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Frankreich

Feministinnen als «Dreckschlampen» betitelt: Brigitte Macron fällt aus der Rolle

Warum beschimpft Frankreichs First Lady radikale Feministinnen auf unflätige Weise? Mit politischen Folgen muss das Ehepaar im Elysée jedenfalls rechnen.
Die erste Affäre der französischen Präsidentengattin Brigitte Macron (Bildmitte), hier diese Woche im Elysée-Palast?
Bild: Yoan Valat

Was ist nur in Brigitte Macron gefahren? Perplex hören ihre Landsleute, die Präsidentengattin habe ein paar protestierende Feministinnen als «sales connes» betitelt. Das kann je nach Betonung «dumme Ziegen» heissen – oder noch viel Abschätzigeres.

Die kruden Worte waren am Montag in einem Korridor der Pariser Theaterbühne Folies Bergère gefallen. Brigitte Macron hatte den mit ihr befreundeten Komiker Ary Abittan vor seinem Auftritt gefragt, wie es ihm gehe. «Ich habe Angst», kam die Antwort des Humoristen, der von einer Bettgenossin der Vergewaltigung bezichtigt worden war, aber eine Verfahrenseinstellung erreichte. Trotzdem stören Frauenrechtlerinnen seine One-Man-Show, so wie andere Französinnen schon Rezitale des Schauspielers Gérard Depardieu gestört hatten.

Brigitte Macron erwiderte, um Abittan aufzumuntern: «Wenn es wieder solche Dreckschlampen (sales connes) hat, werfen wir sie raus.» Dann sprach sie auch von «maskierten Banditen».

Kurz darauf war die Sequenz online. Und ganz Frankreich fragt sich: Hat die elegante und populäre Première Dame auch eine andere Seite?

«Mimi» war nicht da

Recherchen der Zeitung «Le Parisien» geben vielleicht den Beginn einer Erklärung. Die fragliche Handysequenz war wie bei Brigitte Macron üblich an die Agentur Bestimage gegangen. Sie verkauft jeweils solche Promivideos an die grossen Medienhäuser weiter. Am Montagabend war die Agenturchefin Michèle «Mimi» Marchand, die sonst eisern über das Image von Brigitte Macron wacht, aber aus privaten Gründen abwesend. Deshalb «schlüpfte» das Video durch.

Heisst das, dass die stets perfekt in Louis Vuitton oder Dior gekleidete Präsidentengattin öfters so vulgär wird, ohne dass dies an die Öffentlichkeit dringt? Bekannt ist, dass sie frei von der Leber spricht; mit 72 Jahren, 25 mehr als Emmanuel, meinte sie einmal abfällig, sie könne ihre eigene «Visage» bald nicht mehr öffentlich zeigen.

Dass sie aber gegen Feministinnen vom Leder zieht, überrascht doch weitherum. Ihrem politisch isolierten Mann leistet sie damit keinen Dienst. Zudem verscherzt sie es mit der Linken und speziell Feministinnen, die sie bisher gegen die absurden Gerüchte amerikanischer Trumpisten, Brigitte sei ein Mann, verteidigt hatten.

Die feministische Vereinigung «les Tricoteuses hystériques» (hysterische Strickerinnen) kündigte am Dienstag eine Gerichtsklage gegen die First Lady wegen öffentlicher Beleidigung an. Sprecherinnen der Grünen und der Linkspartei der Unbeugsamen verlangen nun «erst recht» die Demission des Präsidentenpaares.

Macrons Regierungssprecherin liess dagegen verlauten, auch eine Entschuldigung durch die Première Dame sei nicht vorgesehen. Die Brigitte-Anhängerschaft argumentierte auf ihren eigenen Hashtags, der spontane Sager sei weniger gewalttätig als die militanten Störaktionen gegen einen Komiker, den die Justiz unbehelligt lässt.

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