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Marlen Reusser gewinnt das Zeitfahren und krönt sich zur Rekord-Europameisterin – Küng und Bissegger enttäuschen

Zehn Tage nach ihrem Weltmeistertitel im Zeitfahren krönt sich Marlen Reusser in Frankreich zum vierten Mal zur Europameisterin. Seit drei Jahren ist sie im Kampf gegen die Uhr unbesiegt. Stefan Küng und Stefan Bissegger sind hingegen chancelos.
Marlen Reusser ist zum vierten Mal Europameisterin im Zeitfahren.
Bild: Billy Ceusters

Startet Marlen Reusser zu einem Zeitfahren, kann sie sich fast nur noch selber schlagen. Vor zehn Tagen wurde sie in Ruanda Weltmeisterin, nun gewann sie im französischen Étoile-sur-Rhône in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Die Bernerin ist damit zum vierten Mal nach 2021 bis 2023 Europameisterin und zieht mit der Niederländerin Anna van der Breggen gleich, die zwischen 2016 und 2019 ebenfalls vier Siege gefeiert hatte.

Für Reusser war es auf den 24 überwiegend flachen Kilometern eine einzige Triumphfahrt. Nur bei der ersten Zwischenzeit lag die 34-Jährige als Zweite hinter der Norwegerin Katrine Aalerud ganz knapp nicht an der Spitze (+0,24 Sekunden) des Klassements. Doch schon bei Rennhälfte hatte Reusser 15 Sekunden und mehr zwischen sich und die Konkurrenz gelegt.

Erst Weltmeisterin, jetzt erneut Europameisterin: Marlen Reusser.
Bild: IMAGO/Alex Whitehead/SWpix.com

Reusser seit drei Jahren unbesiegt

Am nächsten kam ihr die Norwegerin Mie Bjørndal Ottestat mit 50 Sekunden Differenz. Bronze ging an die Niderländerin Mischa Bredewold, die 52 Sekunden auf Reusser verlor. Die zweite Schweizerin, die 22-jährige Jasmin Liechti, klassierte sich im elften Rang (+2:06 Minuten).

Seitdem sie 2023 in Stirling ohne einen ersichtlichen Grund aufgegeben und damit eine Kontroverse ausgelöst hatte, hat Marlen Reusser jedes der fünf Einzelzeitfahren gewonnen, bei denen sie gestartet war. Letztmals eine Niederlage einstecken musste die Bernerin vor drei Jahren bei den Weltmeisterschaften im australischen Wollongong, als sie Dritte wurde.

Seit ihrer Aufgabe bei den Weltmeisterschaften 2023 in Stirling hat Marlen Reusser jedes Zeitfahren gewonnen.
Bild: Dario Belingheri

Zwei weitere Chancen auf Medaillen

Gut möglich, dass zwei weitere Medaillen dazukommen: Die Schweizer Equipe um Reusser, Noemi Rüegg, Jasmin Liechti, Stefan Küng, Mauro Schmid und Jan Christen gehört im Mixed-Zeitfahren am Donnerstag zu den Favoriten. In Ruandas Hauptstadt Kigali holte das Schweizer Sextett immerhin noch Bronze, nachdem Reusser einen Defekt erlitten hatte.

Weltmeisterin, Europameisterin, Gesamtsieg bei der Tour de Suisse, dazu zwei Etappensiege, Gesamtsieg bei der Burgos-Rundfahrt, dazu ein Etappensieg und der Zweite Rang im Gesamtklassement beim Giro d'Italia: Schon jetzt blick Reusser auf die erfolgreichste Saison ihrer Karriere zurück. Alles, was jetzt noch folgt, ist nur noch Zugabe.

Kurz nach dem Rennen sagt Reusser: «Es ist ein spezielles Gefühl. Ich bin jetzt Schweizer Meisterin, Europameisterin und Weltmeisterin. Leider habe ich die Olympischen Spiele im letzten Jahr verpasst.» Natürlich sei sie als Favoritin ins Rennen gegangen, «aber nach der Reiserei und den letzten Wochen ist das keine Selbstverständlichkeit. Ich bin sehr glücklich.»

Evenepoel auch Europameister

Mit Remco Evenepoel gewinnt auch bei den Männern der frisch gekürte Weltmeister das EM-Zeitfahren. Der Belgier ist auf allen Abschnitten der Schnellste. Nach etwas mehr als der Hälfte des Rennens überholt der 25-Jährige den eine Minute vor ihm gestarteten Stefan Küng, immerhin selber ein zweifacher Europameister im Zeitfahren (2020 und 2021).

Silber geht an den 29-jährigen Italiener Filippo Ganna (+43 Sekunden), Bronze sichert sich überraschend der Däne Niklas Larsen. Der 28-Jährige verliert schon über eine Minute auf Evenepoel, der in Kigali bereits zum dritten Mal in Folge Weltmeister im Zeitfahren geworden war - und dazu hinter Tadej Pogacar auch noch Silber im Strassenrennen geholt hatte.

Im Zeitfahren ist der 25-jährige Evenepoel nun amtierender belgischer Meister, Europameister, Weltmeister und Olympiasieger.

Küng und Bissegger enttäuschen

Keine Chance auf eine Medaille hatte Stefan Küng, der sich mit 1:47 Minuten Rückstand Siebter wurde. Zu Bronze fehlten ihm 40 Sekunden. Der Thurgauer blickt auf eine enttäuschende Saison zurück. Erstmals seit 2016 konnte der 31-Jährige kein Rennen gewinnen. Auch auf dem Podest stand er nie. Seine beste Klassierung ist ein sechster Rang im Zeitfahren bei der Vuelta. Bei den Weltmeisterschaften in Kigali wurde er Zehnter.

Für Küng gilt: Pech im Spiel, Glück in der Liebe. Ende Juli wurden seine Frau Céline und er zum zweiten Mal Eltern eines Sohnes. Im Hinblick auf die kommende Saison steht eine Luftveränderung an. Nach sieben Jahren beim französischen Team Groupama FDJ schliesst er sich der Schweizer Equipe Tudor Pro Cycling von Besitzer Fabian Cancellara an.

Seinen letzten Einsatz in diesem Jahr hatte Stefan Bissegger. Der 27-Jährige Thurgaer hatte bei einem Sturz in der ersten Etappe der Tour de France Mitte Juli eine Gehirnerschütterung erlitten und kehrte erste Mitte September zurück. Der Zeitfahren-Europameister von 2022 verlor 2:40 Minuten auf Evenepoel und klassierte sich im 18. Rang.

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