notifications
Zurich Film Festival

Andere Besitzer, gleicher Glamour: So war die Eröffnung des ZFF

Die 21. Ausgabe des Zurich Film Festivals ist die erste unter den neuen Eigentümern um Festivaldirektor Christian Jungen. Was war vom Wechsel zu spüren?
Langsam schwarz zu blau: Festivaldirektor Christian Jungen, Festivalpräsidentin Doris Fiala, Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, Schauspielerin Dakota Johnson sowie Regisseur und Schauspieler Michael Angelo Covino.
Bild: Valentin Hehli

Die grellsten Schlagzeilen, die das Zurich Film Festival (ZFF) in diesem Jahr im Vorfeld seiner Eröffnung produzierte, berührten weder Skandal noch Kontroverse. Da war keine Debatte um Cancel-Culture, kein Eklat um einen Hauptsponsor und keine kurzfristige Absage eines eingeplanten Films wegen Shitstorm und Drohungen – so wie es in den letzten drei Jahren geschehen war.

Stattdessen Aufbruchstimmung. Anfang Sommer hatten sich die Gerüchte gemehrt, dass die NZZ, langjährige Eigentümerin des Festivals, das ZFF loswerden wolle. Im Juli dann die Verkaufsbestätigung, wobei etwas überraschte, wer zuschlug: Übernommen hat das ZFF eine fünfköpfige Eigentümergruppe um Christian Jungen, der das Festival seit 2019 als Direktor leitet.

Eine nicht risikofreie Entscheidung für Jungen und sein Team. «Wir werden natürlich viel Druck haben und sind wie eine Durchschnittsfamilie: Wir müssen schauen, dass wir das Geld verdienen, das wir ausgeben», sagte der Festivaldirektor zu dieser Zeitung.

Doch Jungen betonte, er und sein Team wollten das ZFF «auf das nächste Level bringen». Also noch mehr Stars mit klingenden Namen und noch mehr Filme, die später an der Oscar-Verleihung reüssieren. Ambitionen, die durchaus eingelöst sieht, wer durchs aktuelle Programm wischt.

Der Champagner ist nicht mehr derselbe

Inzwischen hat das ZFF einige neue Sponsoren dazugewinnen können und auch an der gestrigen Eröffnungsfeier im Zürcher Kongresshaus war vom Besitzerwechsel wenig zu spüren. «Der Eingang ist an einem anderen Ort und letztes Jahr war es noch ein anderer Champagner – ansonsten ist bislang alles gleich», sagte etwa der Filmproduzent Peter Reichenbach vor dem Saal. Ihm sekundierte der Medienunternehmer Roger Schawinski, der ebenfalls meinte, der Abend fühle sich an wie in früheren Jahren.

Im Saal wiederholte Festivaldirektor Jungen sein Ziel und erklärte, nach dem «aufregenden Move» der Übernahme müssten er und sein Team schauen, «dass wir das Festival next level bringen». In Details verlor er sich dabei nicht, aber dem Applaus nach zu urteilen, war die Mehrheit im Publikum ohnehin vor allem am Auftritt der Schauspielerin Dakota Johnson interessiert, die eine der Hauptrollen im Eröffnungsfilm «Splitsville» spielt.

Davor sprachen allerdings noch sehr kurz und pointiert die scheidende Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch («die beste, da kürzeste Rede, die ich je gehalten habe») und Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, die weite Bögen von Frühfranzösisch über die EU-Beziehungen hin zur Schweizer Filmszene schlug.

Die Fröhlichkeit des Eröffnungsfilms passt

Schliesslich glitt Dakota Johnson, der Star des Abends, auf die Bühne, um einen Golden Eye Award entgegenzunehmen. Davor hatte Christian Jungen das Talent und den entwaffnenden Charme der 35-jährigen US-Amerikanerin gepriesen, die den Charme umgehend bestätigte, indem sie Jungen augenzwinkernd schmeichelte.

Man hat sich also lieb, wozu auch der Eröffnungsfilm passte. Die Komödie «Splitsville» rund um zwei polygame Paare schlägt sehr viel hellere und spritzigere Töne an als die Filme «Dream Scenario» oder «Law and Order», die das ZFF in den letzten Jahren eröffnet hatten.

Zum Ende hin wird der Film allerdings kurz nachdenklich und gibt dem Publikum leicht plakativ die Message auf den Heimweg, dass man den Wert einer Sache oder Person erst begreife, nachdem man sie verloren habe. Nun hat die neue Besitzergruppe um Jungen nicht verraten, was sie fürs ZFF bezahlt hat. (Kolportiert wird eine kleine, einstellige Millionenzahl.) Aber dem Strahlen des Direktors und neuen Miteigentümer nach zu urteilen, weiss er wohl um den Wert seines Festivals.

Mehr zum Thema:

Mehr zum Thema:

Kommentare (0)