
Wer die Verkehrssituation vor einer Kreuzung im Stadtverkehr falsch einschätzt, kann sehr schnell in eine ungemütliche, ja gefährliche Lage kommen: Wenn Autofahrer ein falsches Timing haben, blockieren sie mit ihrem Fahrzeug inmitten der Kreuzung den gesamten Verkehr rundherum.
Offenbar ist das Problem so gross, dass sich die Luzerner Polizei genötigt sieht, dagegen mit einer gezielten Kampagne vorzugehen. Sie schreibt: «Autofahrer schätzen die Situation falsch ein und bleiben mitten auf der Kreuzung stehen, wenn die Ampel auf Rot springt. Das Chaos ist perfekt, inklusive Hupkonzert und genervten Blicken.» Dazu komme es wegen einer Mischung aus «Ungeduld, Unaufmerksamkeit und dem berüchtigten ‹nur noch schnell rüber-Syndrom›», heisst es in einer Mitteilung vom Montag weiter.
Besondere Hotspots sind laut Christian Bertschi, Chef Kommunikation und Prävention bei der Luzerner Polizei, Kreuzungen auf städtischen Hauptverkehrsachsen zu Stosszeiten, in Luzern etwa an der Obergrundstrasse, am Hirschengraben oder an der Pilatusstrasse, dort namentlich am Pilatusplatz, bei der Kreuzung Pilatusstrasse/Winkelriedstrasse und beim Bahnhofplatz.
«Das kann Leben kosten»
Nun warnt die Polizei alle Verkehrsteilnehmenden: «Durch verstopfte Kreuzungen erhöht sich die Stau- und Unfallgefahr erheblich. Rettungswege werden versperrt. Im Ernstfall kann das Leben kosten.» Ausserdem schiesse «der Stress-Level aller Beteiligten durch die Decke».
Trotz grüner Ampel nicht zufahren
Doch wie sollen sich Autofahrer vor Kreuzungen korrekt verhalten? Auf diese Frage antwortet Bertschi: «Vorausschauend fahren. Auch wenn eine Ampel noch auf Grün ist, der Verkehr aber nicht mehr fliesst, macht es wenig Sinn, sich mitten in eine Kreuzung zu begeben und dadurch die Durchfahrt für querende Autos zu verstopfen.»
Am Montag startet die Polizei deshalb mit ihrer Sensibilisierungskampagne «Kreuzung freihalten». Die Kampagne wird mit Plakataktionen, Social Media und präventiver Präsenz der Uniformpolizei begleitet. Letztere werden in den nächsten Wochen insbesondere in der Stadt Luzern vermehrt ein Augenmerk auf die Kreuzungen halten.
Zuerst wird geredet, dann gebüsst
In der Sensibilisierungsphase werden die fehlbaren Autofahrer laut Bertschi von Polizisten vor Ort auf ihr Verhalten aufmerksam gemacht – «in einer späteren Phase können auch repressive Massnahmen der Polizei denkbar sein». Denn: Das Halten bei einer Strassenverzweigung auf der Fahrbahn für den Querverkehr bei stockendem Verkehr wird mit 60 Franken gebüsst.
Von verstopften Kreuzungen wegen falschem Verkehrsverhalten sind auch die Liniebusse der VBL betroffen: «Sind die Strassen aufgrund des Verkehrsaufkommens bereits überlastet, so verschärfen verstopfte Kreuzungen das Problem natürlich noch», sagt Sprecher Marc Schwegler auf Anfrage. Folge sind noch mehr Verspätungen: «Das grosse Verkehrsaufkommen auf unseren Strassen fordert von allen Verkehrsteilnehmenden maximale Konzentration und vorausschauendes Fahren; Fehler rächen sich schnell und tragen zusätzlich dazu bei, dass der Verkehr noch weniger fliesst.»
Es sind indessen nicht immer nur Fahrzeuge des Individual- oder Gewerbeverkehrs, welche Kreuzungen verstopfen – immer wieder sieht man auch Busse, welche mitten in Kreuzungen stecken bleiben. Dies bestätigt VBL-Sprecdher Schwegler: «Das kommt vor – wir sind schon auch blockiert auf Kreuzungen.» Ein Doppelgelenktrolleybus sei 25 Meter lang, die Durchfahrt einer Kreuzung brauche entsprechend Zeit und Platz. Die VBL-Fahrschule sensibilisiere das Chauffeurpersonal jedoch darauf, Kreuzungen, Fussgängerstreifen sowie Ein- und Ausfahrten stets freizuhalten.

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