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Sonntagspresse

SBB müssen alle Gotthard-Schienen ersetzen ++ Luftwaffenchef: «Die Sicherheitslage in Europa ist brandgefährlich»

Bis 2034 müssen die SBB im Gotthardtunnel 228 Kilometer Schienen ersetzen. Das ist früher als geplant. Und: Die Politik will die Post auf ihr Kerngeschäft beschränken. Für Post-Konzernchef Alex Glanzmann wäre das ein fataler Eingriff – die News der Sonntagspresse.

Früher als geplant: SBB müssen alle Gotthard-Schienen ersetzen

Bei den SBB rollt gemäss Sonntagsblick «ein Projekt der Superlative» an. Im Gotthard-Basistunnel, dem längsten Eisenbahntunnel der Welt, müssen sämtliche 228 Kilometer Schienen ersetzt werden. Noch steht das Megaprojekt am Anfang. Der Wechsel soll voraussichtlich zwischen 2032 und 2034 erfolgen – früher als geplant. Die Anzahl Züge im Tunnel sei heute grösser als früher angenommen. Wie der Austausch den Bahnbetrieb beeinträchtigt, wollen die SBB noch nicht kommunizieren. Die Kosten dürften sich im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich bewegen.

Im Gotthard-Basistunnel müssen sämtliche 228 Kilometer Schienen ersetzt werden.
Bild: Keystone / Samuel Golay

Post-Chef warnt Politiker vor horrenden Kosten

Die Politik will die Post auf ihr Kerngeschäft beschränken. Für Post-Konzernchef Alex Glanzmann wäre das ein fataler Eingriff: Weil die Briefmengen seit Jahren sinken, schliesst die Post die Lücke heute mit Einnahmen aus Nebengeschäften – etwa mit Handy-Abos, digitalen Plattformen oder weiteren Dienstleistungen.

Post-Konzernchef Alex Glanzmann
Bild: Keystone / Peter Schneider

Fiele diese Möglichkeit weg, müsste die Grundversorgung entweder mit jährlich 300 Millionen Franken an Subventionen gestützt oder durch massiven Stellenabbau gesichert werden, sagt Glanzmann im Interview mit der SonntagsZeitung. Er betont, dass die Post 85 Prozent ihrer Erträge im freien Markt erwirtschaftet und nur dank diesen Zusatzgeschäften das dichte Filialnetz und die Versorgung bis ins letzte Bergtal finanzieren kann.

Rein betriebswirtschaftlich würden viele Filialen längst nicht mehr bestehen, ohne gesetzliche Vorgaben hätte die Post sie wohl geschlossen. Einschränkungen würden daher nicht nur die Post, sondern das gesamte Service-public-Modell infrage stellen. Statt Verbote brauche es mehr Handlungsspielraum, um die Grundversorgung an die digitale Realität anzupassen.

Luftwaffenchef: «Die Sicherheitslage in Europa ist brandgefährlich»

Der scheidende Luftwaffenchef Peter Merz rechnet nicht mit einer Entspannung in den nächsten Jahren. «Die Sicherheitslage in Europa ist brandgefährlich. Wir rechnen ab 2028 mit einer Ausweitung des Kriegs in der Ukraine nach Westeuropa. Wir müssen handeln», sagt Merz im SonntagsBlick-Interview. Merz war von 2021 bis 2025 Luftwaffenchef und wechselt im Oktober zur Flugsicherung Skyguide.

Der Aargauer geht nicht davon aus, dass die russischen Drohnen aus Versehen in den polnischen Luftraum eingedrungen sind. Weiter wäre die Schweiz einem russischen Drohnenangriff aktuell nicht gewachsen, sagt Merz: «Die F/A-18, die bei uns in Betrieb sind, können auf diese Distanz keine Drohnen orten.» Umso wichtiger sei es, «dass wir die F-35 und die bodengestützten Systeme erhalten, vor denen die Drohnen nicht mehr sicher sind».

Peter Merz war von 2021 bis 2025 Luftwaffenchef und wechselt im Oktober zur Flugsicherung Skyguide.
Bild: Keystine / Urs Flueeler

Die USA erlauben der Schweiz, weniger F-35 zu kaufen

Die Beschaffung des F-35 kommt die Schweiz deutlich teurer zu stehen als geplant: Bis zu 1,3 Milliarden Franken könnten die Mehrkosten betragen. Derzeit prüft das VBS Möglichkeiten, um die Kosten der Erneuerung der Luftwaffe zu senken. Eine Variante: Der Bund könnte weniger Flugzeuge kaufen. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, hat das VBS diese Möglichkeit mit amerikanischen Vertretern besprochen.

Das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) bestätigt gegenüber der Zeitung, dass die USA bereit seien, eine kleinere Bestellung der Schweiz zu akzeptieren. Die Frage ist, ob sich das Parlament zu einer solchen Reduktion der Flotte durchringt. «Rein finanziell ergibt die Möglichkeit, weniger Flugzeuge zu kaufen, vielleicht Sinn», sagt Mauro Tuena, SVP-Nationalrat und Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK). «Aber sicherheitspolitisch sieht die Lage ganz anders aus», so Tuena. «Der F-35 hat gerade in Polen beim Abschuss russischer Drohnen seine Fähigkeiten bewiesen.» Da wäre es doch eher richtig, alle 36 Flieger zu kaufen. Zur Not mit einem zusätzlichen Kredit.

Bruch mit einem Tabu: Grosse Firmen machen Löhne öffentlich

Es steckt tief in der schweizerischen DNA: Über den Lohn spricht man nicht – zumindest nicht öffentlich. Und die Gehälter, von denen niemand reden mag, sind bei den meisten Unternehmen hierzulande auch gut aufgehoben: Die Lohnlisten sind vertraulich, eine Offenlegungspflicht gibt es nicht. Das wird sich bald ändern: Ab Mitte des nächsten Jahres müssen grosse Firmen in der EU ihre Gehaltsspannen offenlegen.

Für Schweizer Unternehmen, die entweder Tochtergesellschaften in der EU haben oder an Ausschreibungen in der EU teilnehmen, heisst das: Sie müssen sich jetzt darauf einstellen. Wie die SonntagsZeitung schreibt, gehen nicht alle gleich um mit dieser Neuerung. Der Rückversicherer Swiss Re hat an neun EU-Standorten die Regeln schon 2024 umgesetzt. Roche will hierzulande künftig ebenso das Lohnband mit Bewerbern vor dem ersten Interview teilen, ­Novartis zieht bis 2027 nach. UBS, ABB, Holcim, Nestlé, Axa und Zurich machen die Löhne bei Neuanstellungen in ihren EU-Niederlassungen teilweise jetzt schon transparent. Sie alle überlegen sich allerdings noch, ob sie dieses System auch auf die Schweiz ausweiten wollen.

Der Bundesrat will für tiefere Zölle Chlorhühnchen zulassen

Der Bundesrat hat im Zollstreit ein heikles Angebot gemacht. Gemäss gut informierten Quellen gibt es im seit längerem ausgehandelten Vertragsentwurf mit den USA das Kapitel «Nichttarifäre Handelshemmnisse». Darin soll der Bundesrat bereits im Sommer Massnahmen zugesichert haben, damit amerikanisches Pouletfleisch in die Schweiz verkauft werden kann.

Heute ist amerikanisches Chicken hierzulande tabu. Denn die Tiere werden nach dem Schlachten in Desinfektionsmittel getaucht.
Bild: Symbolbild: Sandra Ardizzone

Gemäss Recherchen der «NZZ am Sonntag» steht im Papier der folgende Satz: «Die Schweiz beabsichtigt, mit den Vereinigten Staaten zusammenzuarbeiten, um spezifische Massnahmen anzugehen, die den Marktzugang für US-Geflügelfleisch und -produkte einschränken.» Heute ist amerikanisches Chicken hierzulande tabu. Denn die Tiere werden nach dem Schlachten in Desinfektionsmittel getaucht. Sogenannte Chlorhühnchen dürfen in der Schweiz aber nicht verkauft werden, wie das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) bestätigt.

Das Chlorhuhn ist ein absolutes Reizthema. Es sorgt seit Jahren für Streit zwischen den USA und Europa. «Das ist etwa das Dümmste, was wir importieren können», sagt der Grünen-Nationalrat Kilian Baumann. Die EU habe besser verhandelt und sei bei den Lebensmittelstandards hart geblieben, so der Präsident der Kleinbauernvereinigung. Gelassener reagiert der Präsident des Bauernverbandes: «Am Schluss stellt sich die Frage, ob sich ein solches Produkt auf dem Schweizer Markt überhaupt durchsetzen würde», sagt Markus Ritter. (fan)

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