CONMEBOL (Südamerika)
: Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Paraguay, Uruguay
OFC (Ozeanien): Neuseeland
UEFA (Europa): Belgien, Kroatien, England, Frankreich, Deutschland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schottland, Spanien, Schweiz

Wann erfährt die Schweiz ihre Gruppengegner?

Die Auslosung findet am 5. Dezember 2025 statt. Schauplatz: Das «John F. Kennedy Center for the Performing Arts» in der US-Hauptstadt Washington D.C.

Wie bereitet sich die Schweizer Nati auf die WM vor?

Im März sind zwei Testspiele geplant - eines gegen Deutschland. Die Partien werden genützt, um Spieler und Systeme für die WM zu testen. Wann und wohin die Nati im Juni nach Nordamerika abfliegt, ist offen: Das Base-Camp wird nach der Gruppenauslosung so schnell wie möglich bestimmt. Das gilt auch für die Testspielgegner, gegen die sich die Nati vor Ort den letzten Schliff für die WM holt.

Wo wird gespielt?

Das Turnier wird in 16 Stadien stattfinden. Die Spielorte sind in den USA Atlanta, Boston, Dallas, Houston, Kansas City, Los Angeles, Miami, New York/New Jersey, Philadelphia, San Francisco Bay Area und Seattle. In Mexiko, Guadalajara, Mexiko City und Monterrey. In Kanada, Toronto und Vancouver.

Das «Met Life Stadium» in New Jersey ist eigentlich ein Football-Stadion. Hier findet der Final der Fussball-WM 2026 statt.
Bild: Matt Slocum

Ist Donald Trump der Chef der WM 2026?

Ausrichter ist die Fifa, an deren Spitze Gianni Infantino thront. Auf dem Papier ist der Walliser also der WM-Chef, doch in der Praxis ist dieser angewiesen auf die Zusammenarbeit mit den drei Ausrichterländern. Allen voran den USA. Präsident Trump hat alle WM-Belange in seinem Land per Dekret zur Chefsache erklärt. Und in dieser Rolle lässt Trump seine Muskeln spielen: Wegen der Abscheu gegenüber seinen politischen Gegnern droht Trump damit, die in demokratisch regierten Städten geplanten WM-Spiele zu verlegen. O-Ton Trump: «Wenn jemand schlechte Arbeit leistet und ich das Gefühl habe, dass die Bedingungen unsicher sind, würde ich Gianni anrufen und sagen: Lasst uns die Spiele an einen anderen Ort verlegen. Und er würde das tun!» Sicher?

Die Antwort der Fifa ist diplomatisch: «Wir hoffen, alle Städte sind für die WM 2026 bereit.» Gut möglich, dass die trumpsche Unberechenbarkeit den Fifa-Chef in den kommenden Monaten in Teufels Küche bringt. Einerseits will Infantino es sich mit seinem mächtigen Kumpel nicht verscherzen. Andererseits will Infantino auf keinen Fall als Chef einer Chaos-WM in die Geschichte eingehen.

Müssen die Teams an der WM für ihre Gruppenspiele durch mehrere Zeitzonen reisen?

Die WM 2026 wird in vier verschiedenen Zeitzonen (Pacific Standard Time (PST), Mountain Standard Time (MST), Central Standard Time (CST) und Eastern Standard Time (EST)) ausgetragen. Diese liegen zwischen sechs und neun Stunden hinter der mitteleuropäischen Zeit (MEZ).

Fussballer auf Reisen, hier im Bild die Schweizer Nati im Jahr 1996: Auch an der WM 2026 werden die Nationalspieler etliche Flugmeilen sammeln - den riesigen Distanzen zwischen den Spielorten sei Dank.
Bild: Karl Mathis

Um die Belastung sowohl für Fans als auch für die Spieler einigermassen in Grenzen halten, wurden die Spielorte für die Gruppenphase aufgeteilt in eine westliche, mittlere und östliche Spielregion. Innerhalb dieser ist die Zeit höchstens um eine Stunde verschoben. Mehrstündige Reisen vom nördlichsten Ausrichterland Kanada ins südliche Mexiko sind jedoch möglich.

Aber der K.-o.-Phase lassen sich dann auch Ost-West-Reisen durch mehrere Zeitzonen nicht mehr vermeiden.

Wie kann ich Tickets kaufen? Und wie teuer sind die?

Die erste Vorverkaufsphase fand im September statt und war Fussballfans im Besitz einer Visa-Kreditkarte vorbehalten. Der Finanzdienstleister ist einer der wichtigsten Fifa-Sponsoren. Über eine Million Tickets wurden auf diese Weise abgesetzt. Aktuell läuft die zweite Vorverkaufsphase, die Anmeldefrist ist jedoch bereits abgelaufen. Nach der Gruppenauslosung am 5. Dezember startet die dritte Vorverkaufsphase.

Wer an ein WM-Spiel will, muss sehr tief in die Tasche greifen. Die günstigsten Tickets fürs Eröffnungsspiel kosten 560 Dollar, an der WM 2022 in Katar waren es 55. Tickets für Gruppenspiele starten bei 60 Dollar und kosten bis zu 575 Dollar, danach werden die Tickets in jeder Finalrunde teurer. Wer den Final in New York sehen will, muss mindestens 2030 Dollar hinblättern, Reise und Hotel nicht inbegriffen. Für diese Summe könnte man sich auch ein anständiges Occasionsauto kaufen. Zum Vergleich: In Katar war der Final ab 206 Dollar zu sehen. Praktisch in allen Kategorien sind die Ticketpreise rund 10 Mal höher als 2022.

Dazu kommt, dass bei einem Weiterverkauf von Tickets auf der eigens dafür eingerichteten Fifa-Plattform sowohl der Verkäufer als auch der Käufer einer Karte jeweils 15 Prozent an die Fifa abgeben müssen. Wer also seine Karte für 1000 Dollar verkauft, erhält nur 850, weil 150 Dollar an die Fifa gehen. Der Käufer dieser Karte muss aber 1'150 Dollar zahlen, weil die Fifa auch von ihm 150 Franken erhält.

Wie gross ist die WM-Lust bei den Schweizer Fans?

Sicher: Die Freude der Nati-Fans über die erfolgreiche WM-Qualifikation ist gross. Aber selbst hingehen? Eine Blitz-Umfrage eines auf Fussballreisen spezialisierten Schweizer Reisebüros im September hat ergeben, dass die US-Lust (noch?) klein ist. Gründe: Die Unsicherheit wegen der Harakiri-Politik von Donald Trump, die körperlichen und administrativen Reisestrapazen sowie die enormen Kosten für Tickets, Flüge und Hotels.

Zahlreiche Schweiz-Fans an der WM 2026? Skepsis ist angebracht.
Bild: Toto Marti/Blick/freshfocus

Kann man aus Footballstadien eigentlich Fussballstadien machen?

Fussball steht im Haupt-Austragungsland USA seit jeher im Schatten der vier populären Sportarten Basketball, Eishockey, Baseball und American Football. Bei letzterem ist ein Spielfeld 110 Meter lang und 50 Meter breit. Die Fussballregeln schreiben eine Breite von 45 bis 90 Metern und eine Länge von 90 bis 120 Metern vor. Damit dürfte die Umgestaltung problemlos sein. Die Fifa schreibt für die WM genaue Spielfeldmasse vor: 105 Meter Länge und 68 Meter Breite.

Dank moderner Technologie werden auch die Spielfeld-Linien vom Football nicht zu sehen sein - 1994 an der ersten WM in den USA verlieh dies dem Anlass noch einen unseriösen Touch.

Mehr zum Thema:

Mehr zum Thema:

Mehr zum Thema:

Kommentare (0)