Was ist nur mit Gregor Deschwanden los? Da spricht er vor der Saison davon, ein noch besseres Gefühl zu haben als vor einem Jahr. Dabei blickt der 34-jährige Luzerner auf den besten Winter seiner Karriere zurück. 2024 reiste er mit sieben Top-8-Resultaten nach Engelberg. Doch nun muss Deschwanden vor dem Heim-Weltcup zugeben: «Was ich spüre und was ich mache, stimmen überhaupt nicht überein. Das macht es schwierig.»
Zwischendurch blitzt bei Gregor Deschwanden durchaus auf, was ihn vor Jahresfrist in die Weltspitze katapultierte. Oft im Training, gelegentlich in der Qualifikation, noch zu selten im Wettkampf. Zum Abschluss der Skandinavien-Tour schien er den Dreh rauszuhaben. Zweimal Platz 10 in Falun und Ruka erinnerten an bessere Tage. «Doch dann liefere ich in Wisla mit Rang 45 das schlechteste Resultat seit zwei Jahren ab», sagt der Innerschweizer und zuckt mit den Schultern: «Freiheit und Vertrauen kommen nur, wenn etwas funktioniert und nicht, wenn man sich gut zuredet».
Es sei ein rein technisches Problem, wieso es noch nicht funktioniert, erklärt der Athlet. Auf dem Schanzentisch fehlt es an Spannung. Er findet den richtigen Schwerpunkt nicht, würgt den Sprung ab und verliert zu viel Speed. Sein Trainer Bine Norcic sagt zwar zur Problemlösung lapidar: «Ruhig bleiben, nur nicht zu viel Stress machen. Wenn Gregor normal springt, dann ist er in den Top 10.»
Deschwanden sucht die richtigen Schrauben
Doch so sehr einfache Lösungen im Skispringen gefragt sind, so selten sind sie in Wirklichkeit zu finden. Dabei ist Einfachheit häufig der Schlüssel zum Erfolg. Im Vorjahr seien es einige wenige Key-Points gewesen, erklärt Deschwanden, die seinen Sprung zum Erfolgsmodell machten: «Ich wusste, wenn sie funktionieren, dann fliegt es.» Heuer fliegt es noch zu selten.
Anstatt es locker laufen zu lassen, müsse er zu viel steuern, sagt Deschwanden. Das Suchen nach Lösungen und Konstanz erfordert Denkarbeit. «Aber ja nicht zu viel denken», warnt Trainer Norcic. Herausfordernd auch, dass die Key-Points nicht einfach vom letzten Winter kopiert werden können. «Die richtige Lösung ist jedes Jahr eine etwas andere Kombination», sagt der Athlet.
Dazu kommt gemäss Deschwanden noch ein faszinierendes Phänomen des Skispringens: «Wenn man etwas Neues versucht, funktioniert es beim ersten Mal oft. Und beim nächsten Mal überhaupt nicht mehr.» So erlebt zuletzt in Klingenthal mit Platz 8 in der Qualifikation und einem erneuten Absturz im Wettkampf.
Der neue Anzug mit Wohlfühl-Garantie
Auf der Suche nach einem Lösungsansatz, um Gefühl und Realität zusammenzubringen, sieht Gregor Deschwanden in Engelberg nun rot. Erstmals in dieser Saison springt er in einem Anzug in dieser Farbe. Darin fühle er sich in der Hocke-Position im Anlauf wohler, sagt der Luzerner. In der Qualifikation am Freitag sei es ihm offenbar aber zu wohl gewesen, «so dass ich den Absprung vollkommen verpasst habe». Rang 32 war sinnbildlich für den bisherigen Saisonverlauf. «Das nervt mich», sagt Deschwanden und kündigt an, im Wettkampf bewusst das Risiko und damit einen offensiveren Absprung zu suchen. Er setzt quasi alles auf Rot.



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