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Stoos

Nach Nein zu Wetterprojekt: Kritiker fordern einen «sanfteren Tourismus»

Nach der Klatsche für das Wetter-Energie-Erlebnis stellt sich die Frage, wie es mit dem Tourismus in der Region weitergehen soll.
Dunkle Wolken über dem Dorf Stoos: Nicht alle sind begeistert von den Entwicklungen im Tourismus.
Bild: Dominik Jordan

In der Standseilbahn ist an diesem Mittag unter der Woche kein Wort Deutsch zu hören. Der Himmel ist verhangen, die Mythen verstecken sich hinter den Wolken: Bei diesem Wetter lassen sich offenbar fast nur ausländische Touristen auf den Stoos locken. Die Besucherinnen und Besucher ahnen wahrscheinlich nicht, dass sie nicht bei allen Bewohnerinnen und Bewohnern auf dem Berg willkommen sind. Denn spätestens seit dem sehr deutlichen Nein zum Wetter-Energie-Erlebnis in den drei Gemeinden Muotathal, Morschach und Illgau ist klar: Es gibt unter den Einheimischen auch Stimmen, die finden, es gebe schon heute eher zu viele als zu wenige Touristen in der Region.

Vor allem auf dem Stoos gibt es Unmut. In der Gemeinde Morschach, zu der das Dorf Stoos gehört, wurde das Wetter-Energie-Erlebnis mit einem Nein-Anteil von 77,5 Prozent wuchtig verworfen. Im Abstimmungskampf hat sich das Forum Morschach-Stoos eingeschaltet, in dem es im «Boten» Leserbriefe gegen das Tourismusprojekt veröffentlicht hat.

Vorbild Graubünden

Das Forum hat laut Angaben von Ruedi Odermatt, der für die Kommunikation zuständig ist, rund 80 Mitglieder. Viele davon leben auf dem Stoos oder in Morschach. Mit dem Ausgang der Abstimmung sei er «sehr zufrieden», sagt Odermatt. «Mit einer so deutlichen Ablehnung haben wir nicht gerechnet.»

«Eine echte Besucherlenkung müsste bei der Stoosbahn ansetzen.»Ruedi OdermattForum Morschach-Stoos

Das Forum hat sich vor ungefähr zwei Jahren gegründet. Es kämpft dafür, den Tourismus in der Region sanfter zu machen. Odermatt, der auf dem Stoos aufgewachsen ist und jetzt in Morschach lebt, findet: «Die ökonomische Seite des Tourismus wird zu stark betont. Wir möchten, dass er nachhaltiger wird.»

Ein Treiber für den Tourismus sei die neue Stoosbahn. «Sie zieht viele Leute an», ist Odermatt überzeugt. Für die Einheimischen sei es schwierig, an einem schönen Tag auswärts essen zu gehen. «Es ist alles voll.» Odermatt beobachtet zudem, dass sich die Anziehungskraft der Stoosregion vom klassischen Wintergeschäft auf das ganze Jahr ausdehne. Es gebe mittlerweile kaum noch eine Zwischensaison. Für Odermatt ist klar: «Eine echte Besucherlenkung müsste bei der Stoosbahn ansetzen. Sie dürfte nur noch eine beschränkte Anzahl Leute auf den Stoos ziehen.»

Als möglichen Lösungsansatz sieht Odermatt ein Projekt aus dem Kanton Graubünden. Dort hat die Fachhochschule das Modell «Klimdest» entwickelt. Dabei wird der touristische Klimafussabdruck einer Destination gemessen, aufbauend auf den Resultaten kann dann eine Strategie zur Reduzierung des Fussabdrucks entwickelt werden. Teil des Projekts sind unter anderem Arosa und das Puschlav.

Frauen sehen eher ein Problem als Männer

Die Frage, ob es in der Region Übertourismus gibt, steht nicht erst seit der jüngsten Abstimmung im Raum. Im vergangenen Jahr sorgte der Gratwanderweg auf den Fronalpstock schweizweit für Schlagzeilen, weil es dort aufgrund des hohen Menschenaufkommens zu regelrechten Staus kam.

Dennoch glaubt die Mehrheit der Schwyzerinnen und Schwyzer nicht, dass gewisse Orte im Kanton von zu vielen Touristen geplagt sind. In einer repräsentativen Umfrage, die vom «Boten der Urschweiz» und dem «March-Anzeiger/Höfner Volksblatt» in Auftrag gegeben worden ist, beantworten nur 11 Prozent die Frage «Finden Sie, gewisse Orte im Kanton Schwyz sind von Übertourismus/zu vielen Touristen betroffen?» mit einem klaren «ja». 25 Prozent beantworten sie mit «eher ja». 60 Prozent geben als Antwort aber «eher nein» oder «nein» an.

Interessant ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern. Nur 30 Prozent der befragten Männer sehen Probleme mit Übertourismus. Bei den Frauen sind es 41 Prozent, die mit «ja» oder «eher ja» antworten. Zudem wird der Tourismus in Innerschwyz (13 Prozent «ja», 28 Prozent «eher ja») stärker als Problem wahrgenommen als in Ausserschwyz (9 Prozent «ja», 22 Prozent «eher ja»).

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