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EISHOCKEY

Die Champions League findet kaum Anklang und steht womöglich vor dem Aus

Die Champions League funktioniert im Eishockey nicht: Für die Vereine ist sie meist ein Minusgeschäft, und das Interesse der Fans bleibt gering. Damit stellt sich zunehmend die Frage nach der Notwendigkeit der CHL. Im Jahr 2028 droht der aktuellen Form der Champions League sogar das Aus.

Eine 60-jährige Geschichte voller Pleiten, Pech und Pannen. In der Saison 1965/66 ist der erste europäische Klubwettbewerb ausgetragen worden. Damals noch als «Europa-Pokal». Daraus ist inzwischen die Champions Hockey League (CHL) geworden, seit 2014 in der heutigen Grundform. Sie funktioniert so wenig wie einst der Europa-Pokal.

Einseitige Resultate

Eine sportliche Ausgeglichenheit wie im Fussball gibt es im europäischen Hockey bis heute nicht, und Teams aus wichtigen TV- und Werbemärkten (Deutschland, England, Frankreich, Italien, Spanien) sind praktisch chancenlos. Das bisherige Rekordergebnis: Hollands Meister Heerenven bodigte 1978 in der ersten Runde Bilbao 21:2.

Der EV Zug ist in der Champions League immer noch dabei. Hier gegen den Tschechischen-Verein: HC Sparta Pragu
Bild: Claudia Thoma

Kommt dazu: Im Fussball kennen die Fans in allen Ländern die Stars und Klubs der grossen Ligen (Bundesliga, Premiere League, Serie A etc.). Im Eishockey gibt es nur zwei Ligen, die interessieren: Die im eigenen Land und die NHL. Den Achtelfinal in Bern gegen Brynäs (Sd) wollten 4'602 Fans sehen.

Die Partie gegen das ewige Schlusslicht Ajoie hingegen 13'468. Weil die nationalen Meisterschaften in den wichtigen Ländern mehr als 60 Spieltage beanspruchen, gibt es auch ein Terminproblem. Die Champions-League blockiert Spielplan-General Willi Vögtlin neun Termine. Weil an den CHL-Spieltagen die Meisterschaft ruhen muss.

Vollends unattraktiv ist die CHL aus wirtschaftlichen Gründen. Sie ist ein Minusgeschäft für die Klubs. Die ZSC Lions haben die reichste Erfahrung in diesem Wettbewerb. Sie haben ihn bereits zweimal gewonnen. ZSC-Manager Peter Zahner sagt, die Grundregel sei, dass erst ab einer Halbfinalqualifikation schwarze Zahlen möglich sind. Vor allem wegen der hohen Reisekosten. Für Spiele in Skandinavien sind oft Charterflüge erforderlich.

Für die Saisonkartenbesitzer sind die Gruppenspiele mangels Nachfrage fast überall gratis und in Zug müssen sie erst ab dem Halbfinale das Portemonnaie zücken. Das Publikum interessiert sich ohnehin frühestens im Halbfinale für den Wettbewerb. Der Sportchef eines wichtigen Klubs sagt sogar: «Es wäre besser, auf die Champions League zu verzichten und die Termine wieder für einen Schweizer Cup zu nutzen. Dann haben wenigstens die kleinen Klubs bei uns etwas davon.»

Finanziell lohnt sich das europäische Abenteuer für den ZSC erst ab dem Halbfinal.
Bild: Nico Ilic

Das geht natürlich nicht. Die Verträge mit der Champions League (als AG mit Sitz in Zug konstituiert) laufen noch bis 2028. Für die CHL qualifizierte Klubs, die auf eine Teilnahme verzichten, würden mit einer sechsstelligen Summe gebüsst. Die Unzufriedenheit ist inzwischen so gross, dass in Schweden und Finnland trotzdem öffentlich der Ausstieg erwogen wird.

Hohe Busse bei Ausstieg

Die Schweiz ist diese Saison mit vier Teams im Wettbewerb (ZSC Lions, Lausanne, Bern, Zug). Neben den drei regulären Teilnehmern auch Titelverteidiger ZSC Lions. Nur noch die Zuger sind dabei und treten am Mittwoch zum Viertelfinal-Hinspiel auswärts gegen Lukko Rauma (Fi) an. Sie stehen in grossen Schuhen. Servette und die ZSC Lions haben die letzten zwei Austragungen gewonnen.

Die Zuger sind aus einem ganz besonderen Grund keine CHL-Kritiker. EVZ-Manager Patrick Lengwiler sitzt als einziger Schweizer im Verwaltungsrat der Champions-League-AG. Schlauerweise hat er kritische Fragen zur Sache gleich an den Präsidenten Jörgen Lindgren weitergeleitet. Der Schwede sagt unter anderem: «Wir nehmen die öffentliche Meinung sehr ernst und stehen in engem, kontinuierlichem Austausch mit den Ligen und Vereinen. Diese Stimmen sind wichtig und zeigen, dass sie sich mit der Champions-League auseinandersetzen und identifizieren. Deshalb sehen wir diese Ansichten nicht als Gefahr, sondern als Chance, dass wir den Wettbewerb nur durch gemeinsames Handeln stärken können.»

CHL-Präsident Jörgen Lindgren.
Bild: IMAGO/AXEL BOBERG

Im Hinblick auf eine mögliche Verlängerung der 2028 auslaufenden Verträge mit den Ligen und dem Vermarkter Infront mit Sitz in Zug: «Es gibt in verschiedenen Bereichen Optimierungsbedarf, beispielsweise in Media/Commercial Rights sowie den Kostenstrukturen. Es ist für uns entscheidend, die Potenziale sorgfältig zu analysieren, damit wir sie in den kommenden Jahren strategisch angehen können. Wir sind überzeugt, dass die Champions Hockey League auch über 2028 hinaus bestehen wird», so Lindgren.

Dass die Schweizer Klubs aussteigen, glaubt er nicht: «Wir arbeiten eng mit der National League und den Klubs zusammen und denken nicht in Szenarien, in denen sie nicht mehr teilnehmen würden.» Seine Wünsche in den Ohren der Hockey-Götter.

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