Auf der Brünigstrasse in Lungern ist es am Freitagabend zu einem Verkehrsunfall gekommen, bei dem ein Auto mit einem 37-jährigen Lenker und einem fünfjährigen Kind in den Lungerersee stürzte, schreibt die Kantonspolizei Obwalden in einer Mitteilung. Der Autofahrer verlor gegen 17.15 Uhr im Bereich Tschorren aus bislang ungeklärten Gründen die Kontrolle über sein Fahrzeug. Der Wagen stürzte anschliessend in den Lungerersee; gemäss Augenzeugen soll das Auto wegen Schnee ins Schleudern gekommen sein.
«Ich lärmte ‹aussteigen!›, ‹aussteigen!›»
Zufällig beobachtete Samuel Zumstein die lebensbedrohliche Szene. Er ist Feuerwehrkommandant der Gemeinde Lungern – und fackelte nicht lange: Zuerst rief er anderen Passanten zu, die beim Unfallort waren, sie sollen sofort die Rettungskräfte alarmieren. «Ich dachte, wenn ich jetzt nicht reagiere und helfe, dann macht man sich ein Leben lang ein Gewissen. Ich zog die Schuhe und meine Jacke aus und warf sie aufs Trottoir, rannte Barfuss den Hang hinunter, ging ins Wasser, schwamm hinaus und lärmte ‹aussteigen!›, ‹aussteigen!›», sagte der Feuerwehrkommandant gegenüber Tele 1.
Kommandant schwamm mit dem Kind auf dem Rücken ans Ufer

Beim Schwimmen habe er bemerkt, wie bei der Beifahrerseite des Autos im See die Scheibe heruntergelassen wurde. «Es war ein Mann drin, der mir ein kleines Kind zum Fenster hinaus übergab. Ich packte das Kind am Ärmchen, es wollte sich an seinem Däddy noch festhalten, ich musste es deshalb fast ein bisschen losreissen. Dann nahm ich es hinten auf meinen Rücken und es hielt mich um meinen Hals fest. So bin ich dann wieder ans Ufer geschwommen.» Dort konnte er es Ersthelfern übergeben. Anschliessend ging Zumstein erneut ins Wasser, um auch den Vater zu retten und das Auto zu sichern, wie Tele 1 weiter berichtete. «Wir wussten: Wenn Wasser durch die Scheibe ins Auto reinläuft, dann säuft dieses ab.» Zunächst wurde das Auto mit einem Seil gesichert, dann traf die Feuerwehr ein und konnte es bergen.
Warme Badewanne für das Mädchen, trockene Kleider für den Vater
Der Vater und seine Tochter fanden zunächst Unterschlupf bei Anwohnern. Das Mädchen durfte in die warme Badewanne und der Vater erhielt neue Kleider, berichtet Samuel Zumstein. Die Ambulanz habe beide untersucht, es sei ihnen soweit gut gegangen.
Feuerwehrkommandant sieht sich nicht als Held
Zumstein selber ging ebenfalls schnell nach Hause, um sich trockene Kleider anzuziehen. Dann kehrte er an den Unfallort zurück, um seinen Kameraden zu helfen. Er habe gemacht, was er für richtig hielt, berichtete Tele 1 weiter. Zumstein zog gegenüber dem Zentralschweizer TV-Sender ein persönliches Debriefing nach seiner Rettungstat: «Da beginnt man schon, ein wenig zu studieren, muss ich ehrlich sagen. Es wurde mir schon ein bisschen mulmig, was alles hätte passieren können. Aber auch, was hätte passieren können, wenn man nichts macht, und das hat mir eigentlich auch geholfen zu verstehen, dass es das Richtige war, was ich tat.» Ein Held sei er nicht, das hätten alle so gemacht. Er sei einfach froh, dass das Zusammenspiel aller Anwesenden so gut funktioniert habe.
Im Einsatz standen die Feuerwehr Lungern, die Stützpunktfeuerwehr Sarnen, der Rettungsdienst, ein privates Abschleppunternehmen sowie die Kantonspolizei Obwalden. Und Feuerwehrkommandant Samuel Zumstein. (Sara Wicki/Tele1/lzi/mme)


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