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Abstimmung

Barcelona als Vorbild für Luzern: So könnte die Autofrei-Initiative umgesetzt werden

Das Initiativkomitee wünscht sich mehr Bäume, Spielflächen und Sitzgelegenheiten. Es wird aber weiterhin Verkehrsflächen geben.

Am 28. September entscheidet die Stadtluzerner Stimmbevölkerung über die Initiative für «begrünte und autobefreite Quartiere» der Jungen Grünen. Bei einem Ja würden rund 1000 öffentliche Parkplätze in den Quartieren Bruch, Hirschmatt, Neustadt und Kleinmatt aufgehoben. Wie dieses Gebiet weiter umgestaltet würde, steht aber noch nicht fest – dies müsste der Stadtrat in einem Bericht und Antrag aufzeigen. Chiara Peyer, Grossstadträtin der Jungen Grünen, erläutert die Ideen des Initiativkomitees.

Wie sollen die frei werdenden Strassenflächen umgenutzt werden?

Chiara Peyer: Wir müssen grob zwischen den Parkplätzen und der aktuellen Verkehrsfläche unterscheiden. Die jetzige Verkehrsfläche, insbesondere im Hirschmattquartier, wo es vor allem Einbahnstrassen gibt, wird wohl in etwa der aktuellen Form bestehen bleiben, da zum Beispiel der Güselwagen weiterhin durchfahren wird. Durch die Aufhebung der öffentlichen 1000 Parkplätze werden jedoch 12'000 Quadratmeter frei, das ist dreimal so gross wie das Inseli. Diese gewonnene Fläche soll zu einem grossen Teil entsiegelt werden und viele Bäume sollen gepflanzt werden. Zudem sollen mehr Flächen für Aussengastronomie und Sitzmöglichkeiten zum Verweilen entstehen. Auch Spielflächen für Kinder sind eine Möglichkeit. Und ein kleiner Teil wird als Güterumschlagflächen weiterhin von Autos genutzt werden.

Chiara Peyer, Grossstadträtin Junge Grüne.
Bild: Dominik Wunderli

Wären Superblocks à la Barcelona, wo der Verkehr um mehrere Blocks herumgeführt wird, ein mögliches Vorbild?

Absolut. Die Superblocks verhindern durch eine geschickte Verkehrsführung Schleichverkehr durch die Quartiere. Insbesondere im Bruchquartier ist dies dringend nötig.

Die verkehrsberuhigte Strasse Consell de Cent in Barcelona.
Bild: David Oller/Getty

Der Luzerner Stadtrat hat angekündigt, in einem ersten Schritt die öffentlichen Parkplätze aufzuheben. Wie könnten diese Flächen sinnvoll genutzt werden, bevor die definitive Umgestaltung umgesetzt wird?

Eine Möglichkeit wären temporäre Begrünungen, wie sie im Moment in der Winkelriedstrasse genutzt werden. Ebenfalls können bereits jetzt Güterumschlagflächen installiert und getestet werden, wie viele es davon benötigt. Da in absehbarer Zukunft die See-Energieleitungen in den Quartieren verlegt werden, macht es Sinn, mit dem Pflanzen von Bäumen zuzuwarten.

Wie könnte der Einbezug der Anwohnenden und des Gewerbes aussehen? Bei welchen Fragen wäre eine Mitsprache sinnvoll?

Anwohnende und das lokale Gewerbe müssen unbedingt in die Umgestaltung einbezogen werden. Zum Beispiel bei Fragen wie: Wo sollen die Güterumschlagplätze sein? Wo braucht es mehr Veloparkplätze? Wo braucht es mehr Sitzmöglichkeiten? Erkenntnisse aus der ersten provisorischen Umnutzung können dann in die definitive Umgestaltung einfliessen.

In den vier Quartieren gibt es rund 2500 Privatparkplätze inklusive Parkplätze in Parkhäusern. Diese werden weiterhin Verkehr generieren. Wie soll die Stadt mit diesen umgehen?

Das Stadtparlament hat bereits beschlossen, dass eine Rechtsgrundlage für die Aufhebung von Parkplätzen in Innenhöfen geprüft werden soll. Dies wird unabhängig von der Initiative geschehen. Aktuell ist die Situation so, dass die Stadt nicht mal weiss, wie viele Parkplätze überhaupt nie bewilligt worden sind und ungefragt einfach so bestehen. Der Entzug der Bewilligung zur Parkplatznutzung soll jedoch mit einer Übergangsfrist verbunden sein, sodass alle genug Zeit haben, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob sie wirklich ein Auto benötigen. Es gibt keine Zielgrösse zum Abbau, es sollen so viel wie rechtlich möglich sein.

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