McLaren hatte in Katar eigentlich alles in der eigenen Hand – und gab den Sieg am Schluss ausgerechnet wegen eines strategischen Fehlentscheids aus der Hand. Titelverteidiger Max Verstappen gewann im Red Bull somit den Grossen Preis von Katar und verhinderte die vorzeitige Krönung von Lando Norris. Der Brite war mit einem komfortablen Vorsprung angereist: 22 Punkte auf Teamkollege Oscar Piastri und 25 Punkte auf Max Verstappen. Ein Sieg und er wäre Weltmeister gewesen.
Das Rennen startete zudem mit einer beinahe perfekten Ausgangslage für die Papaya-Crew: Piastri auf Pole, Norris daneben und Verstappen dahinter. Aber kaum war das Licht aus, verlor Norris einmal mehr beim Start entscheidend an Boden und Verstappen zog vorbei. Piastri verteidigte vorne vorerst seine Position. Die Bedingungen machten das Rennen zusätzlich anspruchsvoll: Aus Sicherheitsgründen erlaubte die FIA maximal 25 Runden pro Reifensatz – zwei Stopps waren auf den 57 Runden Pflicht.
So bekam ein bereits spannendes Rennen noch eine weitere Prise Nervenkitzel. Und zwar bereits in der siebten Runde: Nico Hülkenberg und Pierre Gasly kollidierten, der Sauber rutschte ins Kies und der Safety Car kam raus. Der perfekte Zeitpunkt also für einen frühen Reifenwechsel – würde man meinen.
Fast das komplette Feld bog sofort für den ersten Stopp in die Boxengasse ein. Nur die beiden McLaren-Boliden blieben draussen. Ein Entscheid, der möglicherweise Lando Norris den Titel kostet. «Es war ein interessanter Entscheid», kommentierte Verstappen nach dem Rennen trocken. Sein Team habe die Situation «einfach richtig gelesen».
McLaren vergeigt die Strategie
Beim Neustart hielten Piastri und Norris ihre Positionen zunächst, aber der Nachteil war absehbar: Sie mussten nun Zeit herausfahren, während ihre Gegner auf frischen Reifen unterwegs waren.
Für Verstappen lief derweil alles nach Plan, er absolvierte seinen zweiten Stopp und führte nach dem zweiten Stopp der McLarens weiterhin das Feld an. Piastri versuchte, mit neuen Reifen anzugreifen, aber die Lücke war nicht mehr aufzuholen.
Hinter ihnen fuhr Carlos Sainz im Williams auf ein unerwartetes Podium – sein zweites diese Saison. Norris überholte in der Schlussphase noch Kimi Antonelli, mehr als Platz vier lag aber nicht drin. Und genau diese verlorenen Punkte könnten sich am Ende bitter rächen.
Verstappen hatte vor wenigen Monaten 100 Punkte Rückstand
Im Parc Fermé versuchten die Fahrer das Geschehene in Worte zu fassen. «Wir hatten ein unglaublich starkes Rennen», sagte Verstappen, der seit Wochen eine beeindruckende Aufholjagd hinlegt. «Der Boxenstopp beim Safety Car war der richtige Entscheid – so bleiben wir im WM-Kampf bis zum Schluss.»
Tatsächlich hätte wohl kaum jemand noch damit gerechnet, dass Verstappen den über 100 Punkte grossen Rückstand aus dem Spätsommer in ein echtes Titelduell verwandeln könnte. «Sprachlos. Ich finde keine Worte», funkte Piastri nach dem Rennen. Im Interview mit Martin Brundle wollte er das Wochenende trotzdem nicht schlechtreden: Die Pace sei stark gewesen, die Richtung stimme – nur das Ergebnis eben nicht.
Für Norris dagegen bleibt das Gefühl einer verpassten Möglichkeit. Sein WM-Vorsprung schmolz auf zwölf Punkte gegenüber Verstappen, Piastri liegt noch 16 Zähler zurück. Norris ist aber weiterhin in der besten Position und bräuchte nur einen dritten Platz für den Titel. Alle drei Titelkandidaten haben nun gleich viele Saisonsiege. Damit wird das Finale in Abu Dhabi nächste Woche zu einem echten Nervenspiel – ähnlich wie bei Verstappens erstem Titel vor vier Jahren, als er und Lewis Hamilton punktgleich in das entscheidende Rennen gingen.
Katar hätte für Norris der grosse Abend werden können. Jetzt ist die WM wieder völlig offen.






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