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Kanton Luzern

«Konsequente Umsetzung stockt seit Jahren»: Verkehrsverbund fordert mehr Busbevorzugungen

Mit mehr Massnahmen würde der ÖV auf der Strasse pünktlicher, so der Verkehrsverbund. Nun lanciert er eine neue Website. Der Kanton will derweil einen Testbetrieb in der Stadt Luzern starten.
Eine elektronische Busspur bei der Spitalstrasse in Luzern.
Bild: zvg

Unpünktliche Busse beschäftigen den Verkehrsverbund Luzern (VVL) derzeit: Bei einer Auswertung des Bundes belegt der Kanton schweizweit den zweitletzten Platz. Weil dieses Ergebnis dem VVL Sorgen bereitet, wird er aktiv. So hat er kürzlich ein Pünktlichkeitsradar veröffentlicht, das auf einer interaktiven Karte verspätete Linien zeigt (wir berichteten). Hinzu kommt nun eine Plattform namens «Bus voraus», die er mit den sieben Bustransportunternehmen im Kanton lanciert hat. Das Ziel: sich für Massnahmen zur Busbeschleunigung einzusetzen.

Die Zusammenarbeit sei Ausdruck einer gemeinsamen Alltagserfahrung, heisst es beim VVL auf Nachfrage. «Viele Busse stecken jeden Tag im gleichen Stau. Da gibt es Frust für die Fahrgäste, für die Fahrerinnen und Fahrer, aber auch für das Planungsteam, sowohl bei den Transportunternehmen auf betrieblicher als auch beim VVL auf strategischer Ebene. Von den Kosten ganz zu schweigen», erklärt Mediensprecherin Luzia Frei. Die Probleme seien nicht neu, aber sie würden grösser.

«Verhältnismässig günstig und einfach umsetzbar»

Wenn der ÖV unzuverlässig wird, würden die Fahrgäste auf den Individualverkehr umsteigen. Das verschärfe die Stausituation. Auch Anpassungen beim Takt, beispielsweise in der Stadt Luzern, würden das Problem nicht lösen. «Auch bei einem weniger dichten Takt würden die Busse im Stau stehen. Wir brauchen also nicht weniger Busse, sondern bessere Bedingungen.» Die Lösung seien Busbeschleunigungsmassnahmen, da diese ohne Verbote und ohne massive Investitionen auskommen. «Es sind verhältnismässig günstige und einfach umsetzbare Lösungen», sagt Frei. Zudem seien sie in der Praxis erprobt – im ganzen Kanton gebe es Erfolgsbeispiele, bei denen Busse schneller ans Ziel kommen.

Diese Beispiele listet der VVL auf der neuen Website auf. Bereits umgesetzt wurden etwa Massnahmen in der Stadt Luzern (Spitalstrasse, Haldenstrasse, Bern-/Luzernstrasse, Tribschenstrasse) oder eine Lichtsignalanlage beim Zollhaus-Kreisel in Schenkon. Zudem gibt es eine Busstrasse in Rothenburg Station, eine neue Busspur in Willisau oder die Vortrittregelung beim Surseepark. Geplant sind ausserdem drei Neuerungen: elektronische Busspuren auf der Basel- und der Bernstrasse beim Chotten-Kreisel Sursee, eine rund 700 Meter lange Busspur zwischen der Schiltwaldstrasse Süd und Nord in Buchrain sowie diverse Massnahmen beim Seetalplatz (Umbau der Haltestellen, Busspur beim Hasliring-Kreisel sowie eine optimierte Ampelsteuerung).

Die neue Busspur in Willisau.
Bild: zvg

Welche Massnahme am besten passt, hängt stark vom Ort und der Verkehrssituation ab, so der VVL. Nicht überall sei eine Busspur möglich oder nötig. «In vielen Fällen genügen bereits Lichtsignalanpassungen, Haltestellenoptimierungen oder eine bessere Linienführung. Dazu braucht es kaum finanzielle Mittel und auch kaum Platz.»

Grundsätzlich werde die Notwendigkeit und der Nutzen von Busbeschleunigungsmassnahmen von Kanton und Gemeinden erkannt. «Bei der konsequenten Umsetzung stockt es aber seit Jahren.» So würden zahlreiche Lösungen zeigen, dass der Ansatz funktioniere. «Darum fordern wir bei den Infrastruktureigentümern und bei der Politik Verbesserungen. Und auch gegenüber der Öffentlichkeit soll dies mit der Website sichtbar werden.»

«Oft gibt es Widerstand»

Der Kanton kann die Initiative nachvollziehen, heisst es auf Anfrage. Man werde mit dem VVL, den Transportunternehmen und den Gemeinden an Lösungen arbeiten. «Die aktuelle Situation ist nicht zufriedenstellend. Es gibt teilweise erhebliche Verspätungen im ÖV, gerade in der Stadt Luzern. Der Kanton will verschiedene Busbeschleunigungsmassnahmen im Zentrum der Stadt nun im Rahmen eines Testbetriebs planen und umsetzen», sagt Christoph Kessler, stellvertretender Kantonsingenieur. Das Ziel sei, die Fahrzeitverluste der Buslinien zu reduzieren. «Ausserdem möchten wir Erkenntnisse über weitere Auswirkungen der Massnahmen gewinnen, wie veränderte Rückstausituationen, ob andere Buslinien beeinträchtigt werden oder ob Schleichverkehr entsteht.»

Auf allen Kantonsstrassen seien derzeit zahlreiche Massnahmen im Bauprogramm vorgesehen. «Allerdings stossen umfangreiche Strassenprojekte erfahrungsgemäss oft auf Widerstand und werden verzögert», sagt Kessler. Die Herausforderung sei zudem, dass die Massnahmen im Gesamtsystem funktionieren müssen. «Rückstau muss verträglich bleiben und darf beispielsweise die Autobahnausfahrten nicht beeinträchtigen. Ausserdem soll kein Schleichverkehr in den Quartieren entstehen.» Grundsätzlich sei der Kanton positiv gegenüber Busbevorzugung eingestellt: «Die Massnahmen helfen, den ÖV zuverlässig zu gestalten – das wirkt sich positiv auf den Gesamtverkehr aus.»

Infos unter www.bus-voraus.ch

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