Mit Noah kann man sich wunderbar unterhalten. Freudig präsentiert der Siebenjährige mir seine Spielzeugautos. Die Logos kennt er alle. Er zeigt mir auch, was er gemalt hat. Und stellt mir seinen Lieblings-Teddy vor, der am genau gleichen Tag geboren sei wie er selber.
Im Kindergarten und in der Schule hat Noah oft herumgeschrien. Andere Kinder geschlagen, gekratzt, bespuckt, sogar gebissen. Mehrmals wird er auf ADHS abgeklärt. Doch fehlen gewisse Merkmale, etwa mangelnde Fähigkeit, sich länger zu konzentrieren. Das ist für Noah kein Problem. Weitere Untersuchungen ergeben schliesslich: Er leidet unter fehlendem Urvertrauen, aufgrund von Erfahrungen seit frühester Kindheit. Denn seine Mutter kann nicht für ihn sorgen. Sie lebt heute auf einem anderen Kontinent. Das hat ihn geprägt.
Er verliert eine zentrale Bezugsperson
Als Noah zur Welt kommt, ist er ein Wunschkind. Seine Eltern sind überzeugt, dass sie eine Familie gründen wollen. Aber schon während der Schwangerschaft zeigt sich, dass die Mutter mit der neuen Lebenssituation Mühe hat. Vielleicht wird es ihr erst bewusst, dass man als Elternteil einen gewissen Lebensstil und Freiheiten aufgeben muss. «Ich habe das Partyleben problemlos hinter mir gelassen», sagt Vater Philipp.
Seine Partnerin hingegen beginnt noch während der Schwangerschaft wieder vermehrt Alkohol zu konsumieren. Und es wird nach Noahs Geburt nicht besser. Sie wird zunehmend unzuverlässig, lässt Termine platzen, die familiäre Organisation leidet. Und vor allem Noah, für den sie kein verlässlicher Halt mehr ist, den sie allzu oft im Stich lässt. So geht verloren, was nötig wäre, um einem Kind das Urvertrauen zu geben, auf das er aufbauen kann.
Zermürbender Kampf, weil Schule überfordert ist
Noah reagiert auf seine Weise. Hat er das Gefühl, zu wenig Aufmerksamkeit zu erhalten, sorgt er selber dafür. Indem er ausfällig wird. Schliesslich trennen sich seine Eltern. Die Mutter reist weit weg – zurück in ihre ursprüngliche Heimat jenseits des Atlantiks.
Für Philipp als berufstätigen und alleinerziehenden Vater wird es immer schwieriger. Er muss im Job Leistung bringen und zugleich möglichst viel für Noah da sein. Und er führt einen zermürbenden Kampf gegen die Schulbehörden. Denn die Meinungen, was für Noah das Beste ist und was die Normalschule leisten kann, gehen weit auseinander. Er setzt sich mit vollem Engagement für seinen Sohn ein. Die Schulbehörden sorgen sich um das Wohl von Mitschülern und Lehrpersonen.
Als Noah nicht mehr in die Schule darf, muss Philipp über ein halbes Jahr lang eine Betreuung selber finanzieren. Was für ihn und sein ohnehin enges Budget eine schwere Belastung bedeutet. Denn von Noahs Mutter hat er in all der Zeit nie Alimente bekommen. Und ob dies je der Fall sein wird, ist ungewiss. Die LZ-Weihnachtsaktion lindert mit einem Beitrag etwas den Druck, der auf ihm und Noah lastet.
Eine Veränderung, die vieles besser macht
Für diesen gibt es nun einen Lichtblick. Seit dem neuen Schuljahr darf er in die sozialpädagogische Schule «Formidable» nach Emmen. Dort erhält er die Unterstützung, die in der Regelklasse nicht möglich war. Um Vertrauen aufbauen zu können, hat er zuerst eine feste Bezugsperson. Inzwischen kann er auch gut mit anderen Lehrpersonen und mit Klassen-Gspänli arbeiten und spielen. Stolz zählt er die Namen einiger Kinder auf, mit denen er sich besonders gut versteht. Der Plan ist, dass er bis nächstes Schuljahr dort unterrichtet wird und danach vielleicht in die normale Primarschule zurück kann.
Die positive Entwicklung ist auch für Vater Philipp eine grosse Freude. Nicht dass sein Leben nun einfach wäre. Neben seiner Arbeit betreut er Noah an allen Abenden, zweimal in der Woche bereits am Nachmittag und auch an den Wochenenden. Die beiden machen das Beste daraus. Samstags etwa besuchen sie zusammen das VaKi-Turnen. Und da beide grosse FCL-Fans sind, gehen sie zuweilen an ein Heimspiel, wenn es nachmittags ist. Auch Ausflüge ins Freie sind hoch im Kurs.
Obwohl Philipp nicht gut auf seine Ex-Partnerin zu sprechen ist, ermöglicht er den Kontakt zwischen Noah und seiner Mutter, so gut es geht. Noah durfte sie auch schon im fernen Ausland besuchen. Und telefoniert regelmässig mit ihr. «Sein Bedürfnis danach ist unterschiedlich», sagt Philipp. «Aber ich hoffe, dass es ihm guttut.»
Er steht für viele alleinerziehende Mütter und Väter
Vieles läuft besser. Noah ist ausgeglichener als früher, spricht besser, kann besser zuhören, besser gehorchen, schläft gut. Und er versteht sich mit anderen Kindern. Philipp hat Kontakt mit anderen Alleinerziehenden, und Noah hat auch hier neue Freunde gefunden. Zusammen meistern Vater und Sohn ihr anspruchsvolles Leben.
Philipp betont: Was er an alltäglichen Herausforderungen, finanziellem Druck und oft auch bürokratischen Hürden zu bewältigen hat, betrifft zahlreiche alleinerziehende Mütter und Väter. Dank Spenden kann die LZ-Weihnachtsaktion vielen von ihnen schnell und unkompliziert helfen.
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