Eine kleine Bodenwelle nach der Ziellinie genügte, um den Schweizer Skifans Angst einzujagen. Wegen der Unebenheit hob Wendy Holdener ab, überschlug sich seitwärts - und landete unsanft auf dem harten Untergrund.
Die Sache war noch nicht ausgestanden. Nun schlitterte die Schwyzerin durch den Zielraum und wurde von der aufblasbaren Werbebande gestoppt. Holdener hatte sich im Bereich des Nackens und des Knies wehgetan. SRF-Experte Didier Plaschy meinte: «Da wären ein paar Athletinnen nicht mehr aufgestanden.»

Holdener sagte hinterher: «Ich habe noch nicht ganz realisiert, was passiert ist. Aber ich habe viel Glück gehabt heute.» Während des zweiten Laufs spürte sie keine Schmerzen im Knie. Es schien ganz so, als hätte das Schicksal für einmal Erbarmen mit dem leidgeplagten Frauen-Team gehabt. Holdener biss auf die Zähne und trat nochmals an. Vom 8. Zwischenrang konnte sie sich auf Platz 7 verbessern.
Shiffrin in eigenen Sphären unterwegs
Mit Mikaela Shiffrin konnte Holdener nicht mithalten. Doch so geht es eigentlich allen Fahrerinnen momentan. Die US-Amerikanerin verkehrt im Slalom in eigenen Sphären. Sie distanzierte die Konkurrenz erneut deutlich. Am Ende waren es 1,55 Sekunden und mehr, halbe Ewigkeiten im Skirennsport. In den ersten vier Slaloms der Saison hatte Shiffrin nie weniger als 1,23 Sekunden Differenz auf den Rest.

Die Beste des Rests war am Dienstagabend Camille Rast. Die Walliserin zeigte im zweiten Durchgang eine wilde Fahrt und musste mehrfach zaubern, um in der Spur zu bleiben. «Ich habe sehr viele Fehler gemacht», sagte Rast. «Aber grundsätzlich war es solid.» Nach dem 3. Platz im Slalom von Gurgl stand sie bereits zum zweiten Mal in dieser Saison auf dem Podest. Neben Rast und Holdener schafften es drei Schweizerinnen in die Weltcuppunkte: Anuk Brändli (Rang 14), Mélanie Meillard (Rang 17) und Eliane Christen (Rang 19).
Einen besonderen Abend erlebte die deutsche Allrounderin Emma Aicher. Wenige Tage nach ihrem Sieg in der Abfahrt von St. Moritz wurde die 22-Jährige Dritte in einer komplett anderen Disziplin. Noch am Sonntag stürzte sie im Super-G - offensichtlich hat sie den Zwischenfall gut weggesteckt.
Gisin meldet sich aus dem Spital
Eine positive Nachricht kam im Vorfeld des Rennens aus dem Spital. Michelle Gisin meldete sich erstmals nach ihrem heftigen Sturz im Abfahrtstraining von St. Moritz. «Ich hatte grosses Glück und bin froh, dass ich noch meinen ganzen Körper bewegen kann», schrieb Gisin auf Instagram.
Die Obwaldnerin hat bereits Operationen an der Halswirbelsäule und am Handgelenk hinter sich. Am Wochenende steht ihr noch der Eingriff am linken Knie bevor. Gisin hatte sich beim Sturz einen Kreuz- und Innenbandriss zugezogen. «Ich freue mich auf den Punkt, an dem es nur noch aufwärtsgeht», liess die 32-Jährige verlauten.


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