
An den Olympischen Spielen 2024 schrieb Chiara Leone Geschichte. Die Aargauerin holte im Dreistellungsmatch über 50 Meter mit dem Gewehr, die Goldmedaille und stellte dabei einen olympischen Rekord auf.
Nur ein Jahr nach ihrem grossen Triumph muss die 27-Jährige einen Dämpfer hinnehmen. Für die WM in Kairo, die im November stattfindet, erhält Leone keine Nomination. Das gab der Schweizer Schiesssportverband in einem Communiqué zum WM-Aufgebot bekannt. Stattdessen nominiert der Verband Nina Christen, die Olympiasiegerin von Tokio, und die jungen Schwestern Vivien Jäggi (19) und Emely Jäggi (17) aus Solothurn.
Formstand entscheidend: «Es gibt keine Garantien»
«Wir hatten ein Luxusproblem: Die eine Olympiasiegerin gegen die andere», schreibt Joël Strübi, Leiter Bereich Spitzensport. «Der Entscheid war wirklich sehr knapp.» Ausschlaggebend sei letztlich gewesen, dass Nina Christen über das Jahr hinweg konstante Leistungen gezeigt habe. Chiara Leone habe mit dem 4. Rang in der Dreistellung an der EM in Châteauroux zwar ein starkes Zeichen gesetzt, «aber über die Saison hinweg fehlte bei ihr die Konstanz».

Die Chancen auf einen Spitzenplatz stünden bei Nina aktuell höher, so Strübi. «Es ist aussergewöhnlich, dass eine Olympiasiegerin zuhause bleibt – aber das ist das Brutale: Es gibt keine Garantien. Der Titel liegt ein Jahr zurück – aber das rettet dich nicht, wenn der Formstand nicht stimmt.»
In der Königsdisziplin im Schiesssport, dem Dreistellungsmatch mit dem Kleinkaliber-Gewehr, sind die Schweizer Frauen Weltklasse. Noch treffsicherer als die beiden Olympiasiegerinnen sind derzeit die Schwestern Vivien und Emely Jäggi. Emely Jäggi, die vor einem Jahr in der Olympiaselektion Chiara Leone nur knapp unterlegen war, ist aktuell die Nummer 5 der Weltrangliste. Und ihre ältere Schwester Vivien Jäggi wurde schon Junioren-Weltmeisterin und Junioren-Europameisterin in der Dreistellung.

Chiara Leone hat heuer in Sachen Training gepröbelt. «Vor Paris hatte ich mein Training wirklich sehr strikt durchgeplant. Ich glaube jedoch nicht, dass ich dieses Programm einfach nochmals kopieren kann und damit wieder erfolgreich sein werde», hatte sie vor zwei Monaten gegenüber «Blick» gesagt. «Ich habe das Gefühl, etwas verändern zu müssen. Momentan bin ich noch am Herausfinden, welchen Weg ich in den nächsten Jahren tatsächlich einschlagen möchte.»
Im September führte dieser Weg nach Australien, wo sie auf Einladung eines Kollegen drei Wochen in Brisbane trainierte – bei oft sehr windigen Bedingungen, die man in der Schweiz kaum vorfindet. (sda/wro)
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