Die 84'000 Eintritte bedeuten 3000 mehr als letztes Jahr. An total 34 Tagen bot Lucerne Festival unter dem Motto «Open End» 163 Veranstaltungen des Sommer-Festivals, das unter dem Motto «Open End» stand. Die 64 Kaufveranstaltungen hatten rund 60'000 Eintritte. Rund 24'000 Gäste verzeichneten die 99 Gratis-Veranstaltungen, darunter die Reihe «40min», das «40min Open Air», die Schulkonzerte und das Weltmusik-Festival «In den Strassen» sowie die Liveübertragung des Eröffnungskonzerts auf dem Luzerner Inseli. Das Festival endet am Sonntag mit «Les Adieux», dem ausverkauften Abschiedsfest für Intendant Michael Haefliger, der Ende des Jahres, nach 26 Jahren, die Intendanz an Sebastian Nordmann weitergibt.
Aufblasbare Konzerthalle als Besonderheit
Eine besondere Rolle spielte die mobile Konzerthalle Ark Nova mit total 12'000 Eintritten. Zum ersten und einzigen Mal war die aufblasbare Halle ausserhalb von Japan zu erleben. Noch bis Sonntag finden dort Veranstaltungen statt. Sie gastierte für elf Tage auf der Lidowiese neben dem Verkehrshaus der Schweiz. Auf dem Programm der Ark Nova standen Führungen sowie 35 Konzerte, davon musste eines wegen Unwetterwarnung abgesagt werden.
Das Hans Erni Museum zeigt noch bis 12. Oktober die begleitende Sonderausstellung «Skulptur und Architektur, Kunstwerk und Konzerthalle». Das künstlerische Programm der Ark Nova ergänzte das Sommer-Festival rund um das KKL: Mit tiefen Ticketpreisen, einem breiten Spektrum von Klassik, Crossover und Volksmusik bis hin zu Folk, Jazz und Pop sowie Gratis-Angeboten öffnete sich das Festival für Interessierte aller Altersklassen.

Viele Konzerthighlights
Das Motto «Open End» zog sich als roter Faden durchs Festivalprogramm, wie Lucerne Festival in einer Mitteilung schreibt. Im Fokus standen offene, unvollendete und zyklisch angelegte Werke. Auf dem Programm standen beispielsweise Gustav Mahlers Zehnte Sinfonie im Eröffnungskonzert vom 15. August mit dem Lucerne Festival Orchestra und Riccardo Chailly, aber auch Anton Bruckners Neunte oder Schuberts Unvollendete Sinfonie.
Das Motto nahm zudem Bezug auf den 100. Geburtstag von Pierre Boulez, der das Komponieren zeit seines Lebens als Work-in-Progress, als kreativen Prozess ohne Schlusspunkt begriff. Ihm widmete das Festival einen «Kosmos Boulez» mit zwölf seiner Werke, die in Konzerten des Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) in verschiedenen Besetzungen erklangen.
Chailly, Rattle und Tabea Zimmermann
Am Pult des Lucerne Festival Orchestra waren in diesem Sommer neben Chefdirigent Riccardo Chailly auch Yannick Nézet-Séguin, Andrés Orozco-Estrada sowie erstmals Sir Simon Rattle zu erleben. Als «artistes étoiles» traten die Bratschistin Tabea Zimmermann und die Musikerin und Performerin Winnie Huang in mehreren Konzerten auf, Marco Stroppa übernahm die Rolle des composer-in-residence. Zu den Solierenden des Festivals zählten Pierre Laurent Aimard, Lisa Batiashvili, Seong-Jin Cho, Stefan Dohr, Isabelle Faust, Elīna Garanča, Julia Hagen, Augustin Hadelich, Janine Jansen, Magdalena Kožená, Lang Lang, Igor Levit, Anne-Sophie Mutter, Beatrice Rana, Sir András Schiff und Mitsuko Uchida.
Stars und internationale Orchester
Auf der Bühne des Konzertsaals im KKL Luzern wechselten sich die bedeutende internationalen Orchester ab, wie das Lucerne Festival in seiner Bilanz schreibt: Die Berliner Philharmoniker mit Kirill Petrenko, die Wiener Philharmoniker mit Franz Welser-Möst, das Royal Concertgebouw Orchestra mit Klaus Mäkelä sowie das West-Eastern Divan Orchestra mit Daniel Barenboim.
Weitere Höhepunkte setzten laut Mitteilung das Mahler Chamber Orchestra mit Maxim Emelyanychev, das Orchestre Philharmonique de Radio France mit Mirga Gražinytė-Tyla, das Orchestre de Paris unter Esa-Pekka Salonen und das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia mit Daniel Harding.
Das Luzerner Sinfonieorchester trat mit Michael Sanderling auf. Les Musiciens du Prince – Monaco und Cecilia Bartoli präsentierten Rossinis Il barbiere di Siviglia. Heute, am Freitagabend, wird das Projekt «The Wagner Cycles» mit Siegfried unter der Leitung von Kent Nagano fortgeführt, und morgen treten das Orchester und der Chor des Teatro alla Scala unter Riccardo Chailly auf.
Zeitgenössisches und Lucerne Festival Academy
Im Zentrum des Contemporary-Bereichs stand erneut die Lucerne Festival Academy mit über 128 Teilnehmenden aus 26 Ländern. 17 von insgesamt 21 Uraufführungen erklangen im Rahmen der Akademie, darunter Werke von composer-in-residence Marco Stroppa, Dai Fujikura sowie den «Roche Young Commissions»-Preisträgern Jakob Raab und Guillem Palomar. Die acht Komponistinnen und Komponisten, die am Composer Seminar unter der Leitung von Dieter Ammann und Unsuk Chin teilnahmen, führten ihre Werke mit dem Ensemble der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA-Ensemble 2024/25) auf. Mit The Divine Thawing of the Core von Chaya Czernowin und Tombeau I von Olga Neuwirth erklangen zwei bedeutende Schweizer Erstaufführungen.
Junge Star und Konzerte für Familien
In der Lukaskirche stellten sich in der Debut-Reihe der Pianist und Preisträger des diesjährigen «Prix UBS Jeunes Solistes» Vsevolod Zavidov, der Jazz-Saxofonist Jakob Manz, der Oboist Gabriel Pidoux, der Geiger David Nebel sowie die georgischen Pianist/-innen Giorgi Gigashvili und Tamta Magradze und das Erinys Quartet vor, wie Lucerne Festival schreibt. Für Familien standen die Produktionen «BarkaBach», eine musikalische Reise mit afrikanischen Rhythmen im Neubad Luzern, und die Science-Fiction-Oper «Klangmission» der Taschenoper Lübeck im Angebot. Beide Projekte wurden auch exklusiv für Luzerner Schulklassen angeboten. Darüber hinaus gab es ein Konzert im KKL Luzern mit Musikerinnen und Musikern der Berliner Philharmoniker und zwei Schulkonzerte der Münchner Philharmoniker in der Ark Nova.
Auch die Weltmusik-Gruppen von «In den Strassen» und das Vermittlungsformat «Sound and the City» fanden an Luzerner Schulen statt. Insgesamt verzeichnet das Festival die Teilnahme von 5300 Schülerinnen und Schülern an diesen exklusiven Vorstellungen. An den vier Schulkonzerten in der Ark Nova nahmen über 1200 Kinder teil.
Die diesjährige Festival-Koproduktion mit dem Luzerner Theater war Benjamin Brittens Peter Grimes unter der Leitung von Jonathan Bloxham, mit der Premiere startete das Luzerner Theater am 6. September in die Saison 2025/26.
Mit einem Nachhaltigkeitsprojekt war das Festival auf dem Europaplatz präsent: «Quak: Klänge am Wasser» machte in Zusammenarbeit mit Pro Natura Luzern auf bedrohte Amphibienarten aufmerksam. 19 Schulklassen mit über 400 Kindern nahmen an Führungen durch den Lehrpfad mit den Klangstationen teil.
Lucerne Festival in Radio und TV
Das Schweizer Fernsehen SRF 1, Arte Concert und Mezzo übertrugen das Eröffnungskonzert mit dem Lucerne Festival Orchestra und Riccardo Chailly, ebenso wie Radio SRF 2 Kultur. Das Rachmaninow-Programm des Lucerne Festival Orchestra mit Riccardo Chailly und Solistin Beatrice Rana wurde ebenfalls von Arte Concert übertragen, es wird zudem am 12. Oktober bei SRF 1 und am 19. Oktober bei Arte gezeigt.
Radio SRF 2 Kultur zeichnete insgesamt zehn Konzerte von Lucerne Festival auf und sendete zwei Abende live, darunter das Konzert des Orchestre de Paris unter der Leitung von Esa-Pekka Salonen mit Stefan Dohr als Solist. Eine Liste aller Sendetermine der Konzerte, die im Radio und Fernsehen live oder später zu erleben sind, findet sich unter On Air! Konzertübertragungen 2025 | Lucerne Festival. (zvg/are)
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