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Ski alpin

Odermatts grösster Konkurrent, Schweizer Leere ohne Lara und die Rückkehr der Königin – das sind die Erkenntnisse nach dem Saisonstart

Österreich hofft dank Marco Schwarz und die Schweiz bangt wegen Lara Gut-Behrami. Was bleibt nach dem ersten Rennwochenende des Winters?

Zwei Podestplätze. Ein Sieg. Der Ski-Winter ist aus Schweizer Sicht erfolgreich angelaufen. Wenig überraschend dank Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami. Das sind die wichtigsten Geschichten nach dem Auftakt in Sölden.

Marco Schwarz – Odermatts grösster Rivale?

Das hatten wir doch schon einmal: Marco Schwarz als Hoffnungsträger der Ski-Nation Österreich und grosser Gegenspieler von Marco Odermatt im Kampf um den Gesamtweltcup. Im Winter 2023/24 fuhr der 30-Jährige auf Augenhöhe mit «Odi», bis ihn ein Kreuzbandriss in der Abfahrt von Bormio Ende Dezember für Monate ausser Gefecht setzte.

Die Comeback-Saison bewies einerseits zwar, dass Schwarz das Skifahren nicht verlernt hat. Doch Podestplätze lagen im vergangenen Winter ausser Reichweite – auch, weil der vom Slalomspezialisten zum Allrounder mutierte Kärntner wegen andauernden Rückenbeschwerden auf seinem Comeback-Weg zusätzlich durch eine Bandscheiben-Operation ausgebremst wurde.

Rang 2 in Sölden als Muntermacher. Wird Marco Schwarz bald wieder zu Odermatts Dauerrivale?
Bild: Imago

Der zweite Rang in Sölden zeigt nun deutlich, dass «Blacky» nach seinem «ersten schmerzfreien Sommer seit längerem» wieder in alter Stärke zurück ist. Doch von der Rolle als ultimativer Odermatt-Herausforderer will Marco Schwarz aktuell noch überhaupt nichts wissen: «Dafür muss man in drei Disziplinen ein Podestfahrer sein. Das war ich zuletzt nicht mehr.»

Er habe zwar im September in Chile das Speedtraining wieder aufgenommen, «aber es war mehr ein Herantasten». Die Rennen im Super-G plant Schwarz nach einem Jahr Unterbruch wieder fix ein, auf Abfahrten will er vorläufig noch verzichten. Seine Leistung in Sölden quittierte der Allrounder zwar sehr emotional, aber keinesfalls euphorisch. Für die Saison will er sich keinen unnötigen Druck machen: «Ich habe keine Platzierungen im Kopf. Ich will das Rennfeeling wieder spüren und möglichst schnell wieder in den Flow kommen.» Und mit Blick auf seine jüngste Verletzungsgeschichte sagt Marco Schwarz auch: «Ich muss bei meiner Planung viel auf den Körper hören.»

Die Schweizer Frauen: Lara und nada

Lara Gut-Behrami fährt zum Saisonstart in Sölden auf das Podest.
Bild: Keystone

Die gute Nachricht: Lara Gut-Behrami ist zurück. Auch in ihrer Abschiedssaison ordnet sie dem Erfolg alles unter. «Sonst könnte ich ja auch mit einer Schweizer Fahne starten und allen zuwinken», sagt sie. Die Olympischen Spiele im Februar sollen ein letztes Highlight werden. Gibt es für die Tessinerin nach Gold (Super G) und Bronze (Riesenslalom) 2022 in Peking, sowie Bronze (Abfahrt) 2014 in Sotschi noch einmal eine Olympia-Medaille?

Vor einem Jahr verzichtete Lara Gut-Behrami in Sölden ganz kurzfristig auf den Start, weil sie sich nach einer komplizierten Vorbereitung nicht genügend sicher fühlte. Nun meldete sie mit ihrem dritten Rang Ambitionen an. Auch für den Gesamt-Weltcup? Warum nicht.

Die schlechte Nachricht: Hinter Gut-Behrami klafft im Schweizer Frauen Team eine riesige Lücke. Camille Rast erfüllt mit Rang 15 die grossen Ansprüche (auch an sich selbst) maximal halbwegs. Wobei offensichtlich ist, dass sie noch immer an den Folgen ihres Sturzes Ende Februar in Sestriere leidet. Die Hüftprobleme könnten sie im schlimmsten Fall durch die ganze Saison begleiten. Wie weit ist sie wirklich? Eine erste Antwort auf diese Frage liefern erst die beiden Slaloms in Levi (15.11.) und Gurgl (23.11.)

Läuft noch nicht. Slalom-Weltmeisterin Camille Rast nach ihrem harzigen Start in Sölden.
Bild: Freshfocus

Gar nicht auf Touren kommt dagegen Wendy Holdener. Rang 30 ist eine herbe Enttäuschung. Zumal sie sich nach dem gelungenen Saisonabschluss im Riesenslalom (Rang 7 in Sun Valley) in die zweite Startgruppe vorgearbeitet hat. Zwischenrang 16 nach dem ersten Lauf ist noch knapp ordentlich. Danach folgt jedoch der grosse Absturz, im zweiten Lauf fährt keine langsamer als Holdener. Auch Vanessa Kasper fällt nach ansprechender Leistung im ersten Lauf (23.) zurück.

So heisst das erste Schweizer Fazit bei den Frauen: Lara und nada. Man stellt sich darum besser nicht vor, wie es bald einmal wird ohne sie.

Mikaela Shiffrin ist zurück – mit starkem Team im Rücken

Mikaela Shiffrin verzichtet diese Saison auf Abfahrten.
Bild: AP

Paula Moltzan (2.). Mikaela Shiffrin (4.). Nina O'Brien (6.). Katie Hensien (12.). AJ Hurt (13.). Elisabeth Bocock (19.). Gleich sechs Amerikanerinnen klassierten sich in Sölden in den Top 20. Es ist eine herausragende Teamleistung. Von dieser Breite können die Schweizerinnen – zumindest im Riesenslalom – nur träumen.

Mit grösstem Interesse verfolgte die Ski-Welt natürlich Mikaela Shiffrins Auftritt. Die grosse Frage: Schafft die Königin (101 Weltcupsiege) den Sprung zurück in die Weltspitze? Bald ein Jahr ist es her, seit sie in Killington schlimm stürzte. Ein Skistock bohrte sich in ihren Körper, verfehlte den Darm nur um Millimeter. Auf dem Weg zurück wurde Shiffrin von Angstzuständen heimgesucht, sie verlor die Freude am Skifahren.

Doch nun gibt es Grund zur Hoffnung. Mit der hohen Startnummer 20 gelang es Shiffrin, bereits im ersten Lauf ein Ausrufezeichen zu setzen. Nach Zwischenrang sechs, reckte sie sogar die Faust in den Zielraum von Sölden. Am Ende resultierte Rang 4. Die Prognose sei gewagt: Shiffrin wird in diesem Winter nicht nur im Slalom, sondern auch im Riesenslalom wieder gewinnen.

Der Nachwuchs: Unterschiedliche Schweizer Gefühlswelten

Auch im sechsten Anlauf nicht im Ziel: Lenz Hächler.
Bild: Keystone

Die Vergleiche sind gross. Und vielleicht nicht nur leistungsfördernd. Als «Odermatt 2.0.» wurde Lenz Hächler da und dort schon bezeichnet. Doch bis anhin gilt: Noch immer hat Hächler im Weltcup keinen einzigen Lauf ins Ziel gebracht. In Sölden scheidet er auch in seinem sechsten Weltcup-Rennen aus. Dennoch: In gewissen Passagen lässt er seine Klasse aufblitzen. Darum gilt: Geduld! Die Resultate werden kommen.

Ehrenmeldung: Sue Piller.
Bild: Keystone

Bei den Frauen debütiert die 20-jährige Sue Piller in Sölden. Am Ende fehlen ihr 65 Hundertstel, um sich für den zweiten Lauf zu qualifizieren. Das ist nicht überragend, aber auch keineswegs dramatisch. Man darf gespannt sein, wie sie sich in den nächsten Monaten entwickelt.

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