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Integration

Sprachförderung: Stadt Luzern will Spielgruppen-Pflicht prüfen und das Angebot ausbauen

Um die Entwicklungschancen von Kindern zu verbessern, plant der Stadtrat für 4,5 Millionen Franken verschiedene Massnahmen.

Wie gut können Dreijährige Deutsch sprechen und überhaupt kommunizieren? Dies erhebt die Stadt Luzern seit 2020 via Fragebogen bei den Eltern aller Kinder, die eineinhalb Jahre vor dem Eintritt in den freiwilligen Kindergarten stehen. So ist frühzeitig erkennbar, wer Förderbedarf hat. Sogar seit 13 Jahren existiert in der Stadt die frühe Sprachförderung. Die Gründe dafür liegen laut einem neuen Bericht und Antrag des Luzerner Stadtrats auf der Hand: «Ein frühzeitiger Zugang zur Sprache ist entscheidend für den schulischen und späteren beruflichen Erfolg und trägt massgeblich zur sozialen Integration bei», heisst es darin.

Blick in eine Spielgruppe.
Bild: Symbolbild: Raphaël Dupain

Eine wichtige Rolle spielen dabei Spielgruppen. Sie seien zu wichtigen Orten für die frühe Sprachforderung geworden. Allerdings mussten in den vergangenen fünf Jahren mehrere Spielgruppen ihr Angebot einstellen. Als Gründe werden im Bericht und Antrag unter anderem «Erschöpfung der Spielgruppenleitenden» und finanzielle Schwierigkeiten genannt. Oder es bestehe zu wenig Interesse am Angebot wie etwa in der Fluhmühle; ausgerechnet ein Quartier, in dem der Förderbedarf bei vielen Kindern vorhanden wäre. Man könne dort die Eltern bislang zu wenig erreichen.

Im Jahr 2024 besuchten 73 Prozent der Stadtluzerner Kinder mit einem ausgewiesenen Sprachförderbedarf ein Förderangebot. Die Quote steigt zwar jährlich leicht an, ist laut Stadtrat aber zu tief. Die Beiträge der Eltern an solche Förderangebote sind einkommensabhängig. Für Familien mit niedrigem Einkommen fallen in der Regel keine Restkosten an.

Deshalb will der Stadtrat nun handeln. Ziel ist es, das Spielgruppenangebot langfristig zu sichern und auszubauen. Er beantragt dafür beim Grossen Stadtrat einen Sonderkredit über fast 4,5 Millionen Franken für die nächsten zehn Jahre.

Diese Massnahmen sind ab 2026 geplant (Beispiele):
  • Um faire Löhne und weitere Aufwände angemessen zu finanzieren sowie die Qualität der Spielgruppen zu stärken, will die Stadt die Finanzierung ausbauen. So verdienen heute Spielgruppenleitende je nach Arbeitgeber zwischen 55'000 und 79'000 Franken brutto.
  • Lücken im Spielgruppenangebot werden geschlossen.
  • Obwohl die Stadt mit der frühen Sprachförderung bereits für Kinder ab 3 Jahren startet, ist eine verpflichtende Teilnahme gesetzlich erst im letzten Jahr vor dem obligatorischen Kindergartenalter erlaubt. Nun soll geprüft werden, ob es sinnvoll wäre, künftig auch jüngere Kinder dazu verpflichten zu können.
Folgende Massnahmen sind ab 2027 geplant (Beispiele):
  • Kinder mit Sprachförderbedarf sollen wöchentlich mindestens acht Stunden an einem Spielgruppenangebot teilnehmen. Dies betreffe jährlich rund 180 bis 200 Kinder.
  • Einführung der verpflichtenden Teilnahme, sofern die Prüfung ergibt, dass eine Pflicht sinnvoll wäre. Hierfür müsste beim Kanton eine Gesetzesänderung angeregt werden. Da die Erziehungsberechtigten dieses Angebot nicht zahlen müssten, wäre für die Finanzierung erneut ein politischer Entscheid erforderlich.

Für Sozial- und Sicherheitsdirektorin Melanie Setz (SP) ist die Weiterentwicklung der frühen Sprachförderung ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit. Sie wird in einer Mitteilung wie folgt zitiert: «Mit den angedachten Massnahmen stellen wir sicher, dass Angebotslücken geschlossen und künftig noch mehr Kinder im Vorschulalter intensiver in ihren Sprachfähigkeiten gestärkt werden – ungeachtet ihrer Herkunft oder der finanziellen Situation der Eltern.» Die Vorlage wird voraussichtlich am 13. November im Parlament beraten.

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