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Sprachförderung

Seit zehn Jahren unterstützt die Stadt Luzern Kleinkinder beim Deutsch lernen – doch das Ziel ist noch nicht erreicht

Trotz starker Unterstützung durch die Stadt Luzern gibt es immer noch zu wenig Eltern, die ihr Kind zum Deutschlernen in eine Kita oder Spielgruppe schicken.

«Studien besagen klar, dass sich die Bildungschancen verbessern können, wenn ein Kind die deutsche Sprache schon beim Kindergarteneintritt versteht», sagt Monika Hürlimann, Bereichsleiterin Frühkindliche Bildung und Betreuung der Stadt Luzern. Aus diesem Grund führte die Stadt vor zehn Jahren die frühe Sprachförderung ein.

Kinder mit Bedarf nach sprachlicher Förderung sollen in einer Kita oder Spielgruppe spielerisch Deutsch lernen.
Bild: Bild: PD

Diese soll die Entwicklungsverzögerungen von Kindern ausgleichen, die bis dahin wenige Anregungen zum Spracherwerb erhalten haben. Gründe dafür gebe es viele – etwa, dass die Eltern und Kinder von Armut oder einer chronischen Krankheit betroffen sind und das Kind kaum mit anderen Kindern in Kontakt kommt. Auch Kinder, die zu Hause eine andere Sprache als Deutsch sprechen, können von der frühen Sprachförderung profitieren.

Sprachförderung ist kein Unterricht

Dafür setzt die Stadt Luzern auf Kitas und Spielgruppen: Der Umgang mit Gleichaltrigen und Betreuungspersonen regt das Kind auf eine spielerische Weise zum Deutschsprechen an. Entsprechend handelt es sich bei der frühen Sprachförderung nicht um Unterricht, vielmehr schauen die Betreuungspersonen in Kleingruppen Bücher mit den Kindern an, singen mit ihnen oder ermutigen sie zum Sprechen und Geschichtenerzählen.

«Die Betreuung von immer mehr Kindern mit Förderbedarf ist für Spielgruppen und Kitas herausfordernd», sagt Hürlimann. «Um den am Programm beteiligten Fachpersonen das nötige Rüstzeug mitzugeben, absolvieren sie eine fundierte Weiterbildung.» Die Stadt finanziert die ein- bis zweijährige Weiterbildung, die zwischen 90 und 100 Stunden umfasst. Zudem bietet sie Austauschtreffen und Beratungen an.

Laut der Hochschule Luzern (HSLU) – Soziale Arbeit, welche das Programm bis 2015 begleitete, sind diese Massnahmen sehr wirkungsvoll. Ebenfalls bewährt habe sich die von der Stadt mitfinanzierte Anstellung einer zweiten Mitarbeiterin, um die Spielgruppen zu entlasten. Diese Massnahmen kosteten die Stadt im letzten Jahr 140'000 Franken.

Ein Drittel der Kleinkinder braucht Unterstützung

Um möglichst viele Kinder mit potenziellem Förderbedarf zu erreichen, begann die Stadt 2019, den Sprachstand der Kinder im Vorschulalter systematisch zu erfassen. Alle Eltern von Kindern im Alter von rund drei Jahren – also eineinhalb Jahre vor dem Eintritt in den freiwilligen Kindergarten – füllen einen Fragebogen aus. Ihre Angaben zu deutschen Sprachkenntnissen und Sprechgelegenheiten des Kindes sollen Aufschluss über allfälligen Förderbedarf geben.

Bei 31 Prozent der Kleinkinder stellt die Stadt sprachlichen Förderbedarf fest.
Bild: Bild: PD

2022 haben 93 Prozent der Eltern den Fragebogen ausgefüllt, worauf bei 31 Prozent der Kinder sprachlicher Förderbedarf festgestellt wurde. «Grundsätzlich sind die Eltern sehr offen dafür und wissen, wie wichtig es ist, dass ihr Kind mit der deutschen Sprache vertraut ist», so Hürlimann. Um die Zugangshürde für Kinder aus sozioökonomisch schwächeren Familien zu senken, unterstützte die Stadt betroffene Eltern im letzten Jahr mit 320'000 Franken.

Wenn Eltern von Kindern mit Förderbedarf diese nicht in eine Spielgruppe oder Kita schicken wollen, suche die Stadt den Dialog. «Wir zeigen den Eltern auf, welche Bedeutung die frühe Sprachförderung für die Entwicklung ihres Kindes hat, und arbeiten dafür eng mit der Mütter- und Väterberatung zusammen.» Schlussendlich sind das Ausfüllen des Fragebogens und der Besuch eines Förderangebots aber freiwillig.

«Wir haben die Latte bewusst hoch gesetzt»

Dadurch, dass die Entscheidung letztlich bei den Eltern liegt, besuchen 30 Prozent der Kinder, die eigentlich Förderbedarf hätten, kein Förderangebot. Somit habe die Stadt ihr 2019 formuliertes Ziel, 92 bis 95 Prozent der Kinder mit Förderbedarf in einer Kita oder Spielgruppe zu fördern, bisher nicht erreicht. «Wir haben die Latte damals bewusst hoch gesetzt, wir wollten etwas bewegen», sagt Hürlimann. «Wir werden dranbleiben.» Im Kanton Basel-Stadt ist der Besuch einer Kita oder Spielgruppe für Kinder mit Förderbedarf obligatorisch. Dafür fehle im Kanton Luzern aber bisher die gesetzliche Grundlage.

Wie die Stadt Luzern ihrem Ziel näher kommen kann, soll der Bericht der Pädagogischen Hochschule Luzern zeigen. Diese untersuchte die frühe Sprachförderung der Stadt von 2020 bis 2022.

70 Prozent der Kinder mit Förderbedarf besuchen tatsächlich das Förderangebot einer Kita oder Spielgruppe.
Bild: Bild: PD

Um den Austausch mit den Eltern zu verbessern, veranstalten die Kitas und Spielgruppen Elternabende zur gesunden Entwicklung von Kleinkindern und sensibilisieren die Eltern dafür, wie sie den Spracherwerb ihres Kindes fördern können. Dies unterstütze die Stadt in Form von finanziellen Beiträgen oder der Vermittlung von Vorträgen und Übersetzungsdiensten.

«Wir haben die Fachstellen, die sich um junge Familien kümmern, stärker vernetzt», sagt Hürlimann. So können sich die Kitas und Spielgruppen bei Bedarf an die Heilpädagogische Früherziehung oder den Logopädischen Dienst wenden.

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