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Eishockey

Ambri steckt in der grössten Krise der Neuzeit und Trainer Luca Cereda ist trotzdem «unentlassbar» – wie ist das möglich?

Seit am Abgang von Dominik Kubalik zum EV Zug schiesst Ambri keine Tore mehr. Wie weiter nach dem katastrophalen Saisonstart? Sportchef Paolo Duca liefert Antworten.

Acht Niederlagen in Serie und der 14. und letzte Platz: Ambri steckt in der grössten Krise seit Sportchef Paolo Duca (44) und Trainer Luca Cereda (44) im Sommer 2017 ihre Büros bezogen haben. «Das ist so» bestätigt Paolo Duca. «Wir haben auch früher schon achtmal in Serie verloren. Aber einen so schlechten Start in die Saison hatten wir noch nie.»

Einer wie er fehlt: Dominik Kubalik (rechts) wechselte im Sommer von Ambri nach Zug. In der Leventina werden seine Tore schmerzlich vermisst.
Bild: Imago/Jari Pestelacci

Ein gewöhnlicher Sportchef hätte einen gewöhnlichen Trainer längst gefeuert. Aber Ambri hat keinen gewöhnlichen Trainer. Luca Cereda und Paolo Duca haben soeben ihre 9. Saison begonnen. Sie leben, atmen, trinken und essen Ambri. Sie sind ein Teil der DNA, der Seele dieser Hockey-Institution. Das macht beide eigentlich «unentlassbar.»

Die bange Frage ist daher nicht, ob Ambris Sportchef seinen Trainer feuert. Sondern vielmehr: Wirft Luca Cereda das Handtuch? Diese Frage ist keineswegs eine polemische. Im Frühjahr 2023 hat er erst nach einem herrlichen gemeinsamen Skitag mit seinem Sportchef in Airolo beschlossen, weiterzumachen. Er hat in Ambri als einziger Trainer der Liga einen jederzeit kündbaren Arbeitsvertrag und keinen Zeitvertrag.

Paolo Duca und Luca Cereda beruhigen nach einer ausgedehnten Krisensitzung mit ihrem Staff am Sonntag. Beide sagen übereinstimmend: «Wir geben nicht auf.» Für Ambri gilt seit Anbeginn der Zeiten: Non molliamo mai. (Wir geben niemals auf.)

Abschied von Ambri? Nein, Sportchef Paolo Duca (oben) und Trainer Luca Cereda wollen weiterkämpfen.
Bild: Pablo Gianinazzi

Aber die Frage bleibt: Was ist schiefgelaufen? Glanz und Elend dieser Saison lassen sich auf die eine Partie vom letzten Freitag gegen Zug reduzieren: Ein leidenschaftliches Ambri erarbeitet sich gegen einen der Titanen der Liga ein Chancenplus. Wenn Michael Joly allein vor Leonardo Genoni um die Mitte der Partie zum 1:0 getroffen hätte, wäre ein Sieg wahrscheinlich gewesen. Der Kanadier scheiterte. Der Untergang gegen Zug begann mit Michael Jolys Versagen. Und damit sind wir beim Thema. Fünf ausländische Stürmer haben bisher ein einziges Tor erzielt und darüber hinaus haben alle sieben bisher eingesetzten Ausländer auch noch alle eine Minus-Bilanz. Das totale Versagen des ausländischen Personals. Sage mir, wie es Ambri Ausländern geht und ich sage Dir, wie es um Ambri steht.

Acht Niederlagen in Serie: Aus den Gesichtern der Ambri-Spieler blickt bereits so etwas wie Resignation.
Bild: Andrea Branca

Eine verhängnisvolle Abhängigkeit. Geld, um neues Personal im Ausland zu rekrutieren hat der Sportchef nicht. Was ist zu tun? Paolo Duca bringt es auf den Punkt: «Das Spiel vereinfachen.» Es ist in der Not der Sammelbegriff für die Besinnung auf die einfachen, berechenbaren Elemente in einem unberechenbaren Spiel auf rutschiger Unterlage: Geradlinigkeit, Effizienz, Disziplin, Entschlossenheit. Das Eishockey kennt den Begriff des «Befreiungsschlages». Der Puck wird aus der eigenen Zone bis ans andere Ende spediert, um sich in einer Druckphase etwas Luft zu verschaffen. So ein «Befreiungsschlag» ist im nächsten Spiel möglich. Ein Sieg am Dienstag beim Derby in Lugano würde alle Kritik in Psalmen verwandeln. Mindestens bis zum erneuten Derby am 28. Oktober.

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