
Auf Einladung der jüdischen Gemeinschaft «Chabad Lubavitch» Zentralschweiz nahmen am Sonntag gegen 100 Personen am feierlichen Lichterritual rund um den etwa sechs Meter grossen Chanukka-Leuchter teil. Erstmals fand die eindrückliche Feier nicht vor dem Torbogen beim Luzerner Bahnhof, sondern beim Musikpavillon auf dem Kurplatz am Nationalquai statt. Die Festfreude war allerdings getrübt durch das gleichentags bekannt gewordene Attentat in Sydney, bei dem an einer jüdischen Chanukka-Veranstaltung 16 Menschen getötet wurden.
«Dieser antisemitische Angriff macht mich fassungslos und wütend», sagte die Luzerner Regierungsrätin Ylfete Fanaj, Vorsteherin des Justiz- und Sicherheitsdepartements, in ihrem Grusswort: «Statt an diesem Tag für Hoffnung und Frieden einzustehen, sollen nach dem Willen der Attentäter Angst und Hass uns spalten.» Viele Menschen seien zu dieser Feier gekommen, um ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft zu zeigen: «Denn Hass, Gewalt und Antisemitismus dürfen keinen Platz haben – weder in Australien noch in der Schweiz oder anderswo», betonte Fanaj. Sie selber hat einen muslimischen Hintergrund und setzt mit ihrer Präsenz ein symbolträchtiges Zeichen zugunsten religiöser Vielfalt und Toleranz in Luzern.

Auch Rabbi Chaim Drukman von der jüdischen Chabad-Gemeinde brachte in seiner Ansprache seinen Wunsch nach mehr Frieden in dieser Welt zum Ausdruck und wünschte allen Anwesenden «Happy Chanukka».
Das Ritual des jüdischen Chanukka-Festes weckt Assoziationen zum christlichen Brauchtum während der Adventszeit: Während des acht Tage dauernden Chanukka-Festes wird – ähnlich wie beim «Adventskranz» – an jedem folgenden Abend ein zusätzliches Licht angezündet, bis schliesslich am letzten Festtag sämtliche Lichter brennen.
Allerdings ist der Inhalt des jüdischen Lichterfestes natürlich nicht mit dem christlichen Adventsbrauchtum vergleichbar. Es erinnert an Juda Makabis Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem nach der Entweihung durch die hellenistischen Seleukiden im Jahre 164 vor unserer Zeitrechnung. Wie eine talmudische Legende erzählt, fanden die Makkabäer im Tempel «nichts als ein einziges mit dem Siegel des Hohenpriesters versehenes Krüglein Öl, das nur soviel enthielt, um einen Tag zu brennen». Doch einem Wunder sei es zu verdanken, dass der Tempelleuchter mit diesem Öl dennoch acht Tage lang brannte, heisst es im Talmud.
Für viele Jüdinnen und Juden bietet das achttägige Chanukka-Fest eine willkommene Gelegenheit, um Gäste einzuladen und dabei auch spezielle Festspeisen zuzubereiten: Viele Juden essen an diesen Tagen gerne Krapfen, Berliner oder Kartoffelpuffer, die sie «Latkes» nennen. Und natürlich wurden auch am Lichterfest am Sonntag zahlreiche Berliner an die anwesenden Gäste verteilt.







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