
Die Universität Luzern muss in mehreren Fakultäten Abstriche machen, wie unsere Zeitung im Juni berichtet hatte. Nun sagt die Uni, welche Bereiche konkret betroffen sind. Zwei Fächer werden gänzlich gestrichen.
Wie die Uni in der Mitteilung schreibt, bremst ein strukturelles Defizit die Entwicklung der Universität – trotz Zunahme bei der Anzahl der Studierenden. Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, die Kultur- und Sozialwissenschaftliche und die Theologische Fakultät können laut dem Schreiben ihre Ausgaben nicht mit ihren Einnahmen decken. Deshalb sei im Auftrag des Universitätsrats eine Arbeitsgruppe eingesetzt worden, um strukturelle Massnahmen zu erarbeiten. Diese hat die Sparaufträge in der Gesamthöhe von zwei Millionen Franken erarbeitet. Dies entspricht rund 2,36 Prozent des knapp 85 Millionen umfassenden Betriebsaufwands vom letzten Jahr.
Konkret müssen die verschiedenen Fakultäten folgende Beträge sparen:
- Theologische Fakultät: zirka 0,5 Millionen Franken
- Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät: zirka 0,9 Millionen Franken
- Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät: zirka 0,33 Millionen Franken
- Verwaltung: zirka 0,22 Millionen Franken
Die Umsetzung der Massnahmen dauert laut der Uni mehrere Jahre und ist Aufgabe der betreffenden Fakultäten beziehungsweise des Rektorats. Inhaltlich gehe es darum, gewisse Professuren nach Emeritierung der Lehrstuhlinhaberinnen und -inhaber nicht wiederzubesetzen, teils bei Neuberufungen auf direkte Festanstellungen zu verzichten, die personelle Ausstattung der Professuren zu reduzieren, Ressourcen zu verschieben und Synergien besser zu nutzen.
Religionswissenschaft und Wissenschaftsforschung werden eingestellt
An der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät werden die beiden Fächer Wissenschaftsforschung und Religionswissenschaft gestrichen. Diese gehören gemäss der Uni zu den Fächern mit der kleinsten Belegung und wären kaum mehr nachgefragt. Die entsprechenden Professuren werden mit den Emeritierungen nicht wiederbesetzt. Die Studierenden können ihr begonnenes Studium in Religionswissenschaft und Wissenschaftsforschung an der Universität Luzern abschliessen. Bei der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät werden die Professuren mit weniger Mittelbaustellen ausgestattet. Bestehende Arbeitsverhältnisse seien nicht betroffen.
Die Theologische Fakultät nimmt Anpassungen über mehrere Bereiche hinweg vor – unter anderem durch eine Umstrukturierung freiwerdender Professuren (Assistenzprofessuren anstatt Ordinariate) wie auch in der Administration. Ein zentraler Bestandteil der Massnahmen sei – aufgrund rückläufiger Studierendenzahlen – die Fortführung des bereits 2020 vom Universitätsrat in Auftrag gegebenen «Synergieprozesses zwischen der Theologischen Fakultät und dem Religionspädagogischen Institut». Damit verbunden ist ein «geringer Abbau von Dozierendenstellen».
Keine weiteren Sparpakete erwartet
Dieser Abbau war zuvor vom Synodalrat der Römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Luzern kritisiert worden. Die Massnahmen würden die kirchliche Ausbildung «akut» gefährden, schrieben Sie in einer Medienmitteilung. Ebenfalls beanstandet wurde die mangelnde Kommunikation der Universität Luzern. Auch der «Verein der Religionslehrer/-innen an den Luzerner Mittelschulen» hatte sich in einem Brief an Bildungs- und Kulturdirektor Armin Hartmann gewandt mit der Bitte, die Massnahmen zu überdenken.
Die Kritik sei angekommen, sagt Regierungsrat Hartmann nun auf Anfrage unserer Zeitung: «Wir haben mit den betroffenen Organisationen Kontakt aufgenommen.» Den Vorwurf mangelnder Kommunikation habe man ernst genommen und deshalb nun alle Sparmassnahmen zusammen kommuniziert. Weitere Sparpakete seien vorerst nicht zu erwarten: «Dieses strukturelle Defizit ist ein Stein, den die Universität Luzern schon länger vor sich hin rollt. Wenn dieser beseitigt werden kann, steht die Uni wieder gut da.»
Er habe auch in seiner Rede anlässlich des 25-Jahre-Jubiläums der Uni erwähnt, dass jetzt ein neuer Strategieprozess beginne. Einer, der dann einen Bremsklotz weniger im Weg habe. Vorsicht sei trotzdem noch wegen den Sparmassnahmen des Bundes geboten. Hartmann sagt aber: «Wir lassen die Hochschulen nicht alleine, wenn die Massnahmen des Bundes wirklich kommen.»
Knowhow soll erhalten bleiben
Fraglich ist, was die Schliessung des Fachs Religionswissenschaft für die Forschung bedeutet. Die Fakultät ist erfolgreich bei der Einwerbung von Drittmitteln beim Schweizer Nationalfonds. Laut Hartmann habe eine solche Sparrunde immer Konsequenzen: «Das Knowhow lässt sich vielleicht in einer anderen Form erhalten. Aber eine solche Veränderung geht nicht spurlos vorbei, das ist klar. Wichtig ist: Die aktuellen Studierenden können ihre Studien beenden.»
Wäre es aber nicht möglich gewesen, den Kantonsbeitrag an die Universität anzuheben, um die Fächer zu retten? Schliesslich gibt der Kanton Luzern im kantonalen Vergleich deutlich weniger für die Hochschulen aus. Die Uni sei eine eigenständige Institution, sagt Hartmann. «Es ist nicht Aufgabe des Kantons, ein Defizit der Uni auszugleichen.»



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