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Neustart mit Barcelona-DNA: Das hat der neue Trainer mit der Frauen-Nati vor

Rafel Navarro beerbt Pia Sundhage als neuer Nationaltrainer und soll die Schweizerinnen an die WM in Brasilien führen. Wer ist der 39-jährige Katalane?

Ein wenig unsicher wirkt Rafel Navarro noch an seinem ersten Arbeitstag in Muri bei Bern. Alles ist schnell gegangen für den Spanier. Im Haus des Schweizer Fussballs unterschreibt er um eins Uhr einen Vertrag, drei Stunden später steht er schon das erste Mal vor den Medien. Zunächst muss sich Navarro gedulden, weil die Medienschaffenden vor allem Fragen zur Trennung von seiner Vorgängerin Pia Sundhage haben. Während Frauenfussballdirektorin Marion Daube und Verbandspräsident Peter Knäbel um die richtigen Worte ringen, huscht Navarro, der keine Deutschkenntnisse besitzt, dann und wann ein schüchternes Lächeln über seine Lippen.

Rafel Navarro ist neuer Schweizer Nationaltrainer.
Bild: Claudio De Capitani / Freshfocus

Später blüht der neue Schweizer Nationaltrainer erst dann so richtig auf, als er darüber Auskunft geben kann, für welche Art Fussball er stehen möchte. «Ich weiss, dass die Schweizer Nationalspielerinnen nicht genauso sind wie jene von Barcelona. Dennoch habe ich ein offensives Mindset. Ich möchte ein Team, das den Ball will und aggressiv auftritt.»

Er kennt schon Schertenleib und Crnogorcevic

Kaum jemand kannte Rafel Navarro vor seinem ersten Arbeitstag in der Schweiz. Er ist der grosse Unbekannte, der nicht einmal einen eigenen Wikipedia-Eintrag besitzt. Der 39-Jährige kommt aus Spanien und war bisher Assistent des Frauenteams des FC Barcelona. Dort arbeitete er mit den besten Spielerinnen der Welt zusammen, darunter mit den beiden mehrfachen Weltfussballerinnen Aitana Bonmati und Alexia Putellas – oder auch den beiden Schweizer Nationalspielerinnen Sydney Schertenleib und Ana-Maria Crnogorcevic. Mit dem wohl besten Frauenteam der Welt gewann er sechsmal den spanischen Meistertitel, fünf Cupsiege und dreimal die Champions League.

Nun übernimmt er erstmals im Frauenfussball einen Cheftrainerposten. In Spanien war er zwar vor seiner Zeit in Barcelona leitender Trainer, jedoch bei den kleineren Vereinen CF Gandesa und CF Reus im Männerbereich. Auch deshalb zögerte er letzte Woche keine Sekunde, als der Anruf aus der Schweiz kam. «Mir war von Beginn an klar, dass ich das annehmen möchte. Das ist eine riesige Chance für mich. Ich habe das Wissen und die Erfahrung für diese Aufgabe.»

Mit dem FC Barcelona feierte der neue Schweizer Nationaltrainer Rafel Navarro viele Erfolge.
Bild: Instagram

In Barcelona war ihm der nächste Karrierenschritt verwehrt geblieben, obwohl er gerne aufgestiegen wäre. «Ich fühlte mich bereit, leider wollte der Klub nicht», sagt er. «Vielleicht war das gut. Ich freue mich auf das Projekt in der Schweiz.»

Als Johan Djourou, der neue Direktor der Nationalteams, mit Navarro Kontakt aufnahm, sagte dieser sogleich zu. «Seit dem Testspiel gegen Schottland war für uns klar, dass wir Rafel für diese Aufgabe möchten», erklärt SFV-Präsident Peter Knäbel. «Er passt perfekt zu den Herausforderungen, die in Zukunft auf den Schweizer Frauenfussball warten. Er hat ein grosses Verständnis dafür, Spielerinnen zu entwickeln.»
Navarro soll anders als die für die Heim-EM verpflichtete Pia Sundhage den Schweizer Frauenfussball prägen, Toptalente fördern und neue Nationalspielerinnen formen. «Das Ziel ist es, ihn mehr in die Nachwuchsarbeit zu integrieren», sagt Daube. «Wir blicken über eine Zeitspanne von vier Jahren und möchten mit Rafel einen Schritt nach vorne machen.»

Der neue Nationaltrainer schwärmt vom grossen Potenzial der Schweizer Spielerinnen, verweist auf die vielen Talente. Er weiss jedoch noch wenig darüber, wie sein Staff aussehen wird oder welche Spielerinnen er bei seinem ersten Zusammenzug nominiert. «Es ging alles sehr schnell. Am Sonntag war ich bei Barcelona noch auf der Bank – und nun sitze ich schon hier in der Schweiz.»

SFV-Präsident Peter Knäbel, Trainer Rafel Navarro und Frauenfussball-Direktorin Marion Daube posieren mit einem Nati-Trikot.
Bild: Claudio De Capitani/ Freshfocus

Den Start in die neue Zeitrechnung macht Rafel Navarro mit dem Frauen-Nationalteam ausgerechnet in seiner Heimat in Spanien, wo die Schweiz Ende November und Anfang Dezember ein Trainingslager abhält und zwei Testländerspiele bestreitet. «Das ist sehr speziell, aber nicht von mir geplant», sagt er dazu schmunzelnd. «Ich hoffe auf gutes Wetter – und ein gutes Kennenlernen der Spielerinnen.» Ernst gilt es dann für Navarro und die Schweizer Nati Ende Februar mit dem Start in die WM-Qualifikation.

Für Rafel Navarro ist der Wechsel in die Schweiz auch seine erste Station im Ausland. Doch der Vater von drei Kindern sagt, dass er vorerst nicht zügeln werde. «Wenn es aber sein muss, bin ich jeden Tag in der Schweiz. Ich wäre auch bereit, umzuziehen.» Auf Instagram zeigt er sich mit seiner Frau und zwei seiner Kinder im Barcelona-Trikot. Nach seinem ersten Auftritt als Nationaltrainer posiert er stolz mit dem Schweizer Kreuz auf der Brust.

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