Tadej Pogacar liess nach dem WM-Sieg im monströsen Strassenrennen von Kigali daheim Seele und Beine baumeln. Remco Evenepoel, der sich nach einem Riesenrückstand mit der Silbermedaille begnügen musste, strampelte sich hingegen gleich nach der Rückkehr von Afrika den Frust aus dem Leib: Beim Zeitfahren am Mittwoch in Frankreich wurde er Europameister.
Nur eine Woche nach dem spektakulären Strassenrennen in Ruanda treffen sich die beiden Ausnahmefahrer zur Revanche bei der EM in Frankreich – und kämpfen um einen Titel, auf den beide noch warten.
Evenepoel fehlt nur noch das EM-Meistertrikot im Strassenrennen
«Es ist das grösste Ziel meines gesamten Herbstes, noch vor der Weltmeisterschaft», sagt Evenepoel mit Blick auf die über 200 kilometerlange Fahrt am Sonntag durch die hügeligen Départements Ardèche und Drôme. «Es ist die einzige Meisterschaft, die meine Erfolgsliste noch vermisst.»
Weltmeister wurde der 25-jährige Belgier im Strassenrennen 2022 und im Zeitfahren gleich dreimal – zuletzt in Ruanda, als er Pogacar deklassierte. Olympiagold holte Evenepoel 2024 in beiden Wettbewerben. Und Europameister wurde er am Mittwoch zum zweiten Mal – wie 2019 im Zeitfahren. So hält Evenepoel nun als erster die drei grossen «Chrono»-Titel im Zeitfahren gleichzeitig.
Was Evenepoel aber noch fehlt: das Sternenbanner-Trikot für den EM-Erfolg im Strassenrennen. «Es liegt genug Zeit hier zwischen Zeitfahren und Sonntag», sagte Evenepoel nach dem Rennen über seine Erfolgschancen. «Ich ruhe jetzt einen Tag aus und hoffe auf zwei Tage guten Trainings.»
Die Bilanz spricht für Pogacar
Ob das gegen einen ausgeruhten Pogacar, der auf das Zeitfahren verzichtete, reicht? Vor dem Rennen klingen «Pogis» Verlautbarungen nur halbwegs euphorisch. Das Regenbogentrikot des Weltmeisters erneut zu holen, sei sein grosses Saisonziel gewesen. «Jetzt bin ich froh, es geschafft zu haben», sagt er.
Aber satt ist Pogacar eben nie. Gewinnt er das Strassenrennen, wäre es sein erster EM-Titel überhaupt. Mit einem Sieg würde er als Titelverteidiger zur EM 2026 antreten, die am Mittwoch nach Slowenien, in seine Heimat, vergeben wurde. Das ist ein weiterer Anreiz für Pogacar.
Die Bilanz spricht jedenfalls sehr für ihn. In den letzten acht Aufeinandertreffen im Strassenrennen lag der Slowene stets vor dem Belgier – und gewann sechs dieser Rennen. So soll es für ihn auch am anspruchsvollen Sonntag mit sieben knackigen Anstiegen auf den letzten 55 Kilometern enden.
Eine einseitige Rivalität
So geht in die nächste Runde der grossen, aber auch etwas einseitigen Rivalität. Denn: Für Evenepoel ist Pogacar der Hauptrivale. Pogacar leistet sich indes zwei weitere grosse Rivalitäten – im Frühjahr mit Mathieu van der Poel, bei der Tour mit Jonas Vingegaard.
Jener Vingegaard reüssierte bislang nur bei den grossen Rundfahrten. Im Strassenrennen ist er trotz seiner Prominenz irgendwie der grosse Unbekannte. Die EM bietet auch ihm die Möglichkeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen.
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