Der erste Auftritt unter dem neuen Nationaltrainer erfolgt in der Ferne. Während es in der Schweiz in diesen Tagen grau, nass und kalt ist, sind die Voraussetzungen dort, wo die Heldinnen der Heim-EM erstmals unter Rafel Navarro auflaufen, andere. Im spanischen Jerez testet die Nati am Freitagabend um 19 Uhr gegen Belgien. Es ist sonnig und warm, rund 17 Grad Celsius misst der Thermometer.

Die Stimmung bei den Nati-Spielerinnen ist gut, lassen sie an den verschiedenen virtuellen Medienkonferenzen in dieser Woche verlauten. Während die Schweizer Journalistinnen und Journalisten neidisch durch die Webcams blicken, strahlen die Nati-Spielerinnen gut gelaunt zurück. Die schöne Sonne passt zum neuen Nationaltrainer Rafel Navarro – dem Spanier, der neu die Schweizerinnen coacht.
Der Beginn einer neuen Ära
Es ist ein Neustart eines Teams, das sich in den letzten zwei Jahren auf die Heim-EM vorbereitet hatte und jetzt mit einem neuen Trainer den nächsten Schritt machen will. Das Schweizer Nationalteam soll sich spielerisch weiterentwickeln, die vielen Talente noch stärker integrieren und die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2027 in Brasilien schaffen. «Es ist der Start in eine neue Ära», sagt Géraldine Reuteler, die an der EM im eigenen Land dreimal als beste Spielerin gewählt wurde.

Nach einem langen Hin und Her folgte Rafel Navarro auf die bei den Fans äusserst beliebte Pia Sundhage. Nur schon deshalb gibt es auch Fragezeichen, was seine Wahl angeht. Dazu kommt, dass er im Frauenbereich nie Cheftrainer war. Wie sind die ersten Eindrücke des neuen Nati-Trainers? «Gut. Wir trainieren viel mit Ball, das macht Spass», sagt Reuteler.
Zwei, die Navarro bestens kennen, sind die beiden Nati-Spielerinnen Ana-Maria Crnogorcevic und Sydney Schertenleib. Crnogorcevic spielte von 2020 bis 2023 beim FC Barcelona, wo Navarro erster Assistent war. Sie spricht in höchsten Tönen über den neuen Nationaltrainer. «Er ist sehr aufgestellt, kommunikativ und menschlich. Man kann mit ihm auch über Privates reden, nicht nur über Fussball», sagt die 35-Jährige.
Auch Sydney Schertenleib, die seit Sommer 2024 in Barcelona spielt, kennt Navarro schon länger. Die 18-Jährige spricht ähnlich über ihn. «Er leitet viele Trainings, hat immer ein offenes Ohr», sagt sie. Schon am Tag vor der eigentlichen Bekanntgabe erfuhr sie davon, weil sich Navarro in Barcelona verabschiedete. «Ich war sehr überrascht, aber habe mich gefreut.» Auch sie lobt, das Training unter Navarro: «Wir machen sehr viel mit Ball. Was will man noch mehr? Das macht grossen Spass!»
Die Suche nach der Identität
Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich die Nationalspielerinnen für eine Trennung mit der bisherigen Nationaltrainerin Pia Sundhage ausgesprochen haben. Was soll sich unter Navarro jetzt verändern? «Ich denke, wir als Team müssen wieder eine Identität finden. Die hat uns in den letzten Jahren gefehlt», sagt Crnogorcevic. «Es soll klar werden, wie die Schweiz spielen möchte. Jetzt wollen wir eine offensive und aggressive Spielweise etablieren.»

Unter Navarro kehrt die Nati zum 4-3-3 zurück. Crnogorcevic und Schertenleib deuten das mit einem breiten Grinsen an. Die Zeit im 3-5-2, in der Offensivtalente wie Iman Beney als Aussenverteidigerinnen dienen mussten, ist vorbei. Mehr Kurzpassspiel à la Barcelona, weniger physischer Pragmatismus à la Schweden.
Doch viel Zeit hat Navarro nicht mit seinem neuen Team, um sich nur kennenzulernen. Die beiden Testspiele gegen Belgien und am Dienstag gegen Wales sind die einzigen beiden Tests unter dem neuen Nationaltrainer, bevor Ende Februar die WM-Qualifikation startet. Wie Captain Lia Wälti kürzlich sagte, ist dort das Ziel klar: «Wir gehören an eine WM.»



Kommentare
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien, die Kommentare werden von uns moderiert.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.