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Ski alpin

Grandiose Schweizer feiern im «Riesen» von Val d’Isère einen Dreifachsieg – und Odermatt ist nicht der Sieger

Schweizer Festspiele in Frankreich: Loïc Meillard gewinnt den Riesenslalom auf der «Face de Bellevarde» vor Luca Aerni. Marco Odermatt wird trotz «Murks»-Fahrt Dritter.
So lässt sichs feiern: Luca Aerni, Loïc Meillard und Marco Odermatt (von links) stossen auf ihren Dreifachsieg an.
Bild: Sebastien Nogier

Der Riesenslalom von Val d'Isère avancierte zu den nächsten Schweizer Festspielen. Loïc Meillard triumphierte auf der «Face de Bellevarde» vor Luca Aerni und Marco Odermatt. Schweizer Dreifachsiege im Ski-Weltcup verlieren langsam ihren Seltenheitscharakter – allein letzte Saison gelang dem Schweizer Team dieses Kunststück vier Mal. Odermatt und Meillard sind fast schon Routiniers in Sachen Dreifachsiege: Meillard steht zum dritten Mal auf dem Treppchen bei einem Schweizer Totalerfolg, Odermatt gar schon zum vierten Mal.

Meillard: «Ich wäre selbst mit Platz 4 zufrieden gewesen»

Für Loïc Meillard ist dieser Sieg ein Befreiungsschlag in einer bisher enttäuschenden Saison. Im vergangenen Winter noch Dritter im Riesenslalom-Klassement, kam der 29-jährige Walliser diese Saison noch nicht auf Touren. Vor dem Triumph in Val d'Isère stand für Meillard ein 9. Platz vom letztwöchigen Riesenslalom von Beaver Creek als bestes Saisonergebnis zu Buche. Nun gelingt ihm die erlösende Antwort, die er selbst nicht so erwartet hatte, wie er im Interview gegenüber SRF sagte: «Ich wäre selbst mit Platz 4 zufrieden gewesen.»

Dabei spielte ihm das Profil des zweiten Laufs in die Karten. «Es war kein Lauf, in dem wir Vollgas geben mussten, wir mussten technisch sauber fahren. Das gefällt mir», erklärte der 29-Jährige. Meillard, der nach dem ersten Lauf 57 Hundertstel Rückstand auf den Führenden Stefan Brennsteiner hatte, nahm dem Österreicher im zweiten Durchgang über eine Sekunde ab und liess auch der restlichen Konkurrenz keine Chance. Damit feiert Meillard seinen insgesamt 8. Weltcupsieg, den fünften im Riesenslalom.

Loïc Meillard schreit sich im Ziel den Frust der letzten Wochen vom Leib.
Bild: Giovanni Auletta

Am Sonntag steht in Val d'Isère der Slalom auf dem Programm. Dort wird Meillard das nächste Ausrufezeichen setzen wollen, nachdem er auch in dieser Disziplin bisher nicht an seine Form der letzten Saison anschliessen konnte – in Levi wurde er 14., in Gurgl schied er sogar aus.

Luca Aerni und die Aufholjagden in Val d'Isère

Luca Aerni und der Riesenslalom in Val d'Isère – das passt. Vor einem Jahr hatte der 32-Jährige im zweiten Lauf von speziellen Verhältnissen profitiert und war vom 30. Auf den 4. Rang vorgestossen. Heuer gelang dem Berner eine gute Fahrt im ersten Durchgang, jedoch leistete er sich im letzten Abschnitt einen Fehler, weshalb er als 13. mit einer Hypothek von 1,36 Sekunden in den zweiten Lauf startete. «Diese Fehler muss man immer mitnehmen», sagte Aerni im Interview nach dem Rennen. Er habe sich gesagt: «Ich fahre wie im ersten Lauf, einfach ohne Fehler.» Das ist aufgegangen – Aerni verbesserte sich um elf Positionen und schaffte somit den Grundstein für den nächsten Schweizer Dreifach-Erfolg.

Dank einem super zweiten Lauf feiert Luca Aerni in Val d'Isère das beste Riesenslalom-Ergebnis seiner Karriere.
Bild: Sebastien Nogier

Auch seine Teamkollegen, mit denen er das Podium teilte, freuten sich für Aerni. «In den letzten Jahren hat er viel in den Riesenslalom reingesteckt und heute konnte er zeigen, dass er auch aufs Podest fahren kann. Das ist einfach unglaublich für das Team», sagte Meillard. Für Odermatt kommt dieser Erfolg nicht von ungefähr: «Wir haben schon in den letzten Rennen gesehen, dass er im «Riesen» immer mehr in Fahrt kommt.» So weit nach vorne reichte es Aerni aber noch nie in dieser Disziplin. Der 2. Rang ist der erste Weltcup-Podestplatz im Riesenslalom für den 32-Jährigen. Dementsprechend glücklich äussert sich der Berner auch nach dem Rennen: «Das erste Riesenslalom-Podest bedeutet mir sehr viel. Dass ich das mit Loïc und Marco teilen kann, ist umso schöner.»

Odermatts «Murks»-Fahrt

Marco Odermatt ist entthront. Nach vier Riesenslalom-Siegen in Val d'Isère in Folge, muss er sich für einmal mit dem 3. Rang zufriedengeben. Dass er sich nur von zwei Teamkollegen geschlagen geben muss, macht die Sache erträglicher. «Es ist wunderschön, wenn es so aufgeht – mit Loïc und Luca auf dem Podest», sagte Odermatt nach dem Rennen.

Dass es Odermatt nicht zum fünften Sieg hintereinander auf dieser Strecke reichte, hatte auch mit den Bedingungen zu tun. Die Strecke war weicher als in vergangenen Jahren, womit der Nidwaldner zu kämpfen hatte, wie er im Interview sagte: «Oben bin ich gar nicht reingekommen. Bei den ersten, drehenden, weicheren Toren kam ich gar nicht ins Fahren. Danach fing ich an in die Tore zu stechen – es war ein Murks.»

Trotz «Murks»-Fahrt kann Marco Odermatt (rechts) nach dem Rennen gemeinsam mit Luca Aerni (links) und Loïc Meillard über den Dreifachsieg jubeln.
Bild: Sebastien Nogier

Trösten kann sich Odermatt damit, dass er seinen Vorsprung im Gesamtweltcup mit diesem dritten Platz weiter ausgebaut hat und nun zusätzlich dazu alleiniger Führender im Riesenslalom-Klassement ist. Vor diesem Rennen teilte er sich diese Position mit Stefan Brennsteiner. Im ersten Lauf war der Österreicher noch der Schnellste, bevor er im zweiten Durchgang noch fünf Plätze verlor.

Als einziger Schweizer konnte Thomas Tumler im zweiten Lauf nicht überzeugen. Er rutschte vom 7. auf den 22. Platz ab, nachdem ihm im oberen Teil der Strecke ein grosser Fehler unterlaufen war, der viel Zeit kostete. Lenz Hächler, der zuletzt in Beaver Creek erstmals Weltcup-Punkte geholt hatte, verpasste dieses Mal ebenso wie Sandro Zurbrügg, Fadri Janutin und Livio Simonet den Einzug in den Finaldurchgang.

Gisins Verlobter emotional nach dem Rennen

Luca de Aliprandini konnte in Val d'Isère nicht um den Sieg mitreden. Er klassierte sich mit 1,83 Sekunden Rückstand auf Meillard auf dem 26. Schlussrang. Bemerkenswert war, dass der Italiener überhaupt an den Start ging, da seine Verlobte Michelle Gisin nach einem schweren Trainingssturz in St. Moritz im Spital liegt und mehrfach operiert wurde.

De Aliprandini sprach nach seinem Einsatz auf der «Face de Bellevarde» von emotional schwierigen Tagen: «Michelle geht es Gott sei Dank gut, aber sie braucht jetzt ein bisschen Zeit. Es war ihr Wunsch, dass ich das Rennen fahre.» Jetzt könne er wieder zurück zu seiner Verlobten.

Der Liveticker zum Nachlesen:

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