
«Jetzt herrscht WM-Fieber», titelt die norwegische Zeitung «Aftenposten». «Das Beste, was der norwegische Fußball je gesehen hat», schreibt «VG». Die norwegischen Medien sind nach dem 11:1-Kantersieg gegen Moldawien von ihrer Nationalmannschaft begeistert. Zu Recht. Mit fünf Siegen aus fünf Quali-Spielen stehen die Skandinavier in der Gruppe I souverän auf Rang 1 – und sind auf bestem Weg in Richtung Weltmeisterschaft.
Überragender Mann am Dienstagabend war einmal mehr Erling Haaland. Der Stürmer von Manchester City glänzte mit fünf Toren und drei Assists. «Das ist ziemlich verrückt, muss ich sagen. Es spricht für sich selbst», sagte der norwegische Rekordtorschütze (48 Treffer in 45 Spielen) nach dem Spiel in einem Interview. Für seinen sensationellen Auftritt gab ihm das «Dagbladet» die Note 10 und kommentierte diesen mit «Wow, wow, wow!».
Neben Haaland reihte sich auch ein unbekannter Name mehrmals in die Torschützenliste ein: Thelo Aasgard. Der 23-jährige Angreifer, der erst zum dritten Mal für Norwegen auf dem Platz stand, erzielte nach seiner Einwechslung in der 64. Minute gleich vier Treffer. Für Aasgard dürfte es eine Erlösung sein, denn in der laufenden Saison blieb er für den schottischen Verein Glasgow Rangers noch ohne Torerfolg.

Selbst den Ehrentreffer der Moldawier erzielte ein Norweger. Leo Ostigard stand erst zwei Minuten auf dem Platz, als er Torhüter Nyland mit einem Rückpass überforderte und ins eigene Tor zum zwischenzeitlichen 7:1 einnetzte.
Für Norwegen ist das 11:1 der deutlichste Erfolg seit dem 10:0 gegen San Marino im Jahr 1992. Den Rekord für den höchsten Sieg in einem WM-Qualifikationsspiel stellten die Skandinavier aber damit nicht auf. 2001 besiegte Australien den Inselstaat Amerikanisch-Samoa mit 31:0.
Italien droht erneut, die WM-Endrunde zu verpassen
Das Torspektakel gegen die Moldawier war jedoch mehr als eine Augenweide für die Fans. Mit dem Kantersieg hat sich Norwegen eine ideale Ausgangslage für die verbleibende WM-Qualifikation erarbeitet.
Warum? Norwegen steht nach fünf Siegen aus fünf Spielen mit dem Punktemaximum an der Spitze. Italien liegt sechs Punkte zurück, hat allerdings noch ein Spiel mehr zu absolvieren. Sollten die beiden Mannschaften am Ende der Qualifikation punktgleich sein, entscheidet die Tordifferenz. Und diese spricht spätestens seit der 11:1-Gala für die Skandinavier (Norwegen +21, Italien +5).
Konkret bedeutet das: Falls Norwegen seine beiden nächsten Heimspiele gegen Israel und Estland gewinnt, könnten sich Haaland und Co. zum Abschluss in Italien sogar eine Niederlage leisten, würden trotzdem vor Italien bleiben und direkt an die WM fahren.
Für Italien ist das ein nächster empfindlicher Rückschlag. Am Montag noch hatte man gegen Israel nach einem spektakulären Spiel in Extremis gewonnen – der 5:4-Siegestreffer fiel erst in der Nachspielzeit. Nun ist die direkte WM-Teilnahme wieder in weite Ferne gerückt. Es scheint, als wäre die 0:3-Niederlage im Auftaktspiel in Norwegen eine zu grosse Hypothek.

Italien droht, zum dritten Mal in Serie eine WM zu verpassen. Zumindest ist die Chance gross, dass der Umweg über die Barrage beschritten werden muss. Und damit das Trauma der Niederlagen gegen Schweden (Barrage für WM 2018) und Nordmazedonien (Barrage für WM 2022) wieder hochkommt.
Norwegen dagegen lockt die erste WM-Teilnahme seit 1998. Damals scheiterte man im Achtelfinale ausgerechnet an Italien. Alf-Inge Haaland, der Vater von Erling Haaland, verpasste jene WM in Frankreich verletzungsbedingt, nachdem er zuvor in der Qualifikation eine unverzichtbare Stütze im defensiven Mittelfeld war. Nun will das norwegische Ensemble rund um seinen Sohn und Captain Martin Odegaard die fast dreissigjährige WM-Abwesenheit beenden.
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