Die Zukunft der beiden Mittelschulen im Talkessel Schwyz ist wieder auf dem politischen Parkett gelandet (der «Bote» berichtete). Eine Fusion der Kantonsschule Kollegium Schwyz und des Theresianums Ingenbohl – die gerade einmal vier Kilometer Luftlinie trennt – deutet sich nach dem Entscheid der Theri-Verantwortlichen, in Zukunft auch Männer an der traditionellen Frauenschule zuzulassen, immer mehr an (siehe Box).
Darum wird eine Fusion von Theri und Kollegi wieder diskutiert
Die Stiftung Theresianum Ingenbohl kündigte Mitte Dezember an, ab dem nächsten Schuljahr das Gymnasium auch für Männer zu öffnen. Das bisherige Alleinstellungsmerkmal, eine Frauenschule zu sein, wird damit aufgegeben.
Rückblende: 2021 war eine Fusion der beiden Schulen schon einmal aufgegleist. Um das Bildungsangebot zu stärken, aus Kostengründen und wegen sinkender Anzahl Schülerinnen und Schüler wollte man die Mittelschullandschaft in Innerschwyz optimieren. Das Theresianum kämpfte zudem mit finanziellen Problemen. In Schwyz hätte die Kantonsschule Innerschwyz entstehen sollen, der Standort Ingenbohl wäre nach über 160 Jahren Schulbetrieb aufgegeben worden.
Doch der Kantonsrat entschied anders, erhöhte die Kantonsbeiträge pro Schülerin und Schüler – und verhinderte so die angedachte Fusion in letzter Minute. Ein zentrales und gewichtiges Argument in der Debatte damals: Ein Frauengymnasium sei ein Alleinstellungsmerkmal, das nicht aufgegeben werden dürfe.
Genau da knüpfte die Schwyzer Mitte-Kantonsrätin Irene Huwyler Gwerder an. Mittels Interpellation wollte sie vom Regierungsrat wissen, was der jüngste Entscheid der Theri-Verantwortlichen nun für die Innerschwyzer Mittelschullandschaft bedeutet.
Der Regierungsrat antwortete gleich wie vor vier Jahren: Mit zwei praktisch identischen, ganz oder weitgehend kantonal finanzierten gymnasialen Mittelschulen im inneren Kantonsteil sei die Bedarfsgerechtigkeit nicht mehr gegeben. Es brauche eine Neubeurteilung, die Fusion werde darum wieder zum Thema. (cc)
Die im Auftrag des «Boten» erstellte repräsentative Umfrage zeigt, dass eine Fusion der beiden Mittelschulen in der Bevölkerung wohl gute Chancen hätte. Denn lediglich 12 Prozent der 356 im ganzen Kantonsgebiet befragten Personen würden eine solche klar ablehnen. 15 Prozent würden eher Nein sagen.
Dem ablehnenden Viertel stehen 43 Prozent gegenüber, die einen Zusammenschluss der beiden Schulen befürworten würden. 30 Prozent haben dazu (noch) keine Meinung – oder es ist ihnen egal.
Interessant ist ein Blick auf die Altersstruktur bei der Umfrage: Die Zustimmung ist bei den Ü55 mit 52 Prozent klar am grössten (33 Prozent Ablehnung/16 Prozent keine Angabe), im mittleren Alter liegt sie bei 43 Prozent (21/35) und bei den 14- bis 34-Jährigen nur bei 25 Prozent (28/47).
Regierungsrat wünscht sich eine Fusion
Der «Bote» legte Landammann und Bildungsdirektor Michael Stähli die Umfrageergebnisse vor. «Offenbar kann die Mehrheit der Umfrageteilnehmenden nachvollziehen, dass beide Schulen qualitativ hochwertige Arbeit leisten und das Beste aus der historisch gewachsenen Struktur herausholen, die Zeit für ein attraktiveres und zukunftsfähiges Mittelschulangebot aber gekommen ist», kommentiert Stähli.

«Bei sachlicher Betrachtung kann ohne jeden Zweifel eine Kantonsschule Innerschwyz das beste und vielfältigste Bildungsangebot bieten.»Landammann und Bildungsdirektor
Im Zentrum der Debatte stehe die Frage, welche Mittelschulstruktur im inneren Kantonsteil den Jugendlichen das beste und vielfältigste Bildungsangebot bieten könne. «Das ist bei sachlicher Betrachtung ohne jeden Zweifel eine Kantonsschule Innerschwyz, kurz KSI, wie sie auch der Regierungsrat weiterhin befürwortet», betont Stähli.
KSI wäre das Ende für Kollegi und Theri
Diese KSI wäre ein neues Gebilde und würde das Ende sowohl für das Kollegi als auch das Theri bedeuten. «Mit einer KSI würde in allen Fällen eine neue Mittelschule entstehen», bestätigt Stähli. Die Standortfrage ist dabei offen: Sowohl Schwyz als auch Ingenbohl wären grundsätzlich denkbar, «jedoch müssten dabei die erforderlichen baulichen Investitionen für eine moderne KSI sowie die Eigentumsverhältnisse gegenübergestellt werden».
Das tönt nach Vorteil Schwyz, denn das Kollegium Schwyz gehört dem Kanton selbst, das Theresianum aber dem Kloster Ingenbohl. In der Diskussion könnte aber auch die Lösung «eine Schule, zwei Standorte», wie es in Ausserschwyz auch der Fall ist, zum Thema werden. Was hingegen nicht zur Debatte steht, ist ein ganz neuer Standort.
Als nächster Schritt stehen nun Gespräche an. Der angekündigte Austausch zwischen Kanton und Theresianum ist zwar noch nicht erfolgt, werde aber zeitnah stattfinden, so Stähli. Das Ziel: einen Grundsatzentscheid fällen.
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