«Wetterprojekt auf dünnem Eis», so titelte der «Bote der Urschweiz» bereits die Abstimmungsvorschau über die drei Tourismusprojekte, über die am Sonntag in Morschach, Muotathal und Illgau abgestimmt wurde.
Jetzt steht fest: Das Eis war nicht nur dünn, es ist nun ganz eingebrochen. In allen drei Gemeinden wurden die Vorhaben abgelehnt. Am deutlichsten war dies in Morschach der Fall, wo satte 77,5 Prozent der Stimmenden ein Nein in die Urne gelegt haben. Überdeutlich war aber das Nein auch in Illgau mit einer Ablehnung von 63,3 Prozent und in Muotathal, wo mit 77,2 Prozent eine ähnlich hohe Niederlage eingefahren werden musste wie in Morschach.
Dass die Projekte die Stimmbevölkerung mobilisiert haben, zeigt ein Blick auf die Wahlbeteiligung. Diese reichte von 65,0 Prozent (Morschach) über 66,3 Prozent (Illgau) bis zu 74,4 Prozent in Muotathal, wo allerdings mit den geplanten Asylwohnungen im Ried ein weiteres umstrittenes Projekt die Muotathalerinnen und Muotathaler an die Urne gelockt hatte.
Jetzt kommt die grosse Analyse
Die Enttäuschung über das deutliche Nein ist entsprechend riesig, wie Silvan Kälin, Präsident von Stoos-Muotatal Tourismus, im Gespräch klarmacht. «Wir wussten, dass es schwierig wird. Die Deutlichkeit des Neins überrascht uns aber trotzdem – zumal sich alle Gemeinderäte und die ganze Tourismusbranche klar hinter das Vorhaben gestellt haben.»
Zusammen mit den Gemeinden und weiteren Beteiligten soll in den nächsten Wochen nun vorerst eine vertiefte Analyse vorgenommen werden. Erst dann könne darüber geredet werden, wie es weitergehen solle. Immerhin: «Das Ergebnis zeigt uns, dass es in der Bevölkerung offene Fragen und Vorbehalte gab, die wir nicht vollständig ausräumen konnten.» Über mögliche Gründe für das Nein – von der Kostenfrage bis zur Debatte über Overtourism – mochte Kälin zu diesem Zeitpunkt aber nicht spekulieren. Dazu sei zunächst die vereinbarte Analyse notwendig.
Schwyzer Tourismus freute sich auf Tausende Gäste
Das Tourismusprojekt wollte das Gebiet als Wetterregion positionieren. An vier Standorten sollten die verschiedenen Wetterphänomene erklärt und erlebbar gemacht werden. In Muotathal war das Thema «Niederschlag» geplant, in Morschach das Thema «Wind», während auf dem Stoos «Wolken» und in Illgau «Sonne» mit einem Aussichtssteg hätten präsentiert werden sollen.
Die Kosten wurden auf knapp 7 Millionen Franken veranschlagt, wobei Bund, Kanton, Wirtschaftspartner und Stiftungen zwei Drittel, die Gemeinden aber für den Rest von knapp über 2 Millionen Franken hätten sorgen müssen. In Morschach und auf dem Stoos rechnete man mit 22’500 Ersteintritten, in Muotathal und Illgau mit je rund 7500.
Die Niederlage deutete sich – wenn auch nicht in dieser Deutlichkeit – in zahlreichen Leserbriefen an. Befürchtet wurde etwa ein Übertourismus. Der Sinn, künstlich Wetterphänomene wie Nebel oder Wind zu generieren, wurde ebenso infrage gestellt wie die Kosten, die dadurch für die Kommunen verursacht worden wären. Für viele stimmte wohl das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht, weshalb sie ein Nein in die Urne legten.
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