
Sechs Gegentreffer müsste die Schweiz erhalten und dabei kein Tor erzielen. Dann würden die Kosovaren ihre erstmalige Teilnahme an einer WM feiern. Es wirkt utopisch, dass dieses Szenario eintreffen könnte. Zwar hat Gregor Kobel einmal mit Augsburg 1:8 in Wolfsburg verloren. Aber nun, am Dienstagabend? An ein Scheitern verschwendet im Schweizer Lager niemand einen Gedanken.
Es wäre auch falsch, weil die Pole-Position der Nati ungefähr so daherkommt, als müssten ihrem Boliden alle vier Räder gleichzeitig platzen. Murat Yakin spürt zwar, dass der Gegner alles versuchen wird und zuletzt oftmals früh in Führung gegangen ist. Der Nati-Trainer sagt aber auch: «Wir denken nicht an ein Horrorszenario und wollen nicht auf Resultathalten spielen. Sondern unser eigenes Offensivspiel auf dem Platz zeigen.» Eines, das bislang zu 13 Toren und nur einem Gegentreffer führte.
Also haben die Schweizer das Bier doch schon kaltgestellt? Kobel, der bis zum zwischenzeitlichen Ausgleich der Schweden in der Nati 498 Minuten lang ohne Gegentor blieb, sagt: «Es wäre unprofessionell, über mögliche Feierlichkeiten zu reden. Wir möchten uns von unserer guten Seite zeigen und hoffen, dass es danach etwas zu feiern gibt.»
Die Shaqiri-Frage – Yakins Erklärung
So sind sie, die Schweizer in Pristina: fokussiert, souverän, konzentriert. Dabei trennten sie sich hier 2023 in der EM-Qualifikation mit den Kosovaren 2:2, in der Folge war man mit dem ganzen Parcours unzufrieden, wenngleich es für die EM reichte. Dort brillierten sie dann wieder, ehe daraufhin in der Nations League nach Rücktritten, Systemwechseln und Pröbeleien wieder vieles aus dem Lot geriet. Das ist längst vergessen, wobei, das stimmt nicht ganz.
Denn natürlich wird Yakin auf Xherdan Shaqiri angesprochen, in Kosovo ist der Zauberzwerg ein Held. In der Schweiz ebenfalls, aber er war auch einer jener Spieler, der nicht ohne Misstöne aus der Nati zurücktrat. Yakin antwortet dem kosovarischen Journalisten: «Wir sprachen schon oft über ihn. Seine Statistiken in der Liga mit Basel sind gut. Aber wir haben nun starke Spieler auf den Offensivpositionen, einen guten Mix. Es ist nicht an mir, die Türe zu schliessen, das hat er getan. Die Geschichte ist, wie sie ist. Es ist der beste Weg so, für ihn, wie für uns.»
Es ist viel für die Schweiz gelaufen
Die Schweiz profitierte in der WM-Qualifikation auch davon, dass ihre Gruppe erst nach der Sommerpause begann. Yakin konnte so nochmals einige Dinge im Trainingslager in Amerika justieren, mit dem Resultat, dass heute die Schweizer wie im Flow wirken, effizient sind und eine hervorragende Balance zwischen Offensive und Defensive haben.
So gesehen beim 4:0 gegen die Kosovaren zu Beginn der Qualifikation. Damals zeigte die Nati eine formidable erste Halbzeit. Aber eben, die Kosovaren haben sich nach dem Ausrutscher in Basel gefangen und zum ärgsten Widersacher gemausert. Und sie profitieren von einem guten Teamspirit. Doch den haben die Schweizer auch. An der WM können sie ihn vielleicht noch besser zeigen.


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