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Eishockey

Knall bei Ambri: Paolo Duca und Luca Cereda sind weg – nach einem «Hochverrat am Gotthard»

Ambri-Präsident Filippo Lombardi hintergeht mit einer Geheimsitzung seine beiden wichtigsten Angestellten. Die Folge: Trainer Cereda und Sportchef Duca legen ihre Ämter nieder. Das sind die Hintergründe.

Ambri hat bis heute alle Krisen und Erschütterungen überstanden und wird weiterhin alle Krisen und Erschütterungen überstehen. Aber das Drama «Hochverrat am Gotthard» übertrifft alles, was bisher in der Geschichte dieses Klubs aufgeführt, inszeniert, gespielt oder eingefädelt worden ist. Sportchef Paolo Duca und sein Trainer Luca Cereda gehen. Weil ihre Situation nach dem «Hochverrat» durch Präsident Filippo Lombardi unhaltbar geworden ist. Sein Geheimtreffen mit Christian Dubé in Zürich (der Kanadier kann den Job als Sportchef und Cheftrainer gleichzeitig übernehmen) hat die Vertrauensbasis unwiederbringlich zerstört.

Nun ist der Abschied Tatsache: Duca und Cereda verlassen Ambri.
Bild: PABLO GIANINAZZI

Wie die verlässlichsten der verlässlichen Gewährsleute berichten, habe Filippo Lombardi nach der Enthüllung seines Verrates von «Watson» noch versucht, sich aus der Situation herauszureden, sich zu entschuldigen, die Sache zu bagatellisieren. Aber Paolo Duca habe ihm gesagt, er, der grosse Vorsitzende, habe die Grundlage der Zusammenarbeit zerstört. Eine Ära ist nach acht Jahren zu Ende gegangen.

Spieler wussten vom Geheimtreffen

Verhängnisvoll wirkte sich aus, dass auch Spieler vom Geheimtreffen wussten. Das bedeutete letztlich das Ende der Autorität des Sportchefs und des Trainers. Immer und immer wieder haben Paolo Duca und Luca Cereda intern betont, dass Ambri nur bestehen kann, wenn die Führung zusammenhält, wenn es keine Schlupflöcher für Ausreden gibt. Dass Ambri ohne diese Einigkeit der «heiligen Dreifaltigkeit» Präsident, Sportchef, Trainer nicht bestehen kann. Die drei hatten sich geschworen, Krisen gemeinsam zu lösen und niemals hinter dem Rücken des anderen Drittpersonen zu kontaktieren. Und nun dieser «Hochverrat am Gotthard».

Der Präsident, der Verräter: Filippo Lombardi hat sich hinter dem Rücken von Duca und Cereda mit Christian Dubé getroffen.
Bild: Andrea Branca

Ach, welches Drama: Noch nach dem Derby-Sieg in Lugano (2:1) hat Filippo Lombardi vor den Augen der TV-Kameras seinen Trainer Luca Cereda umarmt. Da bleibt nur der Vergleich mit einem der grossen Dramen der Weltgeschichte: Der Weltenherrscher Julius Cäsar wurde einst während einer Senatssitzung im Theater des Pompeius mit 23 Dolchstichen gemeuchelt. Seine letzten Worte waren, als er unter den Mördern auch seinen Ziehsohn Marcus Brutus erblickte: «Et tu, Brute!» Auch Du, mein Sohn Brutus!

Trotz Niederlagen-Serie: Spieler haben zu Cereda gehalten

Es war Filippo Lombardi, der 2017 Paolo Duca vom Spieler zum Sportchef befördert und Luca Cereda zum Trainer gemacht hat. Zwei, die Ambri leben, atmen, essen und trinken, haben dem Klub die acht vielleicht besten Jahre der Neuzeit beschert. Der Erfolg ist nicht mehr gekauft worden wie am Ende der 1990er Jahre mit dem verlorenen Final gegen Lugano im Frühjahr 1999. Ambri ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, hat seine Identität wieder entdeckt und seine Seele gefunden.

Christian Dubé war bis Ende Saison 2023/24 Trainer bei Fribourg Gottéron. Übernimmt er jetzt Ambri?
Bild: MARCEL BIERI

Anders als zuletzt Jussi Tapola in Bern hatte Luca Cereda die Kabine nicht verloren und die Spieler sind für ihn nach wie vor durchs Feuer gegangen. Die Niederlagen waren nie blamabel, sie waren dramatisch. Wie am letzten Sonntag gegen Davos (4:6). Ambri setzte dem HCD mehr Pucks ins Netz als jeder andere Gegner in dieser Saison. Und der Sieg im Derby! Ein Sieg der Energie, des Willens, der Leidenschaft. Das geht nur, wenn die Kabine intakt ist. Und eben auch nur, wenn die Spieler wissen, dass die Führung zusammensteht, dass es keine Möglichkeit für Intrigen und Ausreden gibt.

Cereda und Duca: Unentlassbar – aber machtlos gegen Verrat

Der «Hochverrat am Gotthard hat» die Grundlage der Zusammenarbeit zwischen Sportchef, Trainer und Spielern zerstört. Ja, Paolo Duca und Luca Cereda waren so «unentlassbar» wie einst Julius Cäsar im alten Rom. Aber gegen Verrat in den eigenen Reihen waren auch sie machtlos.

Wären Paolo Duca und Luca Cereda Kanadier der eine, Deutschschweizer der andere, dann könnten wir bereits zur Tagesordnung übergehen. Aber sie sind die Söhne Ambris. Es wird ein politisches Nachbeben folgen, das die Position des «Verräters» Filippo Lombardi in den Grundfesten erschüttern kann.

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