
Max Verstappen drehte gemütlich seine Runden, wie zu allerbesten Zeiten war er dem Feld enteilt - und hatte sogar die Musse, sich im Cockpit über die merkwürdigen Vorgänge bei den gar nicht mehr so beeindruckenden McLaren zu amüsieren. Der Weltmeister steuerte seinen Red Bull zu einem hochsouveränen Sieg beim Grossen Preis von Italien, verwies die beiden Titelkandidaten Lando Norris und Oscar Piastri um fast 20 Sekunden auf die Plätze.

In dieser Form dürfte Verstappen doch noch nicht ganz fertig sein mit der Saison, bei acht verbleibenden Rennen gibt es noch einiges zu gewinnen. «Wir werden es auf jeden Fall versuchen», sagte er, «wir gehen Schritt für Schritt, Rennen für Rennen.»
Verstappen spielt in der WM-Wertung momentan keine Rolle mehr
Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko sprach schon von einer «Wiedergeburt», am Ende stand Verstappens erst dritter Grand-Prix-Sieg in diesem Jahr und der erste seit fast vier Monaten. In der WM tat sich allerdings wenig. Verstappen liegt als Dritter zu weit zurück, Norris rückte um drei Zähler an Piastri heran, hat aber noch 31 Punkte Rückstand. Was aber in der Schlussphase geschah, wird mindestens intern sicher noch diskutiert.
Norris lag das gesamte Rennen komfortabel auf Rang zwei vor Piastri, dann verpatzte das Team einen Boxenstopp, der Brite fiel dadurch kurz vor Schluss auf Rang drei zurück. Der Kommandostand meldete sich daraufhin bei Piastri: «Bitte lass Lando wieder vorbei.» Piastri tat dies, klang aber widerwillig. Und auch nach dem Rennen war ihm das anzumerken.
Er lachte etwas resignierend. «Es gab da diesen Vorfall am Ende», sagte er im Podium-Interview und zögerte kurz: «Aber ist schon okay.» Insgesamt gebe es für McLaren auch mit Blick auf Verstappen «Dinge zu lernen aus diesem Wochenende».
Die Ferrari-Piloten konnten die hohen Erwartungen der Tifosi nicht erfüllen, Charles Leclerc wurde Vierter vor George Russell im Mercedes. Rekordweltmeister Lewis Hamilton holte Platz sechs. Nico Hülkenberg konnte das Rennen im Sauber gar nicht erst starten - ein Problem mit der Hydraulik zwang ihn ganz kurzfristig zum Rückzug.
Verstappens Fluch
Verstappen war erstmals seit Anfang Juli mit dem Vorteil der Pole Position ins Rennen gegangen, kämpfte damit allerdings auch gegen einen kleinen Fluch: Fünfmal in Folge hatte in Monza der Pole-Setter das Rennen nicht gewinnen können. Man war allerdings ziemlich selbstbewusst bei Red Bull, was die Aussichten für den Rennsonntag anging - und schnell wurde klar, dass das einer guten Selbsteinschätzung entsprang.

Zwar hatte Verstappen am Start Probleme, Norris setzte sich neben ihn, es wurde unübersichtlich. Zunächst geriet Norris neben die Strecke, in der ersten Schikane kürzte Verstappen dann ab und blieb nur dadurch vorne. «Was macht dieser Idiot?», schimpfte Norris im Funk: «Er drückt mich aufs Gras und dann schneidet er die Kurve.»
Bald meldete sich der Kommandostand bei Verstappen und wies ihn an, die Position abzugeben, um eine Strafe zu verhindern. Das tat der Weltmeister, liess Norris vorbei - holte sich die Führung aber nur zwei Runden später wieder zurück.
Anschliessend war er etwa bis zur Rennhalbzeit der schnellste Mann im Feld, hatte bald sechs Sekunden Vorsprung auf Norris. Der wiederum baute einen ähnlichen Puffer vor Piastri auf, der sich nur in der wilden Anfangsphase mit Leclerc hatte herumschlagen müssen.
So chaotisch der Beginn des Rennens, so geordnet ging es mittlerweile zu. Der Verhältnisse waren sortiert, in der Spitzengruppe zögerten sie alle ihre Boxenstopps heraus, um nicht den Vorteil einer möglichen Safety-Car-Phase zu verpassen.
Erst im letzten Renndrittel holte sich Verstappen neue Reifen, er fiel damit hinter die beiden McLaren zurück. Die alte Reihenfolge war aber wiederhergestellt, nachdem auch die Papaya-Renner die Box angesteuert hatten.

Der 20-jährige Brasilianer Gabriel Bortoleto holte für das Sauber-Ferrari Team als Achter wieder Punkte. Seine bislang beste Klassierung in der Formel 1 - Platz 6 im Sommer in Ungarn - verpasste Bortoleto um 21 Sekunden. Niko Hülkenberg im zweiten Sauber konnte das Rennen wegen Hydraulikproblemen gar nicht erst starten. (sid/sda)
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