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Kultureller Export: Zwei Tenöre auf der grossen deutschen Opernbühne

Abwanderung von Talent oder Botschafter für die Marke Schweiz? Eine Produktion an der Deutschen Oper am Rhein setzt auch auf Talent aus Luzern.

Brain Drain ist für die Schweiz normalerweise kein relevantes Thema. Qualifizierte Fachkräfte sind gefragt, ausländische Studierende strömen an hiesige Hochschulen, und das Image der Hochlohninsel sorgt für stabile Zuwanderung. Doch ausgerechnet eine Opernproduktion in Düsseldorf zeigt nun ein umgekehrtes Bild: eine kleine kulturelle Abwanderung aus Luzern.

Cornel Frey ist ein Sohn der Stadt Luzern. Und hat doch seinen Platz auf der Opernbühne in Düsseldorf gefunden.
Bild: zvg / Andreas Endermann

In der «Fledermaus» an der Deutschen Oper am Rhein, die am 31. Dezember Premiere feiert, stehen während einigen der Vorstellungen nämlich gleich zwei Luzerner Tenöre gemeinsam auf der Bühne. Raphael Wittmer ist eigentlich in Mannheim fest engagiert, gastiert hier aber als Dr. Blind, während Cornel Frey die Hauptrolle des Gabriel von Eisenstein übernimmt. Als festes Ensemblemitglied mit regelmässigen Rollen ist Frey dem Publikum in Düsseldorf und Duisburg schon seit 13 Jahren bekannt. Seine professionelle Karriere beschritt er anfangs der 00er-Jahre am Zürcher Opernstudio. Seither trat er bereits am Lucerne Festival, an der Bayrischen Staatsoper, bei den Wiener Festwochen und bei der Styriarte in Graz auf.

Raphael Wittmer singt Dr. Blind.
Bild: zvg/Markus Raeber

Ganz neu ist die Zusammenarbeit von Frey und Wittmer allerdings nicht. Beide machten ihre allerersten gesanglichen Schritte bei den Luzerner Singknaben und sangen später im Vokalensemble «Les Garçons», das bis zu seiner Auflösung 2003 bestand und für dessen musikalische Einstudierung Frey ab 2002 sogar selbst zuständig war.

Auch die Intendantin des Luzerner Theaters, Ina Karr, zieht es nach Düsseldorf: Die gebürtige Deutsche ist designierte Intendantin der dortigen Oper und übernimmt die Zügel ab 2027/28 (wir berichteten).

Von einem Brain Drain kann man in diesem Fall trotzdem kaum sprechen. Eher davon, dass Luzerner Kulturschaffende offenbar dorthin gehen, wo es gute Rollen und wie in Düsseldorf ein grosses Publikum gibt. Verloren sind sie jedenfalls nicht. Im Gegenteil: Sie vertreten die Schweiz im Ausland so zuverlässig wie Käse und Schokolade.

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